1671 - Fluchtpunkt Mars
Hanse-Spezialisten Owo Amber bewegte sich ein wenig auf ihn zu. „Es ist tatsächlich so!"
Homer G. Adams sog hörbar die Luft ein. In seinem Gesicht standen Unglauben und Zweifel geschrieben. Um seinen Mund zuckte es, und er aktivierte mit einem Schnalzlaut von Daumen und Zeigefinger den in die Schreibfläche seines Mahagonitisches eingelassenen Aufzeichner. „Adams am ersten Juli des Jahres 1207 Neuer Galaktischer Zeit", sprach er. „Es ist achtzehn Uhr Ortszeit. Die Gruppe der Anwälte, welche die kranken Ertruser vertritt, hat erneut eine Anzeige erstattet. Diesmal gegen Perry Rhodan persönlich. Ende des Eintrags."
Er hob den Kopf, starrte das Holo an. Der Hanse-Spezialist hob die Schultern. „Vermutlich weiß ich, was du jetzt sagen willst, Homer. Es klingt grotesk, regelrecht verrückt. Aber es entspricht der Wahrheit. Lyndara und ihre Kampfgefährten wollen Perry auf die Anklagebank bringen. Hast du weitere Anweisungen für mich?"
Ein paar Augenblicke starrte der Chef der Kosmischen Hanse verblüfft auf das dunkle Gesicht und die dunkelblonden Kräuselhaare des Mannes. Owo Amber hatte sich von irgendeinem privaten Anschluß in der westlichen Peripherie Terranias mit ihm in Verbindung gesetzt, vermutlich direkt aus seiner Wohnung. „Wie? Ach so. Ja. Behalte den Sprecher der Clique im Auge, diesen Kylk Myneon. Ich will genau wissen, was er tut und mit wem er sich trifft. Wenn es irgendwie geht, dann versuche, ihn bei irgendeinem Gesetzesübertritt zu ertappen, wenn möglich unter Zeugen.
Wir brauchen jede Handhabe, auch wenn sie noch so klein und nicht ganz hundertprozentig ist."
„In Ordnung, Homer. Du hörst von mir!"
Das Hologramm verschwand übergangslos, und der kleine Terraner hinter dem viel zu großen Schreibtisch stützte den Kopf in die Hände und schloß für einen Augenblick die Augen. Es war absurd. Wie ein surrealistisches Theaterspiel mutete es an, was die Anwaltshorden Lyndaras auf Terra boten.
Anzeigen wegen Vergehen oder vermeintlicher Übergriffe des Weltstaates in die persönlichen Belange der Bewohner Terras gab es täglich, und die Beamten gingen ihnen mit der gewohnten Akribie nach, kümmerten sich um jede Beschwerde und jede Klage persönlich. Dazu hatte die LFT ihre Beamten und ihre Syntrons, damit den Belangen der Menschen und der Extraterrestrier das nötige Gewicht verliehen wurde.
Angefangen hatte es im Februar, zwei Monate nach der Einlieferung der zwölf Ertruser auf Mimas. Der Ertruser Kylk Myneon war nach Terra gekommen, und wenige Tage später hatten er und seine Helfershelfer die ersten Anzeigen erstattet.
Gegen die LFT und gegen die Kosmische Hanse.
Seit diesem Zeitpunkt verging kaum ein Tag, an dem Adams sich nicht mit dem Ersten Terraner über den aktuellen Stand der Dinge besprach. Diesmal lag es in seinem Ermessen, Henner Markov die neuesten Informationen zukommen zu lassen. „Syntron, gib mir eine Verbindung mit dem Ersten Terraner", forderte er halblaut. Der Verwaltungssyntron seines Büros bestätigte und rief das Hauptquartier der LFT.
Augenblicke später tauchte das Holo mit der Gestalt Markovs auf. Er saß an einem Tisch und nahm gerade einen kleinen Imbiß zu sich.. „Guten Appetit", wünschte Adams. Markov bedankte sich.
In knappen Worten berichtete Adams, was er soeben von seinem Spezialisten erfahren hatte. „Wir können nichts dagegen tun, denke ich.
Perry Rhodan ist abwesend, er befindet sich irgendwo an der Großen Leere. Kein Ertruser und kein Gericht kann ihn zu einer Vernehmung herbeizitieren. Selbst wenn wir ihm einen Ennox wie Philip schickten, würde es mindestens dreieinhalb Jahre dauern, bis Perry einträfe."
„Ich kann darüber nur lachen", erwiderte Markov. „Dieser Klage brauchen wir keinerlei Aufmerksamkeit zu widmen, Homer. Lächerlich! Sie soll uns nur ablenken. Kylk Myneon ist gerissen."
„Ich stimme dir zu. Bis später." Adams unterbrach die Verbindung und machte sich eine zweite akustische Notiz in sein persönliches Tagebuch.
Den Prozessen gegen die Hanse und die LFT sowie den Vorwürfen sah er mit gemischten Gefühlen, jedoch recht zuversichtlich entgegen. Den Verantwortlichen im Solsystem war keine andere Wahl geblieben, als gegen Lyndara und ihre Gruppe vorzugehen, die sich als gewalttätig und gemeingefährlich erwiesen hatten. Andererseits hatten die Argumente, mit denen die zwölf Kranken auf Mimas argumentierten, etwas für sich. Es ging um ihr Recht auf Selbstverwirklichung. Sie hatten im Dienste des
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