1674 - Freunde der Ennox
sind."
„Ich habe ein Programm", versicherte Boris Siankow etwas forsch und ungeduldig.
Seine gelblichen Augen flackerten unruhig. „Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier. Aber auch nicht, um den Ennox nach der Pfeife zu tanzen."
Er ignorierte den skeptischen Blick Ronald Tekeners. „Ich verzichte bewußt auf eine Wiederholung der uns allen bekannten Fakten über die Ennox oder Veego", fuhr der marsianische Nexialist fort, „wobei ich die eingebürgerte Bezeichnung >Ennox< beibehalten werde. Ich präsentiere euch einen Fragenkatalog, den ich mit meinen Mitarbeitern während der Recherchen der letzten zwei Tage ausgearbeitet habe. Er ist sicher nicht vollständig, aber auf ihm können wir aufbauen."
Homer G. Adams erhob keine Einwände. „Ich zähle nur ein paar der wesentlichen Fakten auf", sprach Boris Siankow weiter, „weil einige Fragen darauf aufbauen."
„Gut so", warf Ronald Tekener ein. „Wir haben ja alle über das nachgedacht, was die Ennox erzählt haben. Die Kernfrage ist aber die: Wie geht's weiter? Und was soll nun geschehen?"
„Laß mich mal ausreden!" Boris Siankows unwirsche Antwort zeigte, daß er bis unter die Haarspitzen gereizt war. „Danach kommen die allgemeinen Fragen, die du gestellt hast."
Der Nexialist gab dem Projektionsroboter Anweisungen. Eine Bildwand baute sich auf.
Darauf erschienen in Stichworten die Punkte, die der Wissenschaftler nun nannte. „Die Ennox sind ein uraltes Volk, über dessen biologischer Entstehungsgeschichte weiterhin ein großes Fragezeichen steht. Vielleicht besitzen sie so etwas gar nicht. Zu klären wäre der Punkt aber allemal. Ihr Leben verläuft in drei großen Phasen, deren tiefere Bedeutung allein darin liegt, daß sie im zweiten Lebensalter per Kurzen Weg das Universum bereisen, Daten sammeln und diese im dritten Abschnitt ins Große Modell eingeben, in das sie schließlich im Tod selbst aufgehen. Daraus ergibt sich die erste Frage: Warum sehen die Ennox ihren Lebensinhalt darin, ein lückenloses Modell des Universums am Nachthimmel ihrer Heimat zu errichten?"
„Du kannst diese Frage auch anders formulieren", hakte der Smiler ein. „Und zwar so: Tun sie es aus eigenem Antrieb? Oder: Wer erteilte ihnen den Auftrag für diese immense Arbeit?
Oder: Wenn einer den Auftrag gab, wer war es? Und: Warum tat er es? Du kannst es auch ganz allgemein fassen und fragen, was diese Aufgabe ausgelöst hat."
„Mir haben sich in diesem Zusammenhang ganz andere Fragen aufgedrängt", sagte Utan-Bao-K'ley. „Nämlich die: Wie sammeln die Ennox die Daten? Wo heben sie sie auf? Wie geben sie sie in das Modell ein?"
„Ihr nehmt einen Teil meiner Überlegungen vorweg", beschwerte sich der Nexialist. „Das macht nichts", behauptete Ronald Tekener leichthin. „Ich habe mich vor allem mit einem Komplex befaßt: Wir wissen, daß die Ennox eigentlich Energiewesen sind, die nur dann, wenn sie ihre Heimat verlassen, eine reale Gestalt annehmen. Es ist doch sehr auffällig, daß es sich dabei ausgerechnet um die humanoide Gestalt handelt. Das kann kein Zufall sein. Es muß einen bestimmten Grund haben. Und den würde ich nur zu gern wissen. Warum nehmen sie gerade unsere Gestalt an?"
„Es handelt sich nicht um unsere Gestalt", korrigierte ihn Scricor. „Die humanoide Erscheinungsform ist eine von vielen des Universums. Sie ist recht häufig. Und sie ist an verschiedenen Orten auch unabhängig von anderen entstanden."
„Mag sein." Tekener winkte ab. „Ich hätte trotzdem sehr gern eine Antwort auf diese Frage."
„Wenn ich Zitha richtig interpretiere", entgegnete Boris Siankow, „dann geschieht die Wahl dieses Körpers automatisch. Es handelt sich um einen motorischen Prozeß, dem jeder Ennox ab Beginn des aktiven Lebensalters unterworfen ist. Das würde bedeuten, daß diese Information irgendwann einmal in das Gesamtvolk aufgenommen worden ist und vielleicht im weitesten Sinn eine Art Erbgut darstellt. Es heißt aber nicht, daß es schon immer so gewesen sein muß, daß ausschließlich die humanoide Gestalt angenommen wurde."
„Ich widerspreche dir nicht", brummte der Galaktische Spieler. „Aber deine Erläuterung beantwortet meine Frage nicht. Ich meine das Warum."
„Ich biete dir eine andere Warum-Frage an." Der Nexialist wirkte nervös. „Warum werden die Ennox gerade alle 50 Jahre zur Zeugung angeregt? Und warum dauert ihre erste Lebensphase auch gerade 50 Jahre? Das muß doch einen exakten Grund haben!
Oder glaubt ihr an einen kollektiven
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