1675 - Kontakt bei Borgia
schweres Geschütz. Das wußten wir nicht. Und das ist nicht fair, Kumpel."
„Wir müssen mit jeder Überraschung rechnen", beruhigte ihn Cengiz. „Denk an das, was Kjoster gesagt hat."
Kjoster Nylldarg war der Führer der Kampfgruppe, zu der Sedat und Cengiz gehörten.
Die beiden Verteidiger nahmen an, daß er oben auf der Empore saß und darauf hoffte, daß seine Leute den Kampf gewinnen würden. „Es sind Lagustos Leute", behauptete Sedat plötzlich. „Mir fällt da etwas ein. Einer von Jakkos Leuten hat mir gestern einen Tip gegeben, den ich erst jetzt verstehe. Kjoster und Lagusto haben wieder einmal eine blöde Wette abgeschlossen. Und wir sind die beiden Dummen, die es ausbaden müssen. Verdammte Sauerei!"
Die Defensivschirme des Sockels gerieten ins Wanken. Die vier Aggregate, die sie versorgten, arbeiteten bereits oberhalb der Sollwerte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Schirme zusammenbrachen. „Lagustos Leute?" Cengiz lachte. „Sie sind Stümper. Gute Kämpfer, aber mit wenig Gehirn. Schalte das zweite Aggregat zusätzlich auf den Antigrav. Ich werde es den Burschen schon zeigen."
„Was hast du vor?" fragte Sedat. „Mach voran! Du wirst es schon sehen."
„Wenn ich das Aggregat umschalte, schießen sie uns aber eine Lücke in die Schirmfelder", beschwerte sich der kräftigere der beiden Verteidiger. „Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Beeil dich. Ich brauche mehr Energie auf dem Antigrav."
Cengiz huschte in eine Ecke. „Ich sprenge uns vom Unterteil ab", rief er, „wenn du endlich fertig bist!"
Sedat desaktivierte das Energieaggregat und schaltete es auf den Antigrav. Das dauerte zwei Sekunden. Kaum war diese Zeitspanne verstrichen, brachen die Defensivschirme des Sockels unter dem Feuer der Angreifer zusammen.
Und zum gleichen Zeitpunkt aktivierte Cengiz den Antigrav sowie einen Reserveschirm, der das Oberteil der Bastion vom Unterteil isolierte. Mit einer letzten Schaltung löste er die Selbstvernichtungsanlage aus, die im Keller des Gebäudes installiert worden war.
Es war ein verdammt riskantes Unternehmen, sagte sich der junge Ertruser. Aber er ging das Risiko bewußt ein.
Gewaltige Flammen schössen aus dem Boden. Das neue Schirmfeld schützte das Obergeschoß. Aber die Druckwelle der Explosion riß es in die Höhe. Der Antigrav unterstützte die Bewegung und stabilisierte sie gleichzeitig. Das Oberteil schoß bis an die etwa fünfzig Meter hohe Decke und verkeilte sich dort scheinbar zwischen dem Gestänge. Die Wahrheit war, daß Cengiz die noch intakte Hälfte der Bastion mit dem Antigrav in dieser Position hielt.
Unten auf dem Boden flammten die Scheinwerfer der Angreifer auf. Ihr Siegesschrei war bis in die Höhe wahrzunehmen. Sie wähnten sich als Gewinner, denn entweder hatten die Verteidiger aufgegeben oder die Flucht ergriffen, Oder aber sie waren umgekommen.
Die Angreifer - fünf mächtige Gestalten in SERUNS - stürmten auf das Gelände zwischen die Trümmer der Bastion. Sie schwenkten ihre Waffen und stießen ein Triumphgeheul aus, das sogar die Gruppenführer oben in der Empore hören mußten. „Noch zehn Minuten", stellte Cengiz fest. „Dann hätten wir gewonnen. Die Lagusto-Idioten bilden sich ein, sie hätten es geschafft. Sieh nur, Sedat, wie leichtsinnig sie sind.
Sie desaktivieren ihre SERUNS und holen schon die Flaschen raus. Wir werden ihnen eine Lektion erteilen. Bist du bereit?"
„Natürlich." Der Kräftigere grinste, dann er hatte den Plan des Jüngeren durchschaut.
Cengiz polte mit einem Griff das Antigravfeld um. Das Oberteil des Gebäudes schoß mit aberwitziger Geschwindigkeit in die Tiefe. Genau auf die vermeintlichen Sieger zu, die sich vor Freude fast überschlugen. Sie sahen die Gefahr gar nicht auf sich zukommen! „Wir machen sie platt!" freute sich Cengiz.
Aber dazu kam es natürlich nicht.
Zwei oder drei Meter über den fünf ertrusischen Angreifern blieb das Oberteil der Bastion plötzlich in der Luft stehen.
Cengiz und Sedat stießen wilde Flüche aus und beugten sich nach draußen. Dann lachten sie wieder auf.
Auf den Köpfen aller fünf Angreifer blinkten dreimal die roten Signallichter auf. Das bedeutete „Tod". Dann setzte die Matt-Injektion ein und betäubte die Gestalten. Sie sanken zu Boden. Waffen wie Flaschen entglitten ihren Händen. Sie polterten zwischen die Trümmer, das Gestein und die Sumpflöcher. „Gewonnen!" stellte Cengiz fest. „Richtig!" pflichtete ihm sein Mitstreiter bei. Er deutete auf
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