1679 - Mandragoros Geisterfrau
einverstanden sein. Er ging radikal und auch brutal vor.
Mich akzeptierte er. Wir hatten so etwas wie einen Pakt geschlossen und ließen uns gegenseitig in Ruhe. Aber wenn er zu grausam war, konnte ich das nicht akzeptieren. Dann musste ich mich auf die Seite der Menschen stellen, auch wenn mir das nicht leicht fiel. Denn ich war dem Gesetz verpflichtet.
Auf dem Flug von London nach Dundee hatte ich ein wenig die Augen geschlossen und geschlafen. Die Maschine flog sehr ruhig. Es gab keine Probleme und auch die Landung verlief glatt. Der Blick auf das Meer war wie immer super und auch die Luft, die mich empfing, gefiel mir.
Sie war wesentlich klarer als die in London und die Temperaturen waren genau nach meinem Geschmack.
Maxine Wells hatte mich abholen wollen, doch das war nicht in meinem Sinne gewesen. Den Weg zu ihr fand auch ein Taxi. Auf einen Leihwagen konnte ich ebenfalls verzichten.
Ein Wagen war schnell gefunden. Der Fahrer sah aus wie ein Berggeist, zumindest was seinen Bart anging. Aus kleinen Augen betrachtete er mich und ich sah in seinen Pupillen das Funkeln.
»Engländer, wie?«
»Nicht ganz. Ich bin Schotte. Aber meine Eltern und ich haben lange in London gelebt, und da lebe ich jetzt auch noch. Ich mache hier nur einen Besuch.«
»Verstehe.«
»Sie müssen also keine Umwege fahren, nur um einem Engländer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.«
Er lachte. »Kenner, wie?«
»So sieht es aus.« Ich nannte ihm das Ziel und er musste noch einen Kommentar abgeben.
»Gute Weingegend.«
»Ich weiß.« Mehr sagte ich nicht, denn ich hatte keine Lust auf eine lange Unterhaltung. Ich war schließlich nicht gekommen, um Ferien zu machen. Mein Freund und Kollege Suko war in London zurückgeblieben und hielt dort die Augen auf. Der Fahrer merkte, dass ich mit meinen Gedanken allein sein wollte. Er hielt sich zurück. Ich saß entspannt im Fond und war gespannt darauf, was mich genau erwartete. Möglicherweise hatte sich schon etwas Neues getan, jedenfalls musste ich mir den Toten genau anschauen. Vielleicht konnte er mir den Weg zu Mandragoro weisen. Aber ob das alles so stimmte, war zu bezweifeln.
Wir hatten den Kern der Stadt nicht durchfahren müssen und so näherten wir uns schnell dem Ziel und einer Gegend, die ich sehr-gut kannte. Schon bald sah ich das Haus der Tierärztin. Ein Weg durchschnitt die Rasenfläche davor und führte direkt bis ans Haus heran.
Ich stieg aus und ging den Weg zu Fuß. Der Fahrer hatte mich freundlich verabschiedet. Das war ihm nicht schwergefallen, da er wusste, dass in meinen Adern schottisches Blut floss.
Ich trug meine Reisetasche mit den nötigsten Klamotten und wunderte mich eigentlich, dass noch niemand aus dem Haus kam, um mich zu begrüßen. Eigentlich wäre Maxine mir entgegen gekommen, das hatte sie immer getan. Diesmal allerdings nicht. Ich musste trotzdem nicht klingeln, denn bevor ich die Tür erreichte, wurde sie aufgezogen. Nicht Maxine Wells stand vor mir, sondern das Vogelmädchen Carlotta. Die blauen Augen strahlten. Auf dem Gesicht lag ein Lächeln und jubelnd wurde mein Name gerufen.
»John, da bist du ja endlich!«
Dann flog mir Carlotta in die Arme und ich musste sie um die eigene Achse drehen. Danach zog sie mich ins Haus und schloss schnell die Tür, als hätte sie Angst davor, von der Straße her gesehen zu werden.
»Hast du Durst? Hunger?«
Ich musste lachen, »Nein, nein, das nicht. Ich bin nur neugierig.«
»Kann ich mir denken. Du willst bestimmt wissen, wo sich Maxine aufhält.«
»Genau.«
»Sie ist nicht da. Deshalb habe ich dir ja die Tür geöffnet. Sie musste weg.«
»Und wohin?«
»Zu einer Versammlung.«
Ich sagte nichts und war schon überrascht, so etwas zu hören. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich schüttelte leicht den Kopf.
»Was will sie denn dort?«
»Etwas Genaues kann ich dir nicht sagen. Aber es hat etwas mit dem neuen Fall zu tun.«
Inzwischen hatte ich meine Reisetasche im Gästezimmer abgestellt. Noch wusste ich nicht viel und so bat ich Carlotta, mich aufzuklären.
Das tat sie gern. Wir blieben dabei im Gästezimmer und saßen uns gegenüber. Ich erfuhr alles und kam dann auf die Versammlung zu sprechen.
»Glaubst du denn, dass Maxine sich dort durchsetzen und einen Erfolg erzielen kann?«
»Ich weiß es nicht, John. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich nicht viel Hoffnung.«
»Das denke ich auch. Zwar kenne ich die Mitglieder der Investorengesellschaft nicht, kann mir aber vorstellen, dass
Weitere Kostenlose Bücher