1679 - Mandragoros Geisterfrau
noch ein neuer?«
»Das ist wohl die Gier der Menschen.«
»Glaube ich auch.«
Carlotta schaute mich prüfend an und fragte: »Willst du wirklich alleine los?«
»Wie meinst du das?«
Sie boxte mir gegen die Schulter. »Das weißt du genau. Wäre es nicht besser, wenn einer von uns dich begleitet? Ich würde beim Anflug kaum gesehen werden und könnte mich in einem Baum verstecken und eingreifen, wenn es dir schlecht geht.«
»Ja, das könntest du. Trotzdem bin ich dagegen, denn ich weiß, dass Mandragoro nur mich akzeptiert. Wenn überhaupt in diesem furchtbaren Fall.«
Sie hob die Schultern. »Es ist deine Entscheidung, John. Du musst es wissen.«
Mit einem Ohr hatten wir mitbekommen, dass die Tierärztin telefonierte. Das war jetzt nicht mehr zu hören, dafür hörten wir ihre Schritte und wenig später blieb sie vor uns stehen.
Wir versuchten, in ihrem Gesicht zu lesen, wie das Telefonat verlaufen war, aber Maxine hielt sich vorerst zurück. Auf ihrem Gesicht schimmerte ein dünner Schweißfilm, der auch die Lippen hatte feucht werden lassen. Ich hielt es nicht mehr länger aus und fragte: »Und? Hat es bei dir geklappt?«
»Ich weiß es nicht genau, denke aber, dass ich nahe dran bin. Ja, Colin Hill war geschockt, als vom Tod seines Freundes hörte. Damit hatte er nicht gerechnet.«
»Und jetzt?«
»Setzt er sich mit seinen drei Partnern zusammen. Gemeinsam wollen sie zu einem Entschluss kommen.«
»Wie könnte der lauten?«
Maxine ließ sich in einen Sessel sinken. »Das weiß ich nicht genau. Aber Hill haben wir auf unserer Seite. Ich hoffe nur, dass er genug Einfluss besitzt, um auch die anderen Mitglieder auf unsere Seite zu ziehen. Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass es auch um sein Leben geht. Er müsste es eigentlich begriffen haben. Dann sehen wir mal weiter.«
Carlotta fragte: »Wie lange sollen wir denn noch warten?«
»Bis er zurückgerufen hat.«
»Da soll er sich nur nicht zu lange Zeit lassen«, warf ich ein. »Die andere Seite hat nur wenig Geduld.«
»Das habe ich ihm auch gesagt, John.«
»Wenn es zu lange dauert, mache ich mich schon mal auf den Weg. Dann kannst du mich über mein Handy erreichen.«
»Kennst du den Ort denn?«
»Nein, aber ihr werdet ihn mir verraten.«
»Ich kann auch mitfahren,«
Damit hatte ich gerechnet. Das Vogelmädchen hatte ich abwimmeln können. Ob mir das auch bei Maxine Wells gelang, stand in den Sternen.
»Begeistert siehst du nicht aus.«
»Das bin ich auch nicht.«
»Was soll denn schon passieren?«
»Ich weiß nicht, wie Mandragoro drauf ist. Und ich kann auch nicht behaupten, dass er mein bester Freund ist. Er weiß nur, dass ich bei bestimmten Dingen ebenso denke wie er. Das war bisher ein Vorteil für mich.«
Maxine wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, weil sich das Telefon meldete.
»Das wird Colin Hill sein«, sagte sie und lief zur Station, um dort abzuheben. Jetzt wurde es spannend. Nicht nur ich ging davon aus, dass wir an einem Wendepunkt standen. Es kam darauf an, wie sich dieser Colin Hill entschieden hatte. Ich hatte erwartet, dass Maxine den Lautsprecher anstellte, doch das hatte sie leider nicht getan. Möglicherweise war sie zu nervös. Jetzt achteten wir auf ihre Reaktion. Sie war nicht ruhig, sondern ging hin und her. Der Anrufer ließ sie nicht oder kaum zu Wort kommen. Eine Weile hörte sie nur zu, dann platzte ihr der Kragen.
»Kommen Sie endlich zur Sache, Mr Hill.« Anscheinend hielt er sich daran, denn wir beobachteten die Mimik der Tierärztin, die sich uns zugewandt hatte. Ja, es war nicht zu übersehen. Erste Anzeichen der Entspannung waren bei ihr zu erkennen.
Dann stellte sie eine Frage. »Und Sie bleiben dabei, Mr Hill?«
Warten auf die Antwort, dann war alles klar, denn Maxine sprach den letzten Satz.
»Danke, ich verlasse mich auf Sie.« Danach stellte sie das Telefon wieder zurück, sagte kein Wort und atmete zunächst tief durch. Dabei schaute sie uns allerdings an, und wir waren gespannt auf das, was wir zu hören bekamen.
»Die andere Seite hat sich entschieden.«
Carlotta ging einen Schritt vor. »Und?«
»Die Männer haben Vernunft gezeigt. Sie werden den Golfplatz nicht anlegen. Es ist ihnen allen eine Warnung gewesen, dass zwei Menschen sterben mussten. Die ganzen Umstände können sie auch jetzt noch nicht fassen, aber das ist etwas, das uns nicht interessieren sollte. Jedenfalls ist das Projekt gestorben.«
Wir hörten Carlottas Jubelschrei, dann klatschte sie sich mit
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