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1679 - Mandragoros Geisterfrau

1679 - Mandragoros Geisterfrau

Titel: 1679 - Mandragoros Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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näher. Mir fiel auf, dass die Tierärztin sehr konzentriert war. Ihre eigentlich weichen Gesichtszüge sahen hart aus. Maxine wusste, was auf sie zukam. Sie hätte mich absetzen und jetzt einen Rückzieher machen können. Doch das würde sie nicht tun und deshalb schlug ich es ihr auch nicht vor. Als Carlotta sagte, wo wir stoppen sollten, bremste Maxine. »Ja, das ist die Stelle.«
    »Woher weißt du das?«
    »Schließlich habe ich Carlotta abgeholt.«
    Ich schlug mir gegen die Stirn. »Stimmt, daran habe ich nicht gedacht.« Ich löste den Gurt und stieß die Tür auf. Als Erster stand ich im hohen Gras und merkte, dass der Wind aufgefrischt hatte. Die Blätter der Bäume bewegten sich zittrig, als wollten sie uns begrüßen.
    Der Wald stand da wie eine Mauer. Laub- und Nadelbäume wechselten sich ab, wobei Erstere überwogen. Ich drehte mich um und war beruhigt, dass Carlotta das Auto nicht verlassen hatte.
    Maxine Wells trat an meine Seite. Als sie eine Frage stellte, klang ihre Stimme belegt.
    »Können wir gehen?«
    »Meinetwegen schon.«
    Auch sie warf noch einen Blick zurück und sah das Vogelmädchen nicht. Dennoch sagte sie: »Ich mache mir Sorgen um Carlotta. Hoffentlich unterschätzt sie unsere Gegner nicht.«
    »Das kann leider passieren. Aber sie hat bestimmt gelernt und weiß, wie sie sich verhalten muss.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Für uns waren es nur ein paar Schritte, bis wir den Waldrand erreicht hatten. Die Stürme, die im Winter über das Land gefegt waren, hatten kranke Zweige und Äste gelöst, die auf dem Boden lagen und nicht weggeräumt worden waren.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich mit leiser Stimme und ging vor…
    ***
    Ich konnte es gar nicht mehr zählen, wie oft ich in meinem Leben schon in Wäldern gewesen war. Nicht nur hier in meiner Heimat,, auch in anderen Ländern. Nie war es um einen erholsamen Spaziergang gegangen, immer hatte das Betreten des Waldes mit einem Fall zu tun, und das war auch jetzt nicht anders. Ich spürte den leichten Druck im Magen, mein Mund war trocken geworden. Die große Frage war, ob es uns gelingen konnte, Mandragoro und seine Geisterfrau umzustimmen. Würden sie uns glauben, dass dieser Golfplatz nicht gebaut wurde?
    Ich wusste es nicht. Aber ich setzte darauf, dass mir Mandragoro in einem derartigen Fall keine Lüge zutraute. Wenn er sich zeigte, musste ich ihn einfach überzeugen. Aber wo konnte er sich versteckt halten?
    Eine schlichte Aussage reichte da aus. Er war überall. Sein Geist war in der Lage, jede Pflanze und jeden Baum zu übernehmen, denn ihm gehörte die Natur. Er war ihr Hüter und er drehte durch und wurde zu einem gnadenlosen Rächer, wenn ihr etwas angetan wurde. Das hatte ich schon an verschiedenen Stellen der Welt erlebt. Es war ein natürlich gewachsener Wald und kein Forst. Es gab keine Wege, die extra für Spaziergänger angelegt worden waren. Hier musste man sich wirklich durch das Gelände schlagen. Geradeaus kamen wir nicht voran. Wir mussten immer wieder Umwege in Kauf nehmen und auch Bäumen ausweichen, die quer lagen, weil der Wind sie samt Wurzelwerk aus dem Boden gerissen hatte.
    Es gab auch Bäume, die nur zur Hälfte entwurzelt waren. Sie hatten den richtigen Kontakt mit dem Erdreich verloren, waren gekippt, aber von anderen Bäumen aufgefangen worden, sodass sie quer lagen und so etwas wie eine Brücke bildeten. Wie weit wir in den Wald gegangen waren, wusste ich nicht. Bestimmt noch nicht sehr tief, denn wir hatten immer wieder Umwege machen müssen. Ich blieb stehen, stemmte die Hände in die Seiten und atmete eine Luft ein, die sehr schwer war und würzig roch. Als ich zurückschaute, war der Waldrand nicht mehr zu sehen und nur durch das hellere Schimmern zu ahnen, Maxine stellte ihren rechten Fuß auf einen am Boden liegenden Baumstamm. »War's das?«
    »Was meinst du?«
    »Bleiben wir hier oder gehen wir weiter?«
    »Darüber denke ich noch nach.«
    »Glaubst du denn daran, dass Mandragoro uns bereits entdeckt hat?«
    »Sicher.«
    »Dann müsste es reichen.« Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Stirn. »Ich habe mich immer wieder umgesehen auf der Suche nach Tabea. Auch von ihr habe ich nichts entdeckt.«
    »Sie ist aber in der Nähe.«
    »Das denke ich auch.«
    »Sie und Mandragoro beherrschen die Szene. Es ist ihre Welt, Max. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren, zudem ist Mandragoro nicht einfach nur eine Gestalt. Er ist ungeheuer wandelbar, er ist ein Stück Natur, er kann überall

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