168 - Hauptrolle für einen Zombie
Kayba hatten Frank Esslin entführt. Zurückgeholt, hätten sie gesagt. Frank hatte nämlich genug von der Hölle gehabt.
Es hatte die berechtigte Hoffnung bestanden, daß Frank wieder auf unserer Seite stehen würde. Er hatte mir sogar meinen magischen Hing wiedergegeben.
Doch Agassmea und Kayba hatten ihn uns entrissen, und wir wußten nicht, wohin sie ihn gebracht hatten. Das bedeutete, daß wir nichts für ihn tun konnten, und wir mußten damit rechnen, daß er wieder unser Todfeind sein würde, wenn wir ihm das nächste Mal begegneten.
Ich erreichte die Oakwood Studios. Vicky hatte mir einen Ausweis besorgt, der - als ich ihn vorwies - für mich das große Gittertor öffnete. Ich ließ meinen Rover auf das riesige Gelände mit den großen Hallen rollen.
Viele Träume waren hier schon auf Zelluloid gebannt und in die Kinos auf der ganzen Welt gebracht worden. Das Publikum hatte gelacht, geweint, sich gefürchtet, gezittert, gebangt. All die Emotionen hatten hier, in diesen nüchternen Hallen, ihren Ursprung gehabt.
Ich stellte meinen Rover neben einem amerikanischen Straßenkreuzer ab und stieg aus.
Kurz darauf betrat ich die Aufnahmehalle und beobachtete, wie Daisy Brenton mit ihrer Fackel durch die unheimliche Nacht schlich und von einem zum Leben erwachten Toten »ermordet« wurde.
Die Szene war so realistisch, daß es mir eiskalt über den Rücken lief.
***
Produzent des Streifens war Gordon McLean, ein unscheinbarer Mann, dem man nicht ansah, wie tüchtig er war. Er besaß eine Menge Geld, aber nicht genug, um so ein teures Projekt auf die Beine zu stellen. Deshalb brauchte er potente Geldgeber, und im Auftreiben solcher Leute war Gordon McLean einsame Spitze.
Neben der Produktionsfirma gehörten ihm auch ein internationaler Filmvertrieb und eine Kinokette, in denen seine Filme selbstverständlich immer zuerst gezeigt wurden.
McLean verfolgte die Dreharbeiten mit Interesse, ohne Victor Fox in seine Arbeit hineinzureden. Er wußte, daß er keinen besseren Regisseur kriegen konnte, und ließ ihm völlig freie Hand.
Selbst wenn Fox eine Szene zehnmal wiederholte, klagte McLean nicht über das viele Geld, das das kostete, denn er konnte sich darauf verlassen, daß das Ergebnis dieser sorgfältigen Arbeit ein Vielfaches von dem einspielen würde, was er jetzt dafür ausgab.
Sobald die »Nebelszene« im Kasten war, verließ McLean das Studio, ohne sich von jemandem zu verabschieden. Er wollte nicht stören, man hatte in derselben Dekoration noch zwei Sequenzen zu drehen, rüstete um, leuchtete neu aus, und Victor Fox besprach mit den Akteuren die nächste Szene.
Vor dem Studio stand ein schwarzer Mercedes 600. McLean liebte diesen Exoten. Er hätte sich selbstverständlich einen Chauffeur leisten können, fuhr den großen Wagen aber lieber selbst.
Ein Mann fiel ihm auf, als er seinen Wagen erreichte. Alt und dürr war er und schwarz gekleidet, als käme er von einer Beerdigung.
Er sah nicht vertrauenerweckend aus, trug einen schwarzen breitkrempigen Hut, so daß seine tiefliegenden Augen aus grauen Schatten blickten. Seine Wangen waren eingefallen, und sein Mund faltig.
Seltsamerweise war sein Gang so elastisch wie der eines jungen Mannes. Gordon McLean hatte ihn noch nie gesehen, dennoch glaubte er zu wissen, wer das war.
Der Filmproduzent kniff die Augen zusammen und verlieh seiner Miene einen abweisenden Ausdruck. Seit Tagen fühlte er sich beobachtet, und zweimal hatte dieser Mann ihn bereits angerufen - einmal zu Hause und einmal im Büro.
Und nun nahm er zum erstenmal persönlich Kontakt mit ihm auf. Er kam auf McLean zu und lüftete seinen Hut. Seidigdünn war sein schütteres weißes Haar.
Er setzte den Hut gleich wieder auf und verzog das knöcherne Gesicht zu einem kalten Grinsen, das jede Freundlichkeit vermissen ließ.
»Endlich ergibt sich die Gelegenheit, Sie persönlich kennenzulernen, Mr. McLean. Ich bin ein großer Bewunderer von Ihnen. Mich faszinieren Menschen, die risikofreudig sind. Es gehört sehr viel Mut dazu, ein Vermögen aufs Spiel zu setzen, um einen Film zu finanzieren, dessen Erfolg ungewiß ist.«
»So ergeht es allen Filmproduzenten«, erwiderte Gordon McLean.
»Wer soviel Courage nicht aufzubringen vermag, muß eben die Finger von diesem Job lassen.«
»Erstaunlich ist, daß Sie immer wieder Geldgeber finden, die bereit sind, das Wagnis mit Ihnen zu tragen. Ich wollte, ich würde über Ihre hervorragenden Fähigkeiten verfügen. Leider fiel mir noch nie auch
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