168 - Hauptrolle für einen Zombie
persönlich. Er hatte eine Adresse. Es gab einen Mann in der Stadt, der ihm helfen würde: John Kiger. Ein Mann, der der schwarzen Macht sehr nahestand, vielleicht sogar einer ihrer Vertreter war.
So ein Mann war an der Schaffung einer schwarzen Sekte selbstverständlich interessiert, deshalb konnte Abraham auch mit seiner Unterstützung rechnen.
Er würde John Kiger aufsuchen und mit ihm über sein Problem reden. Und Kiger würde ihm helfen, Gordon McLean zur Einsicht zu bringen.
Es war für den Filmproduzenten billiger, großzügig für den Bau der schwarzen Kirche zu spenden, als den ganzen Film - ein Millionenprojekt -in den Sand zu setzen.
Es würde Blut fließen, aber McLean wollte es nicht anders. Manche Menschen sind eben nur auf diese Weise zu überzeugen. Abraham schreckte vor einem solchen Schritt nicht zurück, schließlich ging es um sein Lebenswerk.
Mit der Gründung der Sekte und dem Bau der schwarzen Kirche wollte er sich selbst ein Denkmal setzen, und es war ihm jedes Mittel recht, dieses Ziel zu erreichen.
Auch Mord!
***
»Tony!« Vicky freute sich, mich im Studio zu sehen. Sie machte mich mit Daisy Brenton und Harry Warden bekannt. Daisy hatte ich schon in zwei Filmen gesehen, Harry noch nicht.
»Furchterregend sehen Sie aus, Harry.« Ich grinste den Schauspieler schief an.
»Wie man eben aussieht, wenn man ewig lange unter der Erde gelegen hat.« Er lachte. »Das müssen Sie doch wissen, wo Zombies, Vampire, Werwölfe und all die schrecklichen Figuren zu Ihrem täglichen Umgang gehören.«
Er wußte, welchen Job ich hatte.
Die beiden wurden zu einer Beleuchtungsprobe gerufen, und Vicky stellte mir Victor Fox vor.
»Sie sind also der unerschrockene Dämonenjäger«, sagte der Regisseur lächelnd. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Ballard. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
»Durch Vicky?«
Er nickte. »Manches kann ich fast nicht glauben.«
Ich lachte. »Sie haben ganz recht, wenn Sie nicht alles für bare Münze nehmen, was Vicky erzählt. Sie hat eine rege Phantasie.«
»Die braucht sie als Autorin. Ich muß Ihnen sagen, daß Ihre Freundin eine ganz exzellente Schriftstellerin ist. Das Drehbuch wäre ohne ihre Mitarbeit nicht so gut geworden. Vicky war mir eine sehr große Hilfe.«
Meine blonde Freundin strahlte glücklich über dieses Lob und warf sich stolz in die Brust.
Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und drückte sie an mich. »Ich weiß, was ich an ihr habe.«
Der Regisseur wollte die Gelegenheit nützen, mich mit dem Produzenten des Streifens bekanntzumachen, aber Gordon McLean hatte das Studio heimlich, still und leise verlassen.
***
Das Haus in Knightsbridge war unscheinbar und düster - genau richtig für John Kiger, dem nichts mehr am Herzen lag, als nicht aufzufallen.
Er war noch nicht lange in der Stadt.
Diesmal, Er weilte nicht zum erstenmal in London - aber zum erstenmal als John Kiger. Vieler Namen hatte er sich schon bedient - und vieler Gestalten.
Er war ein Schwarzblüter, und man nannte ihn nicht umsonst den Dämon mit den vielen Gesichtern. Sein richtiger Name war Ruf us, und er gehörte dem Höllenadel an.
Diesmal war er nach London gekommen, um so etwas wie eine Mord-GmbH ins Leben zu rufen. Wenn jemand einen Mord plante, ihn aber nicht selbst ausführen wollte, konnte er sich an Rufus wenden.
Der tötete allerdings auch nicht selbst. Er stellte lediglich den Killer. Jemanden, den man nicht mehr töten konnte, weil er bereits tot war.
Einen Zombie!
Und dieser Service sollte noch dazu gratis sein!
John Kiger hatte das in gewissen Kreisen inzwischen verlauten lassen, aber man war noch skeptisch. Bisher hatte noch niemand seine Dienste in Anspruch genommen.
Abraham war der erste, der John Kiger aufsuchte. Er läutete an der großen schwarzen Haustür, und Kiger öffnete ihm. Abraham nahm seinen breitkrempigen Hut ab und bleckte die Zähne.
Er nannte seinen Namen und fuhr fort: »Ich habe gehört, daß man bei gewissen Dingen Ihre Hilfe gratis in Anspruch nehmen kann, Mr. Kiger. Stimmt das?«
John Kiger - drahtig und pockennarbig - ließ Abraham eintreten und schloß die Tür. »Worum handelt es sich?«
»Um Mord«, antwortete Abraham geradeheraus.
***
»Ich werde eine schwarze Sekte gründen und eine Kirche bauen!« schwärmte Abraham von seinen Plänen. Er saß mit John Kiger in einem düsteren Wohnzimmer, mit schweren Vorhängen an den Fenstern und robusten antiken Möbeln. »Meine Jünger werden in die Welt hinausziehen.
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