Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1686 - Wesen aus der Spindel

Titel: 1686 - Wesen aus der Spindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Befehle schickte.
    Etwa so stellte sich Mike die CHIMAIRA vor. Der Bordsyntron war ihr Gehirn, und die Systeme, die alle wichtigen Schiffsfunktionen steuerten, die Gliedmaßen.
    Zwischen Gehirn und Gliedern tobte ein amoklaufendes Monster herum und zertrennte systematisch alle Verbindungen, die Nervenbahnen des Schiffes.
    Das Spindelwesen rückte weiter auf die Zentrale vor. Mikes insgeheim gehegte Befürchtungen, es besäße sogar eine Art übersinnlicher Kräfte, die es spüren, ahnen oder gar wissen ließen, wo sich die Menschen gerade aufhielten, schienen sich zum Glück nicht zu erfüllen.
    Sie kamen unangefochten weiter. Manche Schotte ließen sich weder automatisch noch manuell öffnen. Sie mußten Umwege machen, aber sie kamen ihrem Ziel näher und näher. Sie schwitzten. Immer neue Explosionen erschütterten den Kreuzer, aber immer noch zeigte die Spur der Verwüstung in Richtung Zentrale. „Bulls Schiffe müßten doch durch die Hyperortung erfahren können, daß hier etwas nicht stimmt", sagte eine Stimme in den Helmempfängern der SERUNS. Und eine andere, die von Boris Siankow, antwortete: „Selbst wenn wir schlagartig fast alle Energie verlieren, müßten sie das dem Entstehungsprozeß von Zwei zuschreiben.
    Aber wir haben ja noch Energie, sie kommt nur nicht mehr dorthin, wo sie von uns gebraucht wird. Mann, macht euch da bloß keine Hoffnungen. Wenn wir per Hyperortung überwacht werden, glaubt man höchstens, daß wir hier fleißig beim Experimentieren sind."
    Mike dankte ihm in Gedanken für die Worte, auch wenn sie vielleicht nicht zu seiner Unterstützung gesprochen worden waren. Er trieb seine Leute voran und atmete nach fast einer Stunde auf, als sie endlich vor dem Hangarschott ankamen, hinter dem die Space-Jet wartete.
    Der Korridor war hier erweitert. Mike Rhodan drehte sich um und versuchte, die Männer und Frauen abzuzählen. Es gab keinen Grund zu der Annahme, daß jemand unterwegs verlorengegangen sei. Er tat es, um sicherzugehen und weil ihn ein ungutes Gefühl plagte.
    Gefühle waren auch in der Welt des fünften Jahrtausends nach Christi Geburt noch immer kein schlechter Berater, selbst wenn die Menschen sich für so unabhängig hielten, daß viele ihre Bedeutung verleugneten und weit von sich wiesen.
    Mike wußte es besser als die namenlose Masse. Und er sah, was nicht stimmte.
    Myles Kantor war nicht mehr bei ihnen.
     
    *
     
    Kantor konnte nicht gehen, nicht einfach so.
    Er befand sich in dem gleichen Zustand wie das Schiff und etliche an Bord. Er war verwirrt, dachte einmal dies, dann das Gegenteil. Einmal wünschte er sich eine Waffe in der Hand, mit der er losziehen und Zwei einfach zerstrahlen konnte ein schneller Tod für das Monstrum, das Kallia so entsetzlich zugerichtet hatte.
    Dann wieder sah er das Wesen vor sich, wie es langsam Gestalt angenommen hatte und zum Ebenbild eines Terraners wurde. Wie seine Augen voller Unschuld geblickt hatten - und wie grausam sich alles verwandelt hatte, als der Wissenschaftler schon glaubte, den Durchbruch geschafft zu haben.
    Er versuchte es wissenschaftlich zu begründen und wußte im gleichen Moment, daß er sich selbst belog.
    Er redete sich ein, daß Zwei nicht einfach sterben dürfe, bevor er ihn nicht besser kennengelernt habe. Er sagte sich, daß dieses Experiment zwar gescheitert war, aber übersprang alle Selbstzweifel und feuerte sich damit an, daß alles, was er an dem Wesen beobachten und studieren konnte, für spätere Experimente von Wert sein mußte. Von unschätzbarem Wert!
    Das Verhalten des Spindelwesens hatte doch gezeigt, daß er über eine große Intelligenz verfügte, aber durch irgendeinen fatalen Fehler mußte er entartet sein. Durch einen genetischen Fehler? Trotz des terranischen Genmaterials in seiner weiten Umgebung?
    Myles Kantor konnte es sich selbst gegenüber drehen und wenden, wie er wollte: Es war der besessene Wissenschaftler in ihm, der ihn zu dem Spindelwesen hinzog. Aber es war auch der Mensch, der Mitleid hatte - und gleichzeitig haßte.
    Zwei für das zu töten, was er Kallia und damit ihm angetan hatte, oder Zwei gegenübertreten und mit ihm zu reden versuchen - das waren zwei Dinge, die nur auf einen einzigen Nenner zu bringen waren: Myles Kantor konnte nicht mit den anderen die CHIMAIRA verlassen und zusehen, wie das Schiff mit dem Spindelgeschöpf einfach zur Atomsonne wurde und allmählich verblaßte.
    Es tat ihm weh. Es kostete ihn unendlich viel an Überwindung, Kallia unter diesen Umständen

Weitere Kostenlose Bücher