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1686 - Wesen aus der Spindel

Titel: 1686 - Wesen aus der Spindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allein zu lassen, aber er wußte sie ja in guten Händen.
    Er mußte es tun.
    Irgendwie war Zwei sein Geschöpf, auch wenn er nur die Rolle des Geburtshelfers gespielt hatte; zugegeben, die Rolle eines unglücklichen Helfers.
    Aber er hatte das Spindelsegment eingefügt. Er würde es wieder tun, da siegte sein nüchternes Denken über das Gefühl, das eher sagte: Nur niemals wieder!
    Er war, trotz innerer Aufgewühltheit, viel zu sehr Realist, um sich dieser Illusion hinzugeben.
    Er würde immer bis an die Grenzen des Erlaubten und Möglichen forschen und auch im Nichterlaubten fischen, wenn er sich davon neue, große Erkenntnisse erhoffen konnte. Und was gab es hier und jetzt Größeres zu erfahren als das Geheimnis, das hinter den Spindeln steckte?
    Also hatte sich Kantor in einem günstigen Moment von den anderen abgesetzt und gewartet, bis sie außer Sichtweite waren. Er wußte, daß sie das Schiff nicht sprengen würden, solange er an Bord war.
    Ein Handinstrument zeigte ihm genau an, wo sich Zwei aufhielt. Es „ortete" die Aktivitäten des Wesens durch Dutzende von Wänden hindurch. Zwei schoß sich den Weg zur Zentrale frei. Es würde noch eine Weile dauern, bis er dort war.
    Myles Kantor wollte ihn dort erwarten.
    Er ging und kletterte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Zwei kam von der anderen Seite heran. Manchmal blieb er stehen, wie um Kraft zu schöpfen. Dann rannte er wieder, zerschlug und zerstrahlte alles, was ihm im Weg war.
    Eine Explosion, wuchtiger als alle vorangegangenen, erschütterte die Schiffszelle, als Kantor endlich in der Zentrale stand.
    Die Umgebung wirkte gespenstisch. Normalerweise verrichteten hier mindestens ein halbes Dutzend Menschen ihren Dienst. Jetzt war er allein. Seine Finger umkrampften die Waffe in seiner Hand. Der SERUN war geschlossen. Trotzdem fühlte er sich hilflos und angreifbar wie eine Maus auf weitem, offenem Feld, über dem schon der Raubvogel kreiste und zum Sturzflug ansetzte.
    Alles war leer. Instrumente summten, Bildschirme blinkten.
    Und das Ungeheuer kam näher, wenn auch plötzlich auf Umwegen. Einige Minuten lang fürchtete Kantor, Zwei wende sich jetzt doch dem Beiboothangar zu. Aber dann kam er wieder, fast auf dem gleichen Weg wie vorhin er.
    Myles Kantor stand in der Mitte der Zentrale. Er versuchte nicht, sich zu verstecken. Als er die Detonationen in unmittelbarer Nähe hörte und den Boden erzittern fühlte, schluckte er und wünschte, daß Mike ihn anfunkte, weil er sein Verschwinden bemerkt hätte. Selbst funken verbot sich für ihn. Er hatte die anderen verlassen und mußte die Folgen selbst tragen.
    Er fühlte, wie seine rechte Hand zitterte, als er auf das geschlossene Schott starrte, hinter dem Zwei herankam.
    Er versuchte, mit Atemübungen ruhiger zu werden. Er konzentrierte sich auf die Erinnerungen von Zweis Entstehen, bevor das Spindelwesen zum tobenden Monstrum geworden war.
    Jetzt erfolgten keine Explosionen mehr. Plötzlich war alles still.
    Und in der Stille ... die langsamen, dumpfen Laute von Schritten, die ein monströses Wesen vor sich hin setzte, auf dem Weg hierher. „Komm!" murmelte Myles. Er hob die Waffe und zielte auf die Mitte des Schotts. Er atmete tief durch. „Komm schon!"
    Und das Ungetüm kam.
     
    *
     
    Das Schott begann dunkelrot zu glühen, dann orange, dann gelb, dann weiß. Und dann platzte es auseinander.
    Zwei wartete nicht darauf, daß die Glut auskühlte. Das Spindelwesen trat durch die entstandene Öffnung zwischen verbogenem und zerfetztem Stahl und in die Hauptzentrale der CHIMAIRA hinein.
    Es blieb stehen und starrte den Wissenschaftler aus seinen furchtbar entstellten Augen an.
    Myles Kantor hatte den Finger am Auslöser. Ein geringer Druck jetzt, und Zwei würde sich in seine eigenen Atome auflösen. Ein entschlossener Schuß, und die Gefahr für alle noch an Bord befindlichen Menschen wäre gebannt. Ein für allemal.
    Aber Myles konnte es nicht tun. Er hatte die Chance gehabt, zum Retter zu werden. Jetzt wurde er vielleicht schuldig am Tod seiner Gefährten. Die Space-Jet war noch nicht ausgeschleust. Hätte dies nicht schon längst geschehen sein müssen?
    Er wollte sich nicht opfern. Der Gedanke daran, daß er mit Zwei ganz allein an Bord sein würde, drang ihm erst jetzt mit voller Konsequenz ins Bewußtsein.
    Vielleicht hatte er diesen, eigentlich bedeutendsten Aspekt seines Tuns einfach verdrängt.
    Vielleicht war er, tief in seinem Innern, aber auch so stark davon überzeugt, am Ende

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