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1687 - Fremde auf Titan

Titel: 1687 - Fremde auf Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Unsterblichen sahen sich entgeistert an. Eine dumpfe, fremde Stimme war das gewesen. Und zwar eine weibliche Stimme. „Krismat. Ohhreoptik."
    Myles Kantor lächelte erschöpft, obwohl er an der langen Erzählung keinen Anteil gehabt hatte. „Erschreckt nicht, das ist nur Kallia. Sie redet manchmal in einer völlig fremden Sprache. Ich kenne das schon. Meistens dann, wenn sie stark angespannt ist und sich nicht unter Kontrolle hat, hin und wieder aber auch im Schlaf, so wie jetzt."
    Maarni schluckte schwer. „Kommt mit", bat er. „Ich will euch etwas zeigen."
    Sie erhoben sich und folgten dem Halb-Ara zur Operationskonsole. Daneben entstand das holografische Abbild der Patientin im Inneren. Über ihrem Körper lag ein leichter, kaum sichtbarer blauer Schimmer. „Sie kann nicht gesprochen haben", sagte Maarni. „Weil sie nämlich im Kryoschlaf liegt.
    Eure Freundin ist eingefroren."
    Myles Kantor wurde noch blasser. „Das ... das ist..."
    „Unmöglich", fügte Bull düster hinzu. „Ganz richtig. Um so wichtiger ist es, Maarni und Stommers, daß ihr die Sache mit der genetischen Anomalie so schnell wie möglich klärt."
     
    *
     
    Sie brauchten drei Tage, um all ihre Mittel auszuschöpfen. Kallia Nedruns Genstruktur war absolut menschlich. Niemand kannte jedoch ihre Herkunft, und in den letzten 30 Jahren, so behauptete Myles Kantor, hatte sich Kallias Äußeres nicht im mindesten verändert. Nicht die kleinste Falte sei hinzugekommen. Auf Unsterblichkeit jedoch fanden sie keinen Hinweis. Sie hätten auch nicht gewußt, wonach sie hätten suchen sollen.
    In jeder Zelle des Menschen existierte die genetische Struktur seines ganzen Körpers. Wie ein Bauplan, eine perfekte Kopie. Jede Körperzelle enthielt die Chromosomen, und die wiederum die sogenannte DNS: die eigentliche genetische Information.
    Stommers und Maarni verzichteten darauf, Bull, Kantor und Michael Rhodan Details zu erklären. Man hatte zwar wissenschaftlich Gebildete vor sich, die über solche Dinge Bescheid wußten, nicht jedoch über alle Feinheiten; man beschränkte sich also aufs Wesentliche.
    DNS-Moleküle hatten die Form einer doppelten, in sich gewundenen Spirale. Dabei erschien der eigentliche Doppelstrang unter dem Mikroskop als leiterartiges Gebilde, mit regelrechten Sprossen. In den Sprossen wiederum ankerten die unterschiedlichsten Stoffe, von denen jeder im Wachstum, von der Zeugung bis zum fertigen Körper, seinen Zweck erfüllte. Einer dieser Stoffe trug den Namen Zinkfinger. In der Leiterstruktur der DNS sahen die Zinkfinger wie Vorsprünge aus; ihren Namen verdankten sie einem angelagerten Zink-Ion.
    Und in einem dieser Zinkfinger entdeckten sie Kallia Nedruns eigentliches Geheimnis. Das Gebilde besaß einen zusätzlichen Aufsatz winzigster Aminosäuren-Moleküle. „Wenn diese Aminos existieren", folgerte Bull, „erfüllen sie auch einen Zweck. Aber welcher ist das?"
    Maarni sah seinen Kollegen auffordernd an. „Ein bestimmtes genetisches Programm wird damit ein- und ausgeschaltet", erläuterte Stommers. „Stell dir ein uraltes Grammophon vor. Die Nadel tastet über die Erhebungen, und das Ergebnis ist eine Melodie. Die Erhebungen sind unsere Zinkfinger, die Schallplatte ist das Programm.
    Und die Melodie am Ende, das ist der fertige Körper."
    „Von was für einem >genetischen Programm     „Ich weiß es selbst nicht. Wir haben Zinkfinger solcher Form noch nie gesehen. Was sie bewirken? Keine Ahnung. Vielleicht wächst ihr irgendwann ein dritter Arm ... Keine Angst, ein Witz! - Wir können dir nur sagen, daß es sich nicht um Fremdkörper handelt. Dazu paßt die Molekülstruktur zu gut. Diese Dinger sind absolut menschliche Produkte."
    „Hmm ... Kallia Nedrun hat jedenfalls an Bord der CHIMAIRA einen reinen Genpool verhindert. Das ist Tatsache. Dasselbe Programm, das die Zinkfinger in ihr ablaufen lassen, ist also auch im Spindelwesen abgelaufen?"
    „Dasselbe bestimmt nicht", mischte sich Maarni ein. „Sonst wäre das Wesen nicht wahnsinnig geworden und gestorben. - Es könnte aber sein", fügte er nachdenklich hinzu, „daß Kallias Zinkfingerstruktur nicht kopierfähig ist. Daß dabei nur genetischer Unsinn herauskommt, wenn man es versucht. Das würde sie einmalig machen."
    „Einmalig, ja das ist sie", sagte Myles Kantor abwesend.
    Bull stützte den Kopf in beide Hände, zog die Stirn kraus und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen. „Eine letzte Frage noch", sagte er. „Ihr

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