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1687 - Fremde auf Titan

Titel: 1687 - Fremde auf Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Weile aus dem Verkehr."
    Das fremdartige, so furchteinflößende Gesicht eines Haluters offenbarte selten Gefühle.
    Diesmal aber meinte Rhodan, daß er die Betroffenheit sehen konnte. Tolot hatte zu Kantor Zuneigung gefaßt. Wenn es einmal so weit war, gehörten Haluter zu den besten Freunden überhaupt. Kantors Qual war auch seine eigene. „Es fällt mir nicht leicht. Aber ich bin einverstanden, Rhodanos."
    „Gut. Ich sage es ihm."
    Während Tolot ging, um mit Nummer Eins zu sprechen, suchte Rhodan Myles Kantor auf.
    Mit wächsernem Gesicht hockte der Wissenschaftler vor seinem Bildschirm, in der Zentrale von UREO III. Vor mehr als zehn Stunden hatte Rhodan den Raum verlassen. Kantor hatte genauso dagehockt - er war sicher, daß sich der andere kaum bewegt hatte. Neugierig schaute Rhodan auf den Schirm. Unmöglich. Die Augen des Mannes hingen am digitalen Ziffernblatt einer Uhr.
    Rhodan trat lautlos hinter ihn. „Wie ist die Uhrzeit, Myles?"
    „Ah? - Du bist es, Perry. Die Uhrzeit? Keine Ahnung, nein, wirklich nicht... Haben wir nicht andere Sorgen? Ich kann mir das Hirn zermartern, wie ich will. Ich wünschte, Boris Siankow wäre hier. Er weiß immer eine Verrücktheit, die man noch ausprobieren kann."
    „Das sind müßige Gedanken, Myles. Du vertust deine Zeit. Du solltest ausspannen."
    „Ausspannen?"
    Etwas an Rhodans Tonfall warnte ihn. Er kam ruckartig hoch, wandte sich um und schaute Rhodan offen an. „Du weißt genau, daß bei der Brüterei nichts herauskommt, Myles. In deinem Zustand nützt du uns nichts. Wir sehen das nicht mehr mit an."
    „So." Kantor zupfte nervös an der Strähne, die ihm ins Gesicht hing. „Und was, mein Lieber, sollte ich deiner Ansicht nach tun?"
    „Dich von der Arbeit auf Titan zurückziehen. Geh nach Mimas. Kümmere dich um Kallia. Da tust du wenigstens etwas Nützliches."
    Kantor lachte sarkastisch. „Nützlich? Eine erstaunliche Behauptung ... Du weißt genau, daß sie nicht bei Bewußtsein ist.
    Einen tiefgekühlten Körper kannst du umsorgen, soviel du willst. Er merkt es nicht."
    „Das stimmt zwar", gab Rhodan widerwillig zu. „Aber du solltest trotzdem auf Mimas sein. Du entwickelst einen ausgewachsenen Schuldkomplex. Streite es nicht ab, deine Freunde merken es genau. Sogar Tolot."
    Myles Kantor sackte von einer Sekunde zur anderen völlig in sich zusammen, wie ein Häuflein Elend. „Du hast recht, Perry. Aber was soll ich tun? Jeden Moment kann sich hier auf Titan die entscheidende Entwicklung ergeben. Und ich soll auf Mimas rumsitzen? Bloß weil ich nicht die Nerven habe, abzuwarten?"
    Rhodan legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Seine Stimme klang sanft, als er sagte: „Es ist deine Lebensgefährtin, Myles. Liebe ist stärker als Vernunft. Du mußt zu ihr."
    „Ich kann nicht."
    „Warum? Auf Titan gibt es nichts zu tun. Die Spindelwesen können noch Jahre weitermachen, ohne daß etwas passiert. Sicher, irgendwann geht die Sache weiter. Aber erst, wenn die Geschöpfe Drei bis Sieben fertig sind. Vorher tut sich hier gar nichts. Und dieses >gar nichts< möchten wir gern in Ruhe herumbringen. Ohne ständige Sorgen, ausgerechnet um dich. - Und sieh nicht ständig auf diese Uhr!"
    Myles Kantor senkte den Kopf. Er dachte lange nach. Rhodan ließ ihn gewähren; in der Hoffnung, Kantor möge aufwachen und seine Qual beenden. „Ihr habt recht, Perry", sagte der Wissenschaftler schließlich. Als er den Kopf hob, tat er das mit leuchtenden Augen. „Ich muß zu Kallia, auch wenn ich für sie nichts tun kann. Immerhin bin ich dann bei ihr. Sobald sich etwas tut, informiert ihr mich."
    „Versprochen, Myles."
    Kantor sprang auf und eilte zur Tür hinaus.
    Er verliert keine Zeit. Rhodan lächelte. Das hätte er früher haben können.
     
    *
     
    Myles Kantor verließ Titan per Transmitter-Direktverbindung: einer der Vorteile, wenn man ein bedeutender Wissenschaftler war. Normale Bürger hätten stundenlang gewartet.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, und damit ein Monat Mai voller Aufregungen. Von Terra her schwebte der Schatten eines Raumfahrzeugs auf das Forschungszentrum nieder. Es handelte sich um ein projektilförmiges, 500 Meter langes Schiff, das mit wissenschaftlichem Gerät beladen war. Außerdem brachte die Fähre Besucher von Terra; wahrscheinlich mehrere Ausflugsklassen, von Schulen aus dem ganzen Sonnensystem.
    Rhodan überlegte ernstlich. Zum Rückflug an Bord. Ins HQ Hanse, mit Adams reden. Homer war der vielleicht kritischste von ihnen. Noch

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