169 - Die Drachenmenschen
an ihnen vorbei.
Coco begann zu stöhnen. Sekundenlang brach ihre magische Fähigkeit zusammen. Schreie, Keuchen und das Dröhnen der hastigen Schritte hinter ihnen wurden hörbar. „Da sind die bösen Geister… Haltet sie!"
Noch einmal gelang es Coco, sie beide in den schnelleren Zeitablauf zu versetzen. Es mußte ein letztes Aufbäumen vor dem endgültigen Zusammenbruch sein. Der Dämonenkiller spürte das stärker werdende Zittern, das ihren Körper durchlief, und den heftigen Schweißausbruch.
Feodora hastete vor ihnen die Treppe hinab. Für Dorian wirkten ihre Bewegungen schon nicht mehr zeitlupenhaft langsam, sondern eher, als kämpfe sie gegen einen zähen Widerstand an. Und dann, im selben Augenblick, in dem Coco schlaff zusammensackte, war alles wieder normal.
Mit der ohnmächtigen Gefährtin auf den Armen, stürmte er ins Freie hinaus. Etliche Schaulustige, die das Feuer im zweiten Stock bereits bemerkt hatten, drängten sich vor dem Haus. Zum Glück traf niemand Anstalten, ihn zu behindern.
„Hier entlang, Dorian", rief Feodora ihm zu. Er folgte ihr, ohne zu zögern, über die Einfahrt und einen schmalen Grünstreifen hinweg. Fast mannshohe Büsche entzogen sie der Sicht vom Haus aus. Trotzdem hielt die Mulattin erst zwei Gebäude weiter inne. Auch sie wirkte erschöpft. Hinter ihnen erklangen die Sirenen von Polizei und Feuerwehr.
„Das Flugzeug ist inzwischen ohne uns abgeflogen", sagte Dorian und warf der Brasilianerin einen forschenden Blick zu. „Jetzt aber heraus mit der Sprache. Und versuche nicht, dich auf einen Zufall herauszureden."
Die Mulattin schüttelte den Kopf. „Das hatte ich nicht vor", erwiderte sie. „Aber wir sollten zuerst ins Hotel gehen. Ich habe Zimmer für uns reserviert."
„Wie kommst du dazu?"
Feodora Munoz lächelte. Es war ein verdammt verführerisches Lächeln, das diesmal jedoch seine Wirkung verfehlte. Als sie es merkte, schürzte sie die Lippen. „Du hast dich seit unserem Zusammentreffen auf Gut Falö verändert, Dorian. Irgendwie hatte ich gehofft, wir beide…"
„Vergiß es, Feo", unterbrach er sie. „Coco ist die Mutter meines Sohnes."
Die Mulattin sah zu, wie er sich der noch immer Ohnmächtigen annahm. Allmählich kehrte die Farbe in Cocos Wangen zurück. Ihre Lider begannen zu zucken. Sie stöhnte leise.
„Das ändert nichts an meiner Bitte, Dorian", fuhr Feodora fort. „Helft mir, meinen Bruder zu retten. "
Er hob nur kurz den Kopf. „Besteht ein Zusammenhang mit den Geschehnissen hier?" wollte er wissen.
„Ja", sagte die Mulattin. „Ich glaube schon."
Coco schlug die Augen auf. Ihr Blick, unstet und flatterhaft, huschte von einem zum anderen. „Ich bin müde, Rian", murmelte sie tonlos. „Laß mich schlafen…"
Sanft küßte er sie auf die Stirn. „Das kannst du, ich verspreche es dir. Aber versuche wenigstens, dich noch kurze Zeit wachzuhalten. Wir sollten vermeiden, daß jemand mißtrauisch wird." Leider nur zu gut wußte er, wie geschwächt Coco sein mußte. Die Beschleunigung des Zeitablaufs, insbesondere wenn diese auch auf andere Personen ausgedehnt wurde, zehrte an den Kräften.
„Was… hast… du vor?" wollte Coco wissen.
„Wir gehen in ein Hotel, in dem du dich ausruhen kannst."
„Ein… Hotel…?" Erneut fielen ihr die Augen zu. Erschöpft lehnte sie an Dorians Schulter und atmete etwas heftiger, als er ihren Nacken und die Schläfen zu massieren begann.
„Wie weit ist es?" wandte der Dämonenkiller sich an Feodora.
„Wenn wir ein Taxi rufen, sind wir rasch da", sagte die Mulattin. „Ich habe zwei Zimmer im Cariton gebucht - Setor Hoteleiro Sul, Quadra 5, Bloco G."
„Du warst überzeugt davon, daß wir zumindest vorübergehend in Brasilia bleiben würden?"
„So ziemlich." Feodora Munoz lief auf die Straße und winkte das nächstbeste Taxi herbei.
Dorian Hunter hatte nicht erwartet, von der Mulattin in ein First-class-Hotel geführt zu werden. Irgendwie kam er sich mit der schläfrigen Coco, die er untergehakt hatte, fehl am Platz vor. Aber es gab keine neugierigen Blicke.
Die einzige noch zu erledigende Formalität war die Vorlage ihrer Ausweise. Alles andere hatte Feodora bereits in die Wege geleitet. Sie nahm die Zimmerschlüssel entgegen und drückte dem Liftboy ein ansehnliches Trinkgeld in die Hand, als er sie im fünften Stock aussteigen ließ.
Ihre Zimmer lagen nebeneinander. Leise, einschmeichelnde Tanzmusik drang aus verborgenen Lautsprechern. Coco löste sich von Dorian, machte einige
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