17 - Das Konzil der Verdammten
Gottesdienst in der Kapelle an. Kurz vor der Morgendämmerung läutet sie zum Aufstehen. Ich werde unseren Bruder, mit dem ihr morgen die Reise unternehmt, anweisen, auf dem Hof auf euch zu warten.«
»Und wie heißt dieser Bruder?«, fragte Fidelma.
»Bruder Budnouen. Er ist Gallier.«
Bruder Budnouen war beleibt, das rundliche rote Gesicht saß nahezu ohne Hals auf dem Rumpf, und von den Hängebacken hatte man den Eindruck, sie reichten bis auf die Brust. Er war mittleren Alters, klein von Wuchs und sonnengebräunt. Die hellen Augen schimmerten fast meergrün. Fidelma und Eadulf fiel sofort auf, dass sein langes braunes Haar in der Tonsur des heiligen Johannes geschnitten war, nicht in der von Rom vorgeschriebenen Art der corona spinea . Umfang und Gewicht ließen den fülligen Bruder nur angestrengt atmen, die muskulösen Unterarme verrieten, dass er schwere Arbeit gewöhnt war, auch waren die Hände voller Schwielen. Als Kutscher eines Frachtwagens war er oft unterwegs, und die Lederzügel, mit denen er seine Gespanne lenkte, hatten die Haut der Handflächen verhärtet. Es überraschte seine Mitreisenden keineswegs, dass er in jungen Jahren Seemann gewesen und zwischen den Häfen in Armorica, Britannia und Hibernia hin und her gesegelt war. Die Sprachen dieser Länder beherrschte er fließend. In seinen Augen funkelte es spöttisch, fast immer schmunzelte er und war ein Mensch, der es verstand, dem Leben die guten Seiten abzugewinnen. Außerdem erwies sich Bruder Budnouen als unterhaltsamer Wegbegleiter, kaum dass sie Nebirnum und die Abtei verlassen hatten. Während er den von vier kräftigen Maultieren gezogenen Wagen auf der geradewegs nach Osten führenden Straße lenkte, unterhielt er seine Gäste mit Geschichten über Land und Leute. »Ich bin vom Stamm der Aeudi«, erzählte er ihnen. »Frü
her gehörte hier herum alles den Aeudi, vor vielen Jahren aber kamen die Burgunden und haben uns vertrieben. Einige von uns flohen nach Armorica, andere wie ich blieben und versuchten das Beste daraus zu machen. Jetzt sind die Burgunden von den Franken unterworfen und zu Vasallen gemacht worden. Und das Land heißt nun Austrasien.«
»Die Aeudi waren demnach Gallier?«, erkundigte sich Eadulf, der immer darauf erpicht war, sein Wissen zu erweitern. Er und Fidelma saßen auf dem Kutschbock neben Bruder Budnouen, der sein Maultiergespann mit einem gelegentlichen kurzen Ruck der langen Zügel antrieb.
Der beleibte Bruder lachte frohgemut, und Stolz schwang in seiner Stimme. »Ja, mein Freund, die waren wirklich Gallier. Ich stamme von dem großen Vercingetorix – dem König der Welt – ab. Der hätte Caesar und die Römer fast besiegt, musste sich aber unterwerfen, weil er die Frauen und Kinder retten wollte, die Caesar sonst zu Tausenden hätte niedermetzeln lassen, um seinen Triumph zu besiegeln. Caesar fürchtete diesen großen Mann so sehr, dass er ihn in Ketten nach Rom schaffen, ihn jahrelang in ein Verließ sperren und schließlich öffentlich erdrosseln ließ. Auf diese Weise feierte er seinen Endsieg.«
Eadulf schürzte die Lippen. »Jeder Krieg ist etwas Widerwärtiges.«
»Das bekamen die Römer wiederholt zu spüren. Sie hatten gedacht, nach dem Tod des Vercingetorix könnten sie uns in die Knie zwingen, aber da irrten sie. Viele Male haben wir uns gegen sie erhoben, doch kaum hatten wir eine Legion geschlagen, rückten drei neue an. Noch hundert Jahre nach Caesars Abzug haben wir die römischen Legionen bekämpft. Am Ende wurde Gallien eine römische Provinz und befriedet. Ein paar Jahrhunderte gingen ins Land, dann aber strömten die Burgunden und die Franken über den Rhein und unterwarfen uns.«
»Kennst du diese Stadt Autun?«, fragte Fidelma in dem Bestreben, das Gespräch auf den Ort zu lenken, um den ihre Gedanken kreisten.
»Autun?« Bruder Budnouen zuckte die Achseln. »Da standen früher nur ein paar Hütten, bis Kaiser Augustus festlegte, dass dort der neue Hauptort der Aeudi entstehen sollte. Er nannte ihn Augustodunum, die Festung des Augustus – und daraus wurde bei den Burgunden der Name Autun. Unsere eigene Hauptstadt mit der Festung Bibracte hatten die Römer verwüstet als Racheakt, weil Vercingetorix ihnen beinahe eine Niederlage bereitet hatte. Sie bauten Augustodunum zu einer großen römischen Stadt aus, um damit die Gallier zu beeindrucken.«
Eine Weile verstummte er, denn eine ausgefahrene Wegstrecke verlangte seine ganze Aufmerksamkeit.
»Der Neue Glaube erreichte die Stadt
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