17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
Polizei und klären alles auf.
Sie werden schon sehen, Ihre Lage ist gar nicht so schlimm!«
»Nein!« schrie Selima auf. »Nein! Nicht zur Polizei! Bitte nicht! Alles andere, aber nicht zur Polizei!« Lennet war verblüfft. »Warum denn nicht?« Gerade wollte das junge Mädchen ihm antworten, als es zum zweiten Mal an diesem Abend an Lennets Tür klopfte. Jemand hämmerte langsam und bedächtig, aber mit schweren Schlägen gegen das Holz: Bumm... bumm... bumm...
Selima preßte die Hand auf den Mund, um nicht zu schreien.
Ihre Augen weiteten sich vor Angst.
Der Fuß in der Tür
Lennet achtete gar nicht auf die Tür. Er wußte, daß sie stabil war.
»Wie sind Sie rausgekommen?« fragte er seine Besucherin leise.
»Frau Falsope war eingeschlafen«, antwortete Selima im Flüsterton. »Albert war nicht da, und Robert saß vor dem Fernseher. Aber ich habe beim Hinausgehen mit der Tür geklappert. Ich konnte das Geräusch nicht verhindern. Jetzt suchen sie mich bestimmt überall.« Wieder krachten die Schläge gegen die Tür: Bumm... bumm... bumm...
Lennet stand auf.
»Nicht zur Tür gehen«, flehte Selima ihn an, » sie sind zu allem fähig!« Lennet ließ sich nicht abhalten. Er ging zur Tür und schaute durch den Spion. Im Flur stand ein etwa dreißigjähriger Mann in einem piekfeinen dunkelbraunen Anzug. Er trug eine rote Krawatte zum schmalgestreiften Hemd. Durch den Spion sah sein Kopf riesig aus und seine Schultern wirkten noch breiter, als sie wahrscheinlich sowieso schon waren. Sein Gesicht war sehr rot. Er hatte gewelltes, kastanienbraunes Haar und einen Stiernacken.
Lennet ging zu Selima zurück und faßte sie bei der Hand.
»Kommen Sie mal! Können Sie mir sagen, ob das einer von Ihren Falsopes ist? Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, ich bin doch bei Ihnen!« Selima folgte ihm. Sie legte ein Auge auf das kleine Loch in der Tür und prallte zurück. »Das ist Robert«, flüsterte sie Lennet ins Ohr. »Albert ist anscheinend noch nicht zu Hause. Kommen Sie von der Tür weg!« In diesem Augenblick begann der Mann wieder zu klopfen.
Lennet schaute durch den Spion und sah, daß Robert langsam und methodisch mit seiner Faust das Holz bearbeitete, ohne eine Miene zu verziehen.
Der Geheimagent entschloß sich zu handeln. Er führte Selima ins Bad, wo sie nicht gesehen werden konnte.
»Was soll das, was machen Sie?« stammelte sie.
»Bitte öffnen Sie ihm nicht. Bitte! Liefern Sie mich nicht aus!«
»Keine Sorge«, antwortete Lennet, »ich liefere Sie schon nicht aus. Aber ich sehe keinen Grund, dem Herrn da draußen nicht zu öffnen. Ich muß mich nur noch in Schale werfen.
»Sie sind verrückt, völlig verrückt. Und ich habe Ihnen vertraut! Sie werden mich umbringen, ganz bestimmt...« Ungerührt zog Lennet seine Schuhe an.
»Was machen Sie jetzt?« fragte die verzweifelte Stimme aus dem Badezimmer.
»Schuhe anziehen!« gab Lennet zurück. »Ich pflege meine Besucher nicht barfuß zu empfangen!« Dann gähnte er laut. Er schlurfte zur Tür und rief: »Ich komme ja schon! Ich komme ja schon! Nun reißen Sie nicht gleich das ganze Haus ab!« An der Tür legte er zuerst die Sicherheitskette vor.
Dann schaute er vorsichtshalber noch einmal durch den Spion, ob sein Besucher auch wirklich allein war, und entsicherte das Schloß. Er öffnete die Tür nur einen Spalt breit.
»Guten Abend, mein Herr«, grüßte Robert höflich. Er war mindestens anderthalb Kopf größer als Lennet.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie so spät noch störe, aber ich habe den Verdacht, daß meine Schwester bei Ihnen ist. Sie ist...
wie soll ich es ausdrücken?...sie ist ein bißchen gestört. Meine Mutter und ich machen uns Sorgen. Meine Schwester leidet an Verfolgungswahn.
Manchmal, wenn ein Schub kommt, glaubt sie sogar, daß wir ihr etwas tun wollen. Könnte ich sie bitte sehen? Ich möchte sie mit nach oben nehmen.« Robert hatte mit leiser Stimme gesprochen, ohne Hast und ohne die geringste Spur einer Drohung.
»Na, herzliches Beileid«, sagte Lennet, »es ist bestimmt nicht gerade angenehm, eine kranke Schwester zu haben.«
»Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl«, antwortete Robert mit seiner eintönigen Stimme, »und ich bitte Sie nochmals um Verzeihung, daß ich Sie stören muß, aber würden Sie mich bitte zu ihr lassen?«
»Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß sie bei mir sein könnte?« fragte Lennet ihn. Auf die Antwort war er wirklich gespannt. Es gab keinerlei Beweis
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