170 - Der Herr des Feuers
Die Gegend wurde mir immer vertrauter, und schließlich bog ich in die Chichester Road ein.
Ein paar Radumdrehungen noch, dann war ich zu Hause.
***
Sie hatten sich in der Nähe postiert. Wenn die Sprengladung zuverlässig hochgehen sollte, mußten sie in Rufnähe bleiben. Der Grand Union Canal, flankiert von Bäumen, die den Großteil ihrer Blätter verloren hatten, führte an der Chichester Road vorbei, und hinter einem dieser Bäume standen Morron Kull und Toorsom.
»Da kommt Tony Ballard!« zischte Morron Kull haßerfüllt. »Das ist sein Wagen!« Er wich zwei Schritte zurück. »Er wird uns sehen, wenn wir beide hinter demselben Baum stehen.«
Kull trennte sich rasch von seinem Komplizen, ging ohne Eile den Canal Side Walk entlang, auf Little Venice zu. Man hätte ihn für einen nächtlichen Spaziergänger halten können.
Kull verschwand hinter einem anderen Baum und verfolgte aus sicherer Entfernung, gut verdeckt, was geschah.
Soeben stoppte der schwarze Rover…
***
Ich wollte die Scheinwerfer abdrehen und zuckte plötzlich wie elektrisiert zusammen, denn das Licht der Halogenstrahler hatte zwei Dinge erfaßt: einen Baum - und ein monströses Wesen, das so breit war, daß es hinter dem Baum nur schlecht Platz hatte. Er war nicht breit benug, um die koloßhafte Gestalt völlig zu verdecken.
Ich hatte Satans Sprengmeister wiedergefunden, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Scheinbar ahnungslos stieg ich aus und klappte die Tür zu.
Toorsom nahm es mir übel, daß ich mich so eifrig gegen ihn stellte. Ich nahm an, daß er das ein für allemal abstellen wollte.
Nun gut, ich war bereit, diesen Kampf auszutragen, aber zu meinen Bedingungen.
Eigentlich erfüllte mir Toorsom mit seinem Erscheinen einen großen Wunsch. Ich war ihm ehrlich dankbar dafür, ihn nicht länger suchen zu müssen.
Ich schloß den Wagen ab und schaute zu Lance Selbys Haus hinüber. Keines der Fenster war mehr erhellt. Ich war zuversichtlich, daß es Lance morgen wieder bessergehen würde, und ganz besonders wohl würde er sich fühlen, wenn ich ihm erzählte, daß es mir gelungen war, Toorsom zu vernichten.
Ich packte dieses Problem sofort an. Sicherlich verwirrte ich den Koloß, als ich nicht in mein Haus ging, sondern die Chichester Road hinunterlief. Würde er mir folgen? Ich überquerte die Straße und schaute zurück.
Toorsom schien nach wie vor hinter dem Baum zu stehen. Sehen konnte ich ihn aus dieser Entfernung allerdings nicht mehr. Sicherheitshalber warf ich auch meinen Blick nach oben.
Der Himmel war ›sauber‹. Ich verschwand zwischen Häusern. Sobald ich sicher sein konnte, daß mich Toorsom nicht mehr sah, fing ich an zu laufen, erreichte die nächste Straße und keuchte diese hoch.
Einige Minuten später stand auch ich schwer atmend hinter einem Stamm. Meine Hand ruhte auf der rissigen Borke, und ich bemühte mich, ruhiger zu atmen.
Sobald ich den Sprint verkraftet hatte, lief ich zum Nachbarbaum, und von diesem zum nächsten - bis ich Toorsom vor mir hatte. Er war allein.
Wo sich Morron Kull herumtrieb, wußte ich nicht. Es war mir im Moment auch ziemlich egal.
Vor meinem geistigen Auge erschienen die Leichen von Malcolm Firth und Chase Croft, und was Maggie Corkindale erlebt hatte, war für sie die Hölle gewesen.
Und das Wesen, das für all das verantwortlich war, stand nur einen Baum weiter. Diese einmalige Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Langsam glitt meine Hand ins Hemd, während Toorsom weiterhin darauf wartete, daß ich noch einmal nach Hause kam. Meine Finger umschlossen die glatte Scheibe des Dämonendiskus.
Diesmal ließ ich ihn nicht an der Kette hängen, sondern hakte ihn los. Sofort wuchs die Scheibe in meiner Hand auf die dreifache Größe.
Okay, Junge, nutze die Chance! sagte ich zu mir selbst und spannte die Muskeln.
In der nächsten Sekunde sprang ich hinter dem Baum hervor und holte mit dem Diskus aus, doch ehe ich die Scheibe schleudern konnte, reagierte Toorsom ohne Verzögerung.
Er stieß sich kraftvoll vom Boden ab und stieg mit wild schlagenden Flügeln auf. Wenn ich den Diskus geworfen hätte, hätte ich das Ungeheuer mit Sicherheit verfehlt.
Toorsom stieß einen Wutschrei aus, der wie das laute Krächzen eines Raben klang. Ich hoffte, daß er sich nicht aus dem Staub machte, und das hatte er auch nicht vor.
Er stieg hoch und kam gleich wieder herunter. Wie ein Stein sauste er vom Himmel, mit vorgestreckten Krallen und haßsprühenden Augen. Diesmal hatte er
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