170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
meinte Tiarnan und schaute Keelin mit durchdringenden Augen an, auch wenn er sie nicht sehen konnte. „Die Frage ist, wie es dir geht, mein Mädchen. Du hast den Sturm überlebt, aber …“
„Es ist ihr nichts geschehen“, warf Marcus ein. „Keelin hat alle Gefahren überlebt …“
„Und dann habt Ihr sie aus den Händen des bösen Ritters gerettet, nicht wahr, Marcus?“
„So war es“, sagte Keelin zärtlich und nahm Marcus’ Arm. „Er hat mich vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt.“
Sie spürte, wie Marcus die Schultern straffte. „Lady Keelin ist bereit, meine Frau zu werden, Lord Tiarnan“, verkündete er. Er sprach förmlich und ehrerbietig, während Adam vor Freude jauchzte. „Falls sie nicht unwiderruflich einem anderen Mann versprochen ist …“
„Nein, Marcus“, erwiderte der Greis und lächelte selig. „Es gab kein verbindliches Verlöbnis.“ Und mit etwas Glück ,dachte der alte Mann, ist Fen McClancy längst tot und begraben .
„Das ist gut. Ich werde nicht die vorgeschriebene Zeit abwarten, bis das Aufgebot bestellt ist“, fuhr Marcus fort, „daher denke ich, dass Pater Pygott Euch zu sprechen wünscht.“
„Schickt den Geistlichen zu mir“, antwortete Tiarnan. „Ich gelobe, es gibt nichts, das die Vermählung verhindern könnte.“
Keelin ließ sich von Adam und ihrem Onkel umarmen. Dann ging sie mit Marcus hinaus. Sie hatten noch nicht ganz die Galerie erreicht, als er sie sachte gegen die Wand drückte, um sie zu küssen.
„Danach hat es mich verlangt, seit wir in Wrexton angekommen sind.“
„Gewiss, und das ist nicht alles, wonach es dich verlangt“, sagte sie atemlos.
„Nein.“ Seine Hand bedeckte ihre Brust und streichelte sie. „Da wäre noch mehr …“ Mit heißen Lippen liebkoste er die empfindliche Stelle, die er unterhalb ihres Ohrs ausfindig gemacht hatte. „Du, entblößt … in meinem Bett.“
Sie fuhr ihm zärtlich über den Rücken und zog ihn enger zu sich heran. „Das kommt meinem geheimsten Wunsch sehr nahe.“
„Und wie sieht dieser Wunsch aus?“
Sie lächelte hintergründig. „Es wäre kein Geheimnis mehr, wenn ich dir jetzt alles verriete, oder?“
„Und was muss ich tun, um dein Geheimnis zu lüften?“, fragte er.
„Sprich nicht zu lange mit Sir Robert und Isolda …“, flüsterte sie viel versprechend.
Marcus war äußerst gespannt auf das bevorstehende Gespräch. Als er das Herrengemach betrat, sah er, dass Sir Robert, der sich unbeobachtet fühlte, mit zärtlicher Hand eine Träne von Isoldas Wange wischte. Es war eine liebevolle Geste, und er fragte sich, warum ihm nie aufgefallen war, dass die beiden etwas füreinander empfanden.
Als Marcus sich räusperte, erschraken die beiden und sahen schuldbewusst zur Tür.
„Lord Wrexton“, sagte Robert und rieb unsicher die Hände aneinander. „Ich … nun, ich bin gekommen, um Euer Einverständnis zu erbeten, Lady Isolda Coule heiraten zu dürfen.“
Der Graf zog voller Erstaunen eine Braue hoch.
„Mir ist bewusst, dass meine Bitte Euch überstürzt vorkommen mag“, fuhr der Ritter fort, als Isolda an seine Seite trat und sich bei ihm einhakte. „Aber ich bewundere Lady Coule bereits seit geraumer Zeit.“
Marcus waren die Gefühle seines Ritters für Isolda bislang entgangen, doch er sah keinen Grund, an der Aufrichtigkeit seiner Worte zu zweifeln. Sir Robert hatte offenbar seine Zuneigung zu Isolda aus Achtung vor seinem Herrn verborgen gehalten, falls er selbst sie für sich beansprucht hätte. „Und, Isolda? Was sagt Ihr?“
Sie hielt den Blick gesenkt. Als sie sprach, klang ihre Stimme weich, aber nicht zaghaft. „Ich habe Sir Robert stets sehr geschätzt“, sagte sie. „Aber es war erst, nachdem Beatrice …“ Eine Träne rann ihre Wange hinab, doch sie fuhr fort. „Als Beatrice fort war, war ich vollkommen verzweifelt. Wir hatten uns gestritten – wegen der Dinge, die sie Lady Keelin angetan hatte. Oh, Marcus.“ Sie weinte und sah ihn zum ersten Mal an. „Ich schäme mich so, dass ich nicht erkannt habe, zu welchen Mitteln sie greifen würde …“
„Wie Ihr vielleicht schon vermutet habt, stieß Beatrice den Stein über die Brüstung, um Lady Keelin zu verletzen“, erklärte Sir Robert.
„Sie war es auch, die den Heuhaufen hinter den Stallungen in Brand gesteckt hat“, fügte Isolda mit tränenerstickter Stimme hinzu. „Sie hat mir diese Tat erst gestanden, kurz bevor sie verschwand. Ich habe es nicht gewusst … Marcus, Ihr müsst mir
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