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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Erstes Kapitel
    New Orleans, Louisiana März 1840
    Nach Mitternacht über den Friedhof nach Hause zu gehen, diese Prüfung hatte sich Caid Roe O'Neill selbst auferlegt. Er tat es nicht etwa, um sich an seine eigene Sterblichkeit zu erinnern, sondern im Gegenteil, um nicht allzu vertraut mit dem Tod zu werden.
    Einen Mann, der wie er berufsmäßig den Degen schwang, war ständig von der Gefahr eines tödlichen Hiebes bedroht, mochte der nun ihn oder seinen Gegner treffen. Ein falscher Schlenker mit dem Handgelenk, ein sekundenlanges Zögern, wenn es galt, eine geschickte Finte zu parieren, und es war aus. Was dann noch käme, waren der zerbrochene Degen, die schwarzen Armbinden seiner Freunde, der düstere Zug zum Begräbnisplatz. Doch zuweilen, wenn die Dunkelheit wie ein zäher, widerlicher Dunst über New Orleans lag und entferntes Wagenrasseln und gelegentliches Hundegebell die einzigen Geräusche waren, erschien es O’Neill nur allzu leicht, ein solches Ende mit Gleichmut, ja sogar mit einer gewissen Dankbarkeit hinzunehmen.
    Derart tiefschürfende Betrachtungen entsprangen nicht etwa einem melancholischen Gemüt, sondern waren natürlicher Ausdruck von Caids irisch-katholischer Herkunft, verbunden mit einer strengen Erziehung durch Priester und Nonnen, die die Meinung vertraten, dass man solch ein irisches Drecksgör mit den Schattenseiten des Lebens gar nicht vertraut genug machen konnte. Auf ihre Art hatten sie Recht gehabt.
    An einem frühen Morgen vor genau einem Monat hatte Caid gespürt, wie sein Degen das Herz von Eugene Moisant durchbohrte und dieses Gefühl hatte weder Schuld noch Scham und auch nicht Triumph in ihm ausgelöst, sondern eine ganz und gar unselige Genugtuung, die Caid nicht noch einmal empfinden wollte.
    Aufrecht schritt er dahin, seinen Stockdegen lose umfasst, und betrachtete die weißen Marmorgrüfte, die wie kleine Häuser aussahen, mit Giebeln und Kuppeln, die im Sternenlicht glänzten. Er war nicht erpicht auf Ärger, würde ihm aber auch nicht aus dem Weg gehen. Es war immer gefährlich nachts auf den Straßen, doch besonders hier in der so genannten Stadt der Toten. Wegen des hohen Grundwasserspiegels waren die Grabstätten oberirdisch errichtet worden und boten, ebenso wie die hohen Grabmäler und Marmorgrüfte, umherschleichenden Dieben und Mördern hervorragende Deckung.
    Der Pfad aus zerstoßenen Austernschalen knirschte unter Caids Stiefeln und der Saum seines Umhangs bauschte sich beim Gehen und fegte den Staub vom dürren Gestrüpp am Wegrand. Caid roch die trockene, modrige Luft und ganz schwach den Kalk, mit dem die Umfassungsmauern getüncht waren. Die Nacht war kühl für Anfang März in diesen Breiten. Von Norden her war am Tag zuvor kältere Luft geströmt und hatte die gewohnte milde Wärme verdrängt, sodass Caids Atem nun kleine Wölkchen bildete.
    Als er in dieser stillen Stadt, wo die schmalen, gewundenen Pfade mehr nach Bedarf als nach Plan angelegt worden waren, um eine Ecke bog, sah er die Grabstätte der Moisants vor sich liegen. Sie bestand aus grauem Marmor, erinnerte entfernt an ein großes Ruhebett und war von einem schmiedeeisernen Zaun eingefasst, verziert mit dem althergebrachten Friedhofssymbol der Trauerweide.
    Doch da lag etwas Weißes auf dem Grab, eine zarte, blasse Gestalt in einem wallenden Gewand ... Caid verharrte einige Sekunden lang unbeweglich. Dann zog er scharf den Atem ein und setzte sich wieder in Bewegung. Das knirschende Geräusch seiner Schritte auf dem Muschelgrus erschien ihm unpassend, als könne es die Ruhe der gemeißelten Engel stören, vor allem des einen, der rücklings und weiß wie Alabaster auf dem Moisant-Grab hingestreckt lag. Beim Näherkommen erblickte Caid die weichen, goldbraunen Locken, die um das Haupt der Gestalt und über die Kante des Grabes hinabflossen, das Ebenmaß ihrer Züge, die hohe Wölbung ihrer Brauen und die feinen Wangenknochen. Das Bild löste unvermittelt eine Erinnerung und gleich darauf heftige Gewissensbisse in Caid aus.
    Bei der Frau — vielmehr der Leiche - handelte es sich um Lisette Moisant, die junge Witwe Eugene Moisants, den er vor einem Monat getötet hatte. Nun hatte er also nicht nur die Schuld am Tod des Mannes auf sich geladen, sondern auch noch dessen Frau auf dem Gewissen.
    Caid sprang über den niedrigen Eisenzaun und ließ sich neben dem Grab auf ein Knie sinken. Behutsam umfasste er Lisette Moisants schmales Handgelenk — wie kühl es im schützenden Griff seiner warmen

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