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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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reich verziert, mit kunstvollen Initialen versehen und in Leder gebunden. Marcus war sehr stolz, dass er jedes dieser Werke lesen durfte.
    Während er auf Isolda wartete, blätterte er vorsichtig das große Buch durch, das auf dem Pult lag. Es war ein religiöses Werk, das sein Vater noch vor Kurzem erstanden und bereits halb gelesen hatte, bevor er zu seiner letzten schicksalhaften Reise aufgebrochen war.
    Eine ausgesprochen scheußliche, aber farbenfrohe Darstellung von Satan erschreckte ihn. Der Teufel glich einem lüsternen, grinsenden Satyr, der inmitten der Hölle stand und sich an dem grausigen Anblick einer Hexe ergötzte, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
    Mit Abscheu erfüllt, schlug Marcus das Buch hastig zu, ohne die nötige Vorsicht walten zu lassen, die dieses alte Werk erforderte. Er sträubte sich, das Bild einer jungen, dunkelhaarigen Frau länger ansehen zu müssen, die den Flammen zum Opfer fiel. Außerdem wollte er nicht Gedanken über Hexen und Teufel nachhängen. Sollten auch die übrigen Seiten dieses Bandes ähnliche Themen und Illustrationen aufweisen, so würde er das Werk ganz unten im Bücherschrank unter Verschluss halten, damit das Buch nie wieder ans Tageslicht käme.
    Aufgewühlt von der Malerei ging Marcus zu einem der Fenster und blickte hinaus. Dunkle Wolken zogen über das Land, und neuer Schneefall hatte eingesetzt.
    Wo bleibt Isolda?, fragte er sich ungeduldig.
    Marcus wusste genau, was er ihr sagen wollte, und verschwendete daher keinen weiteren Gedanken daran. Leider konnte er Lady Coule noch keine viel versprechende Heirat in Aussicht stellen, die ihr bald ein neues Zuhause sichern würde.
    Stattdessen überlegte er nun, ob Tiarnan O’Shea die Entscheidung seiner Nichte guthieß, nach Irland zurückzukehren. Wusste er überhaupt von Keelins Vorhaben? War dem alten Mann klar, dass sie beabsichtigte, ihn in Wrexton zurückzulassen, in der Obhut von Fremden?
    Nicht, dass er sich vor Keelin und ihrem Onkel wie ein Fremder vorkam. Sie hatten zu viele Tage gemeinsam in der engen Behausung zugebracht, um sich noch fremd zu sein, und Marcus hatte den alten Iren bereits ins Herz geschlossen. Was er hingegen für Keelin empfand, vermochte er nicht genau zu beschreiben.
    War es töricht von ihm, nicht die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie sich der Hexerei bediente? Noch vor wenigen Tagen hatte er es für wahrscheinlich gehalten. Sie hatte von Edwards gebrochenem Bein gewusst, bevor der Ritter in die Hütte gebracht worden war! Sie hatte Adam geheilt, obwohl sein Zustand nahezu aussichtslos gewesen war.
    Was für eine Art von Magie wirkte durch diese Frau?
    Marcus ging zurück zum Schreibpult, schlug das anstößige Buch wieder auf und blätterte, bis er die Seite mit der farbigen Darstellung fand, die ihn derart entsetzt hatte. Er setzte sich in den großen Lehnstuhl, las den lateinischen Text und brachte in Erfahrung, was über Hexen und deren Machenschaften bekannt war.
    Als er die Zeilen durchgelesen hatte, war er über den Inhalt erschüttert, doch er wusste sogleich, dass Keelin keine Hexe war.
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ein Kind tötete und opferte. Nicht, nachdem er gesehen hatte, wie unermüdlich sie sich für Adams Wohlergehen eingesetzt hatte und wie hingebungsvoll sie sich nun um Annies Säugling kümmerte. Sie betete oft und inständig und rief, wenn nötig, die irischen Heiligen an. Nie hatte es Anzeichen dafür gegeben, dass sie das Abendmahl entweihte oder die Heilige Messe für böse Zwecke missbrauchte.
    Marcus hoffte, dass ihr Leib keine Teufelsmale aufwies. Daher beschloss er, die erste Gelegenheit zu nutzen, um sich mit eigenen Augen von der Reinheit ihres Körpers zu überzeugen.
    Er würde es mit Hingabe tun.
    „Lord Wrexton?“
    „Herein“, erwiderte Marcus auf das Rufen.
    Einer der Kammerdiener trat in das Gemach und unterrichtete seinen Herrn, dass Lady Coule nirgends aufzufinden war.
    „Der Schneesturm wird immer schlimmer, Mylord“, fügte er hinzu. „Baron Albin Selby und seine Familie bitten um Schutz.“
    Marcus erinnerte sich an die letzte Begegnung mit Selby vor einigen Jahren, doch es bestand kein gutes Einvernehmen zwischen ihm und dem Baron. Nichtsdestoweniger war Wrexton Castle für seine Gastfreundschaft bekannt. Das sollte sich auch nach Eldreds Tod nicht ändern. „Richte einige Kammern angemessen für unsere Gäste her, Mathiew, und sorge dafür, dass sie zu essen bekommen und sich hier

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