Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
Vom Netzwerk:
wohlfühlen.“
    „Ja, Mylord“, erwiderte der Diener und fügte bereits im Gehen hinzu: „Lord Wrexton … da sind noch andere … einige Ritter, ein paar fahrende Händler … einige Freisasse …“
    „Wir haben genügend Platz und Vorräte, denke ich. Sorge dafür, dass unseren Gästen im Rittersaal aufgewartet wird.“
    Der Graf erhob sich und ging gemeinsam mit dem Kammerdiener die gewundene Treppe hinunter. Er wollte die Fremden in der Großen Halle selbst in Augenschein nehmen, um einschätzen zu können, ob Unannehmlichkeiten bevorstanden.
    „Schick einen der Burschen zu Sir Robert“, sagte er zu Mathiew. „Ich erwarte ihn im Rittersaal.“ Er wollte kein Risiko eingehen. Einige Ritter aus Wrexton sollten sich in der Halle aufhalten, bis der Sturm nachließ und die Fremden wieder ihres Weges gingen. Zwar gab es keinen Grund zu der Annahme, dass die unverhofften „Gäste“ feindselig eingestellt waren, aber Marcus wusste sehr genau, dass selbst der freundlichste Mann durch Langeweile und übermäßigen Genuss von Ale eine Gefahr darstellte.
    Er hatte Isolda nicht vergessen, doch es war offensichtlich, dass ein Gespräch mit ihr vorerst verschoben werden musste. Es blieb indes noch genug Zeit, sie in ihre Schranken zu weisen.
 

  16. KAPITEL
     
    Im Laufe des Tages wurde das Wetter immer schlechter. Ein heftiger Wind fegte um Türme und Zinnen und pfiff durch die Burghöfe. Viele der abgestorbenen Äste an den uralten Bäumen hielten dem Sturm nicht stand und krachten auf den gefrorenen Boden. Eisregen setzte ein und machte es jedem schwer, der jetzt noch mit Waren im Freien unterwegs war.
    Der Strom, der an den Mauern von Wrexton Castle vorüberfloss, fror allmählich zu. Eisschichten hatte man seit zehn Jahren nicht mehr auf dem Fluss gesehen, doch die Anzeichen eines strengen Winters waren schon frühzeitig zu erkennen gewesen. Die alten Leute waren über den Sturm keineswegs erstaunt, denn viele hatten bereits auf die Vorzeichen des frühen Frostes hingewiesen, als noch die Herbsternte eingefahren wurde.
    Am späten Nachmittag waren weitere müde, durchgefrorene Reisende eingetroffen, um in den warmen Mauern des Bergfrieds Zuflucht zu suchen. Marcus hieß alle Neuankömmlinge willkommen, da ihm bewusst war, dass jeder sein Leben aufs Spiel setzte, der einem derart rauen Wetter schutzlos ausgesetzt war.
    Keiner der Bediensteten murrte über die zusätzliche Arbeit; zudem wurden sie so nicht ständig an das Schicksal von Annies Säugling erinnert.
    Keelin war froh, etwas zu tun zu haben, doch es schmerzte sie, dass es dem kleinen Wesen in ihren Armen so schlecht ging. Sie hatte die Eltern des Säuglings fortgeschickt, damit sie sich ein wenig ausruhen konnten. In den letzten Tagen hatte das Paar wenig Schlaf gefunden, und Keelin vermutete, dass es auch zukünftig um ihre Nachtruhe schlecht bestellt sein würde, solange es der kleinen Peg nicht besser ging.
    Sie hielt das Baby jetzt so, dass es freier atmen konnte. Dank der Dämpfe aus Engelwurz und Lungenkraut, die das Kind über dem Topf eingeatmet hatte, war die beängstigende Atemnot ein wenig abgeklungen. Keelin hatte zudem die Brust des Säuglings mit frisch geschlagener Butter eingerieben und sich dreimal über dem Kind bekreuzigt. Jetzt konnten sie nur noch abwarten.
    „Wie geht es ihr?“, fragte Marcus und schreckte Keelin auf. Sie hatte nicht gehört, dass er die Speisekammer betreten hatte.
    „Ein bisschen besser, denke ich“, erwiderte sie.
    „Ihr müsst müde sein“, sagte er, als er auf sie zuging.
    „Ja“, antwortete Keelin. „Es ist wahrlich ermüdend, sich so viele Stunden um ein krankes Baby zu kümmern. Es zehrt an den Kräften, wenn Ihr wisst, was ich meine. Man macht sich Sorgen, nicht alles Erdenkliche getan zu haben … oder dass man alles getan hat, es aber nichts nützen könnte …“
    „Was auch immer geschieht, Keelin …“
    „Sagt so etwas nicht!“, erwiderte sie energisch. „Ich möchte nichts davon hören, was alles geschehen könnte.“
    Marcus strich sachte über ihre Wange und hielt ihr Kinn in seiner Hand. „Ihr habt alles getan, was in Eurer Macht steht“, sagte er ruhig. „Lasst mich die Kleine eine Weile halten. Dann könnt Ihr Euch ausruhen.“
    „Das würdet Ihr tun?“ Sein Angebot erstaunte sie.
    „Gewiss“, erwiderte er. „Gebt sie mir.“
    Er wirkte zunächst ein wenig unbeholfen, doch schließlich nahm er den Säugling auf und legte ihn gegen seine Schulter. Keelin fiel bei diesem

Weitere Kostenlose Bücher