170 - Logbuch der Hölle
zurück und arbeitete sich auf dem heftig schwankenden Schiff nach vorne vor.
Dort saß starr wie am ersten Tag, der geheimnisvolle Alte. Er hatte sich nicht ein einziges Mal gerührt, nicht gegessen, nicht getrunken - und selbst die wildesten Sturzseen hatten es nicht fertiggebracht den Mann über Bord zu spülen. Er saß dort wie angewachsen.
Parker betrachtete
El Muerto.
Auch die Haut des Alten hatte sich verfärbt sogar sehr gleichmäßig. Sogar seine Haare waren dunkel geworden - als Parker versuchsweise danach griff, zog sich alles in ihm zusammen. Das war kein Haar mehr - was Parker zwischen seinen Fingern gespürt hatte, war der gleiche Tang, den er vor einigen Tagen mit Ungas Hilfe über Bord geworfen hatte.
„Nun, was haben Sie entdeckt? Oder eine Theorie“? fragte Pedro, als Parker zu ihm zurückkehrte.
„Legen Sie sich hin und schlafen Sie", bestimmte Parker „Später sehen wir weiter."
Pedro starrte ihn durchbohrend an.
»Sie wissen etwas" stieß er plötzlich hervor. „Sie haben von Anfang an etwas gewußt. Seit Sie an Bord sind, geht alles schief…"
Parker setzte ein überlegenes Lächeln auf.
„Halten Sie mich für einen Zauberer?" fragte er mit scharfem Spott. „Abergläubisch? Sie?" Pedro sackte in sich zusammen. Er schüttelte den Kopf, dann streckte er sich auf einer Koje aus und war nach wenigen Augenblicken eingeschlafen.
Parker kehrte ins Cockpit der ESTRELLA DEL SUR zurück wo Unga noch am Steuer stand. Die beiden waren allein.
„Es wird Zeit daß wir etwas unternehmen" sagte Parker, nachdem er Unga von der rätselvollen Krankheit berichtet hatte. Er machte eine schwache Bewegung, die auf
El Muerto
zielte. „Es ist der Alte - er ist ganz eindeutig von Magie umgeben."
„Ich weiß" sagte Unga gelassen. Ich habe es förmlich riechen können als er an Bord kam.
Was hast du vor?"
„Vielleicht werden die anderen wieder gesund wenn wir diesen Burschen endgültig ins Jenseits schicken" sagte er.
Unga lächelte schwach.
„ElMuerto
ist nur das Werkzeug anderer", gab er zu bedenken. Irgend jemand wahrscheinlich ein recht einflußreicher Dämon oder gar eine ganze Sippe, erlaubt sich mit uns ein makabres Spielchen. Es gehört alles zusammen - der Sturm, der Mann im Sarg, die Geisterschiffe und nun diese Tangpest. Und daß wir uns immer mehr auf Kap Hoorn zubewegen, ist ebenfalls kein Zufall."
Parker nickte nachdenklich.
„Das Kap war schon immer verrufen", überlegte er laut. „Schon Magellan hat hier ein Schiff verloren."
„Und danach sind hier Hunderte von Schiffen verschwunden", bemerkte Unga. „Für Dämonen, die an Menschenopfern interessiert sind, ein hervorragender Schlupfwinkel. Jahrhundertelang konnten sie hier unbemerkt hausen, ohne Gefahr zu laufen entdeckt zu werden. Denn auch ohne Dämonen und Schwarze Magie ist diese Ecke des Ozeans lebensgefährlich."
Jeff Parker wiegte nachdenklich den Kopf und strich sich über die nasse Glatze.
„Mit unseren Mitteln konnten wir den Leuten wahrscheinlich helfen" , setzte er seine Überlegungen fort. „Und auch mit diesem Gruftgespenst werden wir fertig…"
Unga nickte.
„Und damit wäre die Verbindung zwischen der ESTRELLA DEL SUR und den Feuerland-Dämonen abgerissen. Wir wären zwar mit heiler Haut davongekommen, aber die Dämonen konnten später ungestört ihr Handwerk weiter ausüben.
Parker preßte die Lippen aufeinander.
Für ihn und Unga war klar - sie beide würden weitermachen, um die Dämonen zu stellen und auszuschalten. Zu diesem Zwecke waren sie schließlich gekommen. Die Frage war, ob sie das Recht hatten, ihr Wissen weiter geheimzuhalten und die anderen ahnungslos in diesen Kampf zu verstricken. Die beiden Männer hatten zwar schon etliche mörderische Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der Schwarzen Familie überstanden, aber das gab keine Gewahr für den nächsten Kampf, vor allem dann nicht, wenn Magie-Laien hineingezogen wurden.
„Noch ist die Sache nicht lebensbedrohend" murmelte Parker. „Trotzdem, mir ist nicht wohl dabei "
Unga setzte ein hartes Gesicht auf.
„Mir auch nicht", sagte er. „Vor allem, wenn ich daran denke, welches Schiff sie als nächstes angreifen werden. Dann wird niemand dabei sein der sich den Dämonen in den Weg stellen könnte. Wer immer hinter diesem ganzen Spuk steckt, hat noch keine Ahnung, daß er sich zwei erfahrene Dämonenjäger als Opfer ausgesucht hat, ja nicht einmal, daß der magische Charakter dieser Gegend überhaupt erkannt worden ist. Wenn wir
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