1700 - Hüter der Apokalypse
war ein Mensch auf zwei Beinen, der seinen Posten verlassen hatte.
Godwin war noch nicht entdeckt worden. Einige Schritte weiter vorn, und er hätte dieses Glück nicht gehabt.
Mit dem Rücken zum Berg blieb er stehen und wartete ab, was der Mann vorhatte.
Der kümmerte sich nicht um seine Umgebung. Er hatte etwas anderes vor, denn er wollte eine rauchen. Aus der Packung pflückte er eine Zigarette, schob das eine Ende zwischen seine Lippen und holte ein Feuerzeug hervor. Die Flamme schirmte er mit der Hand ab, damit niemand sah, was er tat. Das Feuerzeug verschwand wieder, die Zigarette nicht, denn die rauchte er aus der hohlen Hand.
Der Wind trieb den Geruch in Godwins Richtung, während ihm der Aufpasser den Rücken zuwandte.
Besser konnte es gar nicht für ihn laufen. Godwin würde dem Mann nicht die Zeit geben, den Glimmstängel zu Ende zu rauchen. Solange er qualmte, war seine Aufmerksamkeit eingeschränkt.
Godwin hoffte nur, dass er sich dem Mann lautlos würde nähern können. Er ging einen Schritt vor und war froh, dass unter seinem Schuh nichts knirschte.
Beim nächsten ebenfalls.
Nach dem dritten Schritt hatte er die Glock gezogen, in deren Magazin sich fünfzehn Schuss befanden, und nachdem er den vierten Schritt zurückgelegt hatte, drückte er die Mündung der Waffe gegen den Nacken des Aufpassers.
»Wenn du auch nur falsch denkst, bist du tot …«
***
Sophie Blanc hatte den Wagen verlassen und keine Chance zur Flucht gesehen. Die drei Männer blieben immer an ihrer Seite, bis sie vor der Pyramide standen.
Das Licht war jetzt so hell, dass sie die Typen besser erkennen konnte. Der Mann, der sie von der Ladefläche geholt hatte, grinste sie an. Auf seinem Kopf wuchsen rote Haare, die auch keine Bürste bändigen konnten.
»Und was kommt jetzt?«, fragte sie.
Der Rothaarige lachte. »Lass dich überraschen. Du wirst etwas völlig Neues erleben.«
»Halts Maul!«, meldete sich einer der beiden anderen Typen.
Sophie wollte den Rothaarigen verteidigen. »Er hat nur meine Frage beantwortet.«
»Und du hältst auch deine Klappe.«
»Schon gut.«
Sie traten noch näher an die Pyramide heran, die auch in Bodenhöhe eine leichte Schräge aufwies. Es gab keine Tür, aber es gab einen kleinen Kasten, auf dessen Vorderseite sich Zahlen befanden wie bei einem Handy.
Einer der Männer tippte einen bestimmten Code ein und wie ein Sesam-öffne-dich schwang eine der Glasseiten nach innen. Sie war so hoch, dass Menschen sie passieren konnten, ohne den Kopf einzuziehen.
Der Rothaarige stieß Sophie an.
Er musste nichts weiter sagen, denn sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie ging langsam vor und betrat die Pyramide, wobei sie sich wunderte, dass sie nicht geblendet wurde, denn sie hatte sich das Licht viel heller vorgestellt.
»Wohin?«
»Geh immer weiter!«
Sophie hatte schon von außen die Männer gesehen, die sich im Innern aufhielten. Sie rechnete damit, dass sie zu ihnen geschafft werden sollte.
Aber sie irrte sich. Sie musste nach links gehen, weg vom Zentrum, und geriet an eine Stelle, die ihr von außen nicht aufgefallen war.
Es war ein gläserner Käfig. Auch eine Glastür war vorhanden. Sie wurde geöffnet, damit Sophie den Käfig betreten konnte. Selbst der Untergrund des Bauwerks bestand aus Glasbausteinen, wie sie erkannte, sich dann aber auf das konzentrierte, was sie selbst anging.
Sophie war so weit in den Käfig hineingetreten, dass jemand die Tür schließen konnte.
Das geschah auch.
Sophie drehte sich um. Sie schaute jetzt in die Pyramide hinein, konnte alles überblicken und suchte nach der Person, die hier das Sagen hatte.
Das fand sie nicht heraus, aber sie sah, dass es in der Pyramide so etwas wie ein Podest gab. Das aus einer großen Kugel strömende Licht sank etwas zusammen, sodass die Helligkeit in der Pyramide nachließ, was Sophies Augen gut tat.
Sie hatte das Gefühl, dass irgendetwas passieren würde, aber noch tat sich nichts. Sie sah nur die Männer, die sich praktisch um dieses Podest herum versammelten und einen lockeren Kreis bildeten.
Mehr geschah noch nicht.
Sophie musste warten. Sie horchte in sich hinein und wunderte sich über ihr Gefühl. Eigentlich hätte sie Angst haben müssen, aber die war nicht vorhanden. In ihr hatte sich mehr eine gewisse Neugierde ausgebreitet, verbunden mit einer Spannung, was hier wohl noch passieren würde.
Der Name Cassel ging ihr nicht aus dem Kopf, und sie glaubte fest daran, dass sie ihn erleben würde, und so
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