1700 - Hüter der Apokalypse
seinen Brüdern Bescheid sagen, dass er wegfahren musste, aber das war auch alles. Ein Ziel würde er nicht angeben.
Aber wohin?
Der Templer musste sich darüber keine Gedanken machen, denn wieder meldete sich das Telefon. Es war Cassel, der ihm erklärte, wohin er fahren musste.
»In die Berge?«
»Ja, und in das bestimmte Tal. Ich werde dir den Weg beschreiben. Sobald du den Eingang des Tals erreicht hast, wirst du die neue Heimat der Auserwählten sehen.«
»Und was ist das?«
»Eine Pyramide aus Glas!«
Es waren die letzten Worte, die der Templer hörte. Danach legte Cassel auf.
»Okay«, flüsterte Godwin, und seine Worte klangen wie eine Kampfansage. »Okay, ich komme …«
***
Wenn ein Fall mit den Templern zu tun hatte, dann war mein Freund Godwin de Salier genau der richtige Mann. Er kannte sich nicht nur in der Jetztzeit aus, er war auch über Vorgänge informiert, die sich in der Vergangenheit abgespielt hatten, denn aus dieser Zeit war er schließlich selbst gekommen.
Den Templer konnte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit stören. Zwar neigte sich der Tag dem Ende zu, aber von Nacht konnte man noch nicht sprechen.
Der Ruf ging durch, es hob auch jemand ab, aber es war nicht Godwin de Salier, obwohl ich seine Durchwahl gewählt hatte. Der Ruf war zurück an die Zentrale gegangen.
Dort kannte man meinen Namen ebenfalls. Ich wurde freundlich begrüßt, und als ich meinen Wunsch ausgesprochen hatte, da erlebte ich eine Enttäuschung, denn man sagte mir, dass Godwin unterwegs wäre.
Das war schade. Ich gab dennoch nicht auf und wollte wissen, wann er zurückkehrte.
»Das hat er uns nicht gesagt. Er ist gegangen oder besser gesagt gefahren. Das tut mir sehr leid.«
Ich gab nicht auf. »Dann würde ich gern mit seiner Frau Sophie sprechen, bitte.«
Erneut erhielt ich eine ablehnende Antwort. »Auch da haben Sie Pech, Monsieur Sinclair. Sophie Blanc ist ebenfalls nicht im Haus.«
Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl und fragte weiter. »Sind denn beide gemeinsam weggefahren?«
»Nein, getrennt.«
»Und Ihnen ist nicht bekannt, wann sie zurückkehren? Sie haben keine Nachricht hinterlassen?«
»So ist es.«
»Dann bedanke ich mich für die Auskünfte.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, verschwand das ungute Gefühl nicht, ich saß in einem Sessel, hielt das Telefon noch in der Hand und schüttelte den Kopf.
Irgendwie passte das nicht so recht zusammen. Ich glaubte nicht, dass Godwin und seine Frau getrennt einen Ausflug unternommen hatten. Für ihr Verschwinden aus dem Kloster musste es einen anderen Grund geben. Und der brauchte nicht immer positiv zu sein.
Ich war mal wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht weiterkam. Gern hätte ich mit meinem Freund aus Frankreich gesprochen. Es war nicht möglich. Ich musste mir einiges selbst zusammenreimen, aber das brachte auch nicht viel.
In der Wohnung zu bleiben, dazu hatte ich keinen Bock mehr. Ich wollte mit jemandem über den Fall reden, und das konnte nur Suko sein, der mit seiner Partnerin nebenan wohnte.
Sicherheitshalber rief ich bei den Zweien an und hatte Glück, dass jetzt jemand da war, denn Shao meldete sich.
»Ah, ihr seid wieder da.«
»Seit ein paar Minuten.«
»Dann komme ich mal rüber.«
»Gern.«
Ob die beiden einen Rat wussten, war die große Frage. Es war mir wichtig, dass ich mit Menschen über das Geschehen sprach, das mich im Moment berührte.
Suko öffnete die Tür, sah mich kurz an und meinte: »Du siehst nicht besonders gut aus.«
»Weiß ich.«
»Bist du deshalb hier?«
»Genau.« Ich hatte die Wohnung bereits betreten, und Suko schloss die Tür hinter mir. Zu trinken bot man mir auch an. Tee wollte ich nicht und entschied mich für Wasser.
Als wir saßen, schüttelte Suko den Kopf. »Wenn man dich so ansieht, muss man einfach auf den Gedanken kommen, dass du Probleme mit dir herumschleppst.«
»Du hast es erfasst.«
»Und welche?«
Ich trank einen Schluck Wasser. »Ich bin hier bei euch, um darüber zu sprechen. Da es sich um keine privaten Dinge handelt, denke ich, dass auch ihr betroffen seid. Oder du, Suko.«
»Es hat sich ein Fall ergeben?«
»Ja.« Ich runzelte die Stirn, sammelte meine Gedanken und berichtete den beiden, was ich erlebt hatte.
Sie hörten zu. Sie sagten nichts. Manchmal schüttelten sie die Köpfe, und erst als ich fertig war, stellte Shao eine Frage.
»Zwei Tote und ein Überfall auf dich?«
»So ist es gewesen.«
»Dann muss es sich um etwas Großes handeln. Oder
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