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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht böse gemeint, nur ehrlich. Es tat trotzdem weh.
    Damit der ändere sich ein paar Tage länger fürchten kann. Es war schlimm, die anderen sterben zu sehen. Nicht helfen zu können.
    Zum einen, weil man die Fähigkeit dazu nicht hatte, nicht einmal im günstigsten Fall. Zum anderen, weil es nichts zu helfen gab. Man konnte nichts tun.
    Nur warten. Zusehen, wie die anderen litten und starben. Und darauf warten, daß man selbst an die Reihe kam. Zuerst mit den kleinen Anfällen, dann mit den großen, zum Schluß ...
    Bei den meisten lief es so ab wie bei Carl Liramm. Sein Hirn war sowenig durchblutet worden wie die anderen Teile seines Körpers; er hatte sein Ende sozusagen gar nicht mitbekommen.
    Eigentlich beneidenswert.
    Boro Shufman hatte keine Lust zu sterben. Nicht auf diese Weise und auch nicht auf andere, jedenfalls nicht jetzt. Nicht so beiläufig, so unerheblich. Er wußte zwar, was er wollte, aber er wußte auch, daß er es nicht kriegen würde. Nicht in dieser Situation.
    Er konnte Tonya Cinistrella sich selbst überlassen. Zu helfen war ihr ohnehin nicht. Und wann sie an der Reihe war - wer konnte das wissen?
    Ein Dutzend Meter entfernt lagen zwei Menschen auf dem Boden, hielten einander umschlungen und warteten so auf das Unvermeidliche.
    Boro Shufman spürte den Neid in seiner Kehle brennen und wandte sich ab. Er stapfte hinüber zur Baracke von Magkue.
    Der Ara hatte es aufgegeben, sich um die Kranken zu kümmern. Er war ganz und gar auf seine Forschungen konzentriert, zeigte kein anderes Interesse mehr. Vielleicht, so überlegte Boro Shufman, hatte er sogar eine Chance, dieser verrückte Ara. Ja, das wäre kein schlechter Spaß, eine so boshafte Ironie, wie das Leben sie tatsächlich lieferte: Magkue fand die Lösung des Rätsels, den Ursprung des stillen Todes von Thyssan, vielleicht sogar ein Verfahren zur Immunisierung und Heilung. Nur war, mit ein bißchen zynischem Glück, dann keiner mehr da, den er heilen und retten konnte, nicht einmal er selbst ...
    Problem gelöst, Genie verstorben ...
    Boro Shufman kannte die Spielregeln der Raumfahrt. Er kannte sie sehr genau. Angenommen, dieser verdammte Kristallplanet Thyssan würde nicht in einem verrückten Irgendwo liegen, dessen Besonderheit Shufman nie begriffen hatte. Angenommen, Thyssan läge in der Milchstraße, ansonsten wäre die Lage wie gehabt ...
    Wenn jetzt ein Schiff gekommen wäre, hätte die ODIN Seuchenwarnung geben müssen, und kein Schiff wäre auf Thyssan gelandet. Nicht ein einziges, und wenn die letzten Überlebenden noch so gewinselt und gewimmert hätten. Man hätte sie ihrem Schicksal überlassen, sogar überlassen müssen - so sah die Realität aus und das einschlägige Gesetz der Raumfahrer.
    Shufman blickte um sich. Am kristallschimmernden Horizont war eine Gestalt zu sehen, die sich mühsam bewegte. Nicht besonders groß, ein bißchen dicklich und mit rostroten Haaren - Reginald Bull.
    Jeder wußte Bescheid, aber keinem tat es leid.
    Die Thyssan-Pest hatte inzwischen auch die Unsterblichen erwischt.
    Bully humpelte von Tag zu Tag stärker, Michael Rhodans Mundwinkel zuckten immer wieder heftig und völlig unkontrolliert. Nur Gucky zeigte bisher keine Symptome, aber das würde sicher bald kommen.
    Wahrscheinlich würde der Mausbiber der letzte sein, der ins Gras beißen mußte.
    Boro Shufmans Mundwinkel verzogen sich zu einem giftigen Grinsen.
    Es gab kein Gras auf Thyssan, nur Kristalle. Kristalle, die der Teufel selbst geschaffen haben mußte und die schuld waren an dieser Pest. Nur die Kristalle, nur sie allein. Shufman war sich da ganz sicher.
    Um Gucky war es schade, wirklich schade. Um die anderen nicht.
    Jedenfalls nicht in Boro Shufmans Augen. Recht geschah ihnen. Sie hatten bessere Eltern gehabt, bessere Freunde, bessere Erzieher; sie sahen besser aus, hatten bessere Berufe - falls man das, was diese Kerle die ganze Zeit taten, als Beruf bezeichnen wollte. Sie waren Helden.
    Unbestritten, auch Shufman stritt das nicht ab. Sie waren gottverdammte Helden, alle miteinander, sogar dieser intergalaktische Windhund Philip, bei dem man sich immer gefragt hatte, ob ES noch alle Primeln im Beet hatte, dem Ennox einen ZA-Chip zu gewähren.
    Philip hatte unheimlich Angst gehabt. Boro Shufman hatte es selbst gesehen und fast gerochen. Er hatte in der Nähe gestanden; und wenn es einen gab, der wußte, wie sich Angst, Feigheit und Verlegenheit von innen anfühlten, dann war es Shufman. Der Ennox war fast umgekommen vor

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