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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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    Hercule Poirot saß in seiner kleinen, aber gemütlichen Wohnung in Whitehall Mansions beim Frühstück. Er hatte sich seine Brioche und eine Tasse heiße Schokolade munden lassen und ausnahmsweise – denn er war ein Mann der Gewohnheit und wich selten von seinem Frühstücksritual ab – den Diener George um eine zweite Tasse Schokolade gebeten. Während er darauf wartete, überflog er noch einmal die morgendliche Post, die auf dem Frühstückstisch lag.
    Ordnungsliebend wie immer hatte er zuerst die Umschläge mit einem Papiermesser in Form eines kleinen Schwerts, ein Geburtstagsgeschenk von seinem alten Freund Hastings, fein säuberlich aufgeschlitzt, geleert und zu einem Stapel zusammengelegt. Auf einem zweiten Stapel lagen die Sendungen, die er nicht weiter interessant fand – meist Rundschreiben – und die er gleich von George fortschaffen lassen würde. Der dritte Stapel enthielt solche Briefe, die eine irgendwie geartete Antwort oder zumindest eine Empfangsbestätigung erforderten. Mit ihnen würde er sich nach dem Frühstück befassen, auf keinen Fall jedoch vor zehn Uhr. Poirot hätte es nicht ganz standesgemäß gefunden, einen normalen Arbeitstag vor zehn Uhr morgens zu beginnen. Gewiß, wenn er an einem Fall arbeitete – das war natürlich etwas anderes. Er wußte sich zu erinnern, daß er und Hastings sich einmal sogar schon vor Morgengrauen aufgemacht hatten, um ...
    Aber Poirot wollte mit seinen Gedanken jetzt nicht in der Vergangenheit verweilen. Der seligen Vergangenheit. Ihr letzter Fall, betreffend eine internationale Verbrecherorganisation namens »Die Großen Vier«, war erfolgreich abgeschlossen und Hastings zu Frau und Ranch nach Argentinien zurückgekehrt. Und obschon sein alter Freund sich zur Zeit in geschäftlichen Angelegenheiten, die seine Ranch betrafen, in London aufhielt, war es höchst unwahrscheinlich, daß Poirot und er jemals wieder gemeinsam ein Verbrechen aufklären würden. Trug dies vielleicht dazu bei, daß Hercule Poirot an diesem schönen Frühlingstag des Jahres 1934 eine gewisse Unruhe empfand? Offiziell war er ja jetzt im Ruhestand, aber schon öfter als einmal hatte er sich, wenn ein besonders interessantes Problem an ihn herangetragen wurde, aus diesem Ruhestand herauslocken lassen. Und dann war es schön gewesen, wieder der Fährte zu folgen und Hastings an der Seite zu haben, der als eine Art Prellwand für seine Überlegungen und Theorien diente. Doch nun war Poirot seit Monaten nichts mehr untergekommen, was ihn beruflich hätte interessieren können. Gab es denn gar keine phantasievollen Verbrechen und Verbrecher mehr, nur noch primitive Gewalt und Brutalität, gemeine Morde und simple Diebstähle, die aufzuklären unter seiner Würde war?
    Poirot wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, denn soeben war George lautlos neben ihm erschienen, um ihm die hochwillkommene zweite Tasse Schokolade zu bringen. Hochwillkommen nicht nur wegen des süßen Genusses, sondern auch, weil ihm dadurch noch für ein paar Minuten die Einsicht erspart blieb, daß ein wunderschöner, sonniger Morgen vor ihm lag und nichts Aufregenderes ihn erwartete als ein Spaziergang im Park und anschließend der Weg durch Mayfair zu seinem Lieblingsrestaurant in Soho, wo er einen einsamen Lunch zu sich nehmen würde, bestehend aus – mal überlegen – als Vorspeise vielleicht ein Häppchen Pastete, dann Seezunge bonnefemme , gefolgt von...
    Er merkte erst jetzt, daß George, nachdem er die Schokolade auf den Tisch gestellt hatte, mit ihm redete.
    Der untadelige und stets unerschütterliche George, der nun schon seit einiger Zeit in Poirots Diensten stand, war mit seinem etwas hölzernen Gesicht ein Engländer wie aus dem Bilderbuch, zudem ein Diener, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Neugier war für ihn ein Fremdwort, und während man ihm einerseits nur mit größter Mühe eine persönliche Meinung zu irgend etwas entlocken konnte, war er andererseits ein Born des Wissens über die englische Aristokratie, und außerdem stand er Poirot, dem großen Detektiv, an fanatischer Ordnungsliebe nicht nach. Schon öfter als einmal hatte Poirot zu ihm gesagt: »Sie verstehen sich phantastisch aufs Hosenbügeln, George, aber Phantasie, o nein, die haben Sie nicht.« Phantasie besaß Hercule Poirot selbst im Überfluß, aber eine Hose ordentlich bügeln zu können, war in seinen Augen eine seltene Gabe. Doch, er durfte sich wahrhaft glücklich schätzen, daß ein Diener wie George sich

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