1705 - Auf der Welt der Kristalle
Tifflor und Ronald Tekener wechselten einen raschen Blick.
Aktet Pfest betrieb reinen Zweckoptimismus.
Nach Moiras Andeutungen konnte es die ersten Todesopfer unter der ODIN-Crew schon nach 45 Tagen geben. Das hieß, daß schon jetzt, zu diesem Augenblick, die ersten lebensgefährlichen Situationen auftreten konnten. Selbst wenn das Manöver klappte, das Aktet Pfest im Sinn hatte, brauchte die ATLANTIS einige Tage, um von Thyssan aus den Treffpunkt der STYX zu erreichen. War das geschehen, mußten die Besatzungsmitglieder der ODIN an Bord von Moiras Schiff verfrachtet werden. Erst danach konnte Moira die technischen Fähigkeiten ihrer STYX ausschöpfen und im Schnellstflug mit ihren Passagieren über die Passagewelt Aariam ins Parresum zurückkehren.
Und erst wenn dieser Transit hinter den Galaktikern lag, gab es Hoffnung für diejenigen, die dann noch lebten ...
„Jetzt!"
Die ATLANTIS kehrte in den Normalraum zurück. Für Sekunden hielten Tifflor und die anderen in der Zentrale des arkonidischen Raumers den Atem an.
„Jetzt kommts darauf an", murmelte jemand.
Aktet Pfest hatte klare Befehle gegeben.
Unmittelbar nach der Rückkehr in den Normalraum waren einige Dinge zu erledigen, und zwar so schnell wie möglich.
Die Ortung hatte zum einen Ausschau nach eventuellen Schneeflocken zu halten, zum anderen nach der ODIN. Zur ODIN mußte schnellstmöglich Funkkontakt aufgenommen werden.
Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen für den Transmitterkontakt an - vorausgesetzt, ein Transmitter an Bord der ODIN war einsatzbereit.
Nach dem, was Philip bei seinem Auftauchen berichtet hatte, waren die Transmitter nach der Landung der ODIN nicht einsatzfähig gewesen.
Das konnte sich mittlerweile geändert haben.
An Bord der ODIN gab es, wie allgemein bekannt war, einige der besten und einfallsreichsten Techniker der Expedition - Carl Liramm beispielsweise oder Tonya Cinistrella. Ihnen war es hoffentlich möglich gewesen, mindestens den Haupttransmitter der ODIN ...
„Zehn, nein, zwölf Schneeflocken", gab die Fernortung der ATLANTIS bekannt. „Bilden einen förmlichen Sperriegel vor Thyssan.
Haben uns augenscheinlich bereits erfaßt ..."
Die ATLANTIS flog aus naheliegenden Gründen ohne Ortungsschutz. Die Anlagen der ODIN waren defekt, sie würde also kaum in der Lage sein, die ATLANTIS mit normalen Mitteln zu orten, geschweige denn, wenn sich die ATLANTIS vor ihren eigenen Leuten versteckte.
„Kein Funkkontakt zur ODIN!" Aktet Pfest murmelte eine Verwünschung. Die Stimme des Überschweren grollte wie ferner Donner durch die Zentrale der ATLANTIS.
„Geht alle Frequenzen noch einmal durch!" befahl Julian Tifflor laut. „Gründlich!"
Aktet Pfest hatte Kampfalarm für die ATLANTIS gegeben, die Besatzungsmitglieder suchten ihre Einsatzstationen auf. Julian Tifflor aktivierte die Sicherheitseinrichtungen seines Sessels, seinem Beispiel folgten Dao-Lin-Hay und Ronald Tekener.
„Wir müssen an den zweiten Planeten heran", sagte Tekener bestimmt. „Da ist Thyssan, dort ist die ODIN notgelandet."
„Wir müssen uns in irgendeiner Form bemerkbar machen für die da unten", schlug Dao-Lin-Hay vor. „So oder so, wir müssen Kontakt zur ODIN auf Thyssan bekommen."
Tekener blickte Aktet Pfest an. Die Miene des Überschweren war angespannt. Dann gab Pfest seine Befehle.
Dieses Mal war es nicht nötig, in die Schiffsführung einzugreifen. Der erfahrene Kommandant wußte sehr genau, was er zu tun hatte.
Die ATLANTIS jagte mit hoher Unterlichtfahrt auf Thyssan zu.
Gleichzeitig, die Ortung zeigte es sofort, bereiteten sich die Schneeflocken darauf vor, die ATLANTIS weit vor Thyssar abzufangen.
„Kollisionskurs", gab die Ortung durch. Aktet Pfest lächelte kalt. Es war, als versuche der Überschwere, das berüchtigte kalte Lächeln des „Smilers" nachzuahmen.
„Bereit für Hyperraum-Manöver ... !"
Die ATLANTIS näherte sich den Schneeflocken auf geradem Kurs, offen und ohne sich hinter aufwendigem Ortungsschutz zu verstecken. Pfest hatte darauf verzichtet, die mehrfach gestaffelten Schirmfelder zu aktivieren.
Alles sah sehr friedlich aus.
Ein Schiff war unversehens im System aufgetaucht, hatte entdeckt, daß es dort nicht allein war, und nahm nun Kontakt zu den anderen Besuchern oder Bewohnern des Systems auf- ein Vorgang, wie er sich in der galaktischen Raumfahrt immer wieder abspielte.
Die Besatzung der ATLANTIS konnte nicht wissen, ob ihre Begegnung mit dem anderen Pulk von Schneeflocken bereits als
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