1708 - Angst um Johnny C.
begangen. Sie ist durchgedreht. Sie hat zwei Frauen zu Vampiren gemacht und sie auf die Menschen losgelassen. Das ist bestimmten Personen und Stellen nicht verborgen geblieben.«
»Kannst du das nicht ändern, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Sir James ist verdonnert worden, und wir sind es auch.«
Bill ließ nicht locker. »Was ist denn, wenn wir versuchen würden, einen heimlichen Burgfrieden mit ihr zu schließen? Das sollte man sich überlegen. Wenn sie es schafft, uns auszuschalten, dann ist wirklich alles vorbei.«
»Ja, das sehe ich ein, Bill. Aber sie würde darauf nicht eingehen, denn du darfst nicht vergessen, dass in ihr noch jemand steckt, der aus dem Reich des Spuks freigelassen wurde. Will Mallmanns Geist, und so haben wir es nicht nur mit ihr, sondern indirekt auch mit Dracula II zu tun. Er wird auf keinen Fall irgendwelche Kompromisse eingehen. Das kann ich dir sogar schriftlich geben.«
»Ja, ja«, murmelte Bill nach einer Weile, »daran habe ich nicht mehr gedacht.«
»Und doch wird es weitergehen«, mischte Suko sich ein. »Das muss einfach so sein.«
»Mit meinem veränderten Sohn, der plötzlich bei seinen Eltern erscheint und deren Blut trinken will?«
»Noch haben wir den Beweis nicht.«
»Ja, Suko, ja, aber du wirst mir zugestehen, dass ich eine wahnsinnige Angst um Johnny habe.«
»Das haben wir wohl alle.«
Bill blickte auf seine Uhr. »Ich sehe, dass wir hier nichts machen können. Und ich weiß auch, dass Sheila zu Hause wie auf heißen Kohlen sitzt. Deshalb werde ich jetzt zu ihr fahren.«
»Willst du ihr alles erzählen?«, fragte ich leise.
Bill überlegte nicht lange. »Besser nicht. Ihre Sorgen sind schon groß genug. Ich will sie nicht noch mehr ängstigen. Das müsst ihr verstehen. Ich werde ihr erklären, dass mein Besuch bei euch mich nicht weiter gebracht hat, und das wird sie wohl akzeptieren.«
»Ja, tu das«, sagte ich.
Bill Conolly erhob sich mit einer schwerfälligen Bewegung. Er war ziemlich fertig. Die Sorge um seinen Sohn lastete wie ein schwerer Druck auf ihm.
Als er das Büro verlassen wollte, musste er an Glenda vorbei, die sich ihm in den Weg stellte. Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern.
»Bitte, Bill, sei nicht so niedergeschlagen. Denk lieber daran, was wir schon alles hinter uns gebracht haben. Das waren oft genug Fälle, die mehr als hoffnungslos wirkten, und letztendlich haben wir es doch immer geschafft.«
Bill lächelte verloren. »Danke, Glenda, dass du mich aufmuntern willst. Du hast ja recht, was die Vergangenheit angeht. Aber die ist vorbei. Wir leben in der Gegenwart und schauen in die Zukunft, und in ihr kann ich nichts Positives entdecken. Tut mir leid.«
»Aber du gibst doch nicht auf?«
»Nein, das nicht. Ich will nur meinen Sohn zurückhaben, das ist alles.«
»Das schaffen wir, Bill, ganz sicher.«
»Es fragt sich nur, was dann aus ihm geworden ist. Aber danke, dass du mich trösten wolltest.« Er sagte nichts mehr und hatte wenig später auch das Vorzimmer hinter sich gelassen.
Zurück ließ er drei schweigsame Menschen, die sich im Moment keinen Rat wussten. Glenda wollte nicht mehr länger schweigen und fragte mit leiser Stimme: »Können wir denn wirklich nichts machen?«
»Nein«, sagte ich. »Wir haben nichts in der Hand. Es gibt keine Spur und keinen Hinweis darauf, wo Johnny sich aufhalten könnte. Alles war genau geplant, und durch seinen Auszug von zu Hause hat er der anderen Seite in die Hände gespielt.«
»Dann müssen wir uns als Verlierer betrachten«, stellte Glenda fest. »Wollen wir das wirklich?«
»Im Moment wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben«, erwiderte Suko und hatte mir damit aus dem Herzen gesprochen …
***
Bill Conolly hatte seine Frau nicht angerufen und auch keinen Anruf von ihr empfangen. Er war den Rückweg wie ein Träumer gefahren, mit seinen Gedanken ganz woanders. Dass er keinen Unfall gebaut hatte, kam ihm im Nachhinein wie ein kleines Wunder vor.
Das Tor zum Grundstück stand offen, und auch jetzt rollte Bill wie in Trance die Auffahrt hoch. Sheila hatte ihn bereits gesehen. Sie lief aus dem Haus und dorthin, wo Bill den Porsche vor der Doppelgarage stoppte.
Schon beim Aussteigen hörte er die Frage seiner Frau. »Und? Hast du positive Nachrichten?«
Bill schüttelte den Kopf.
»Aber du musst doch irgendetwas getan haben! Du bist bei John und Suko gewesen …«
»Sie wissen auch keinen Rat und sind so schlau wie wir.« Mehr sagte Bill nicht. Er ging ins
Weitere Kostenlose Bücher