1708 - Angst um Johnny C.
gedreht wurde.
Bisher hatte er noch geglaubt, dass ihm seine Sinne einen Streich spielen würden. Jetzt sah er es mit anderen Augen.
Jemand wollte zu ihm!
Johnny lag auf der Schlafcouch wie daran gefesselt. Er kam einfach nicht hoch, so sehr er sich auch bemühte. Sein Körper blieb schwer wie Blei.
Es war dunkel. Es blieb auch dunkel, als die Tür geöffnet wurde. Sie wurde nicht hart nach innen gestoßen, sie schwang langsam in den Raum herein.
Johnny bewegte sich nicht. Er schaute nur und entdeckte die Umrisse einer Gestalt nahe der Schwelle. Natürlich sah er nicht, um wen es sich handelte. Es fiel nicht ein Streifen Licht in das Gesicht, aber dennoch war er sich sicher, dass nicht Elton Marlowe der Besucher war. Das musste jemand anderer sein.
Johnny überlegte. Vielleicht kamen die anderen Mieter jetzt, um ihn zu überraschen, aber auch das stimmte nicht, denn die Gestalt blieb allein. Ob sich allerdings noch jemand im Flur aufhielt, sah er nicht.
Die Gestalt ging auf Nummer sicher. Sie drückte die Tür leise hinter sich zu und war nun mit Johnny allein. Ihr Ziel war die Couch, auf der er lag.
Sie bewegte sich nicht normal, sondern schritt so, als würde sie durch Wasser gehen, das ihren Vorwärtsdrang ein wenig bremste. Schon beim ersten Schritt hob sie das Bein stärker an als normal, und als sie den Fuß auf den Boden setzte, dämpfte der Teppich jedes Geräusch.
Es war wie das Schleichen eines Tiers, das sich seinem Opfer näherte. Und Johnny sah, wie sich die Gestalt allmählich aus dem Schatten löste und besser zu sehen war.
Sogar zu erkennen!
Sein Herz machte einen regelrechten Sprung, als er mit der Wahrheit konfrontiert wurde. Dieser Eindringling war keine männliche Person, sondern ein weibliches Wesen. Eine schlanke Person mit dunklen Haaren, auch dunkel gekleidet, nur ihr Gesicht sah heller aus.
Johnny war durcheinander. Mit einem derartigen Besuch hatte er nicht gerechnet, und er hatte zudem längst festgestellt, dass es sich bei ihr nicht um einen Spuk handelte. Auch nicht um einen Geist, sondern um einen echten Menschen.
Eine Lampe stand nicht weit vom Bett entfernt. Er hätte den Schalter mit der ausgestreckten Hand erreichen können, was er aber nicht tat und auch nicht konnte, denn nach wie vor fühlte er sich wie von einer mächtigen Last niedergedrückt.
Sie kam noch näher.
Der nächste Schritt würde sie direkt bis an die Schlafcouch bringen. Darauf stellte sich Johnny ein. Aber was würde dann geschehen? Wer sich so bewegte, der hatte etwas vor, was bestimmt nicht ganz astrein war.
Johnny merkte, dass er anfing zu schwitzen. Er stellte sich vor, dass die Gestalt plötzlich ein Messer ziehen würde, um es ihm in die Kehle zu rammen.
Das tat sie nicht.
Sie hielt neben dem Bett an. Dabei senkte sie den Kopf und schaute auf den Liegenden nieder. Die Lippen bewegten sich nicht. Kein Laut drang an Johnnys Ohren. Es waren nicht mal Atemgeräusche zu hören, und das machte ihn stutzig. In der Stille hätte er etwas hören müssen, es blieb trotzdem still, und Johnny kam in diesem Moment ein schlimmer Gedanke.
Wer aussah wie ein Mensch und trotzdem nicht atmete, der war kein normaler Mensch, sondern etwas anderes. Ein Wiedergänger. Kein Geist, aber in gewisser Weise schon ein Spuk, von dem Marlowe ja gesprochen hatte.
Johnny war in diesen Augenblicken klar, dass der Typ mehr wusste und ihm längst nicht alles gesagt hatte.
Plötzlich wurde es hell!
So überraschend für Johnny, dass er unwillkürlich die Augen schloss, weil ihn das Licht blendete, obwohl es nicht direkt in sein Gesicht schien. Die ihm Unbekannte hatte die in der Nähe stehende Lampe eingeschaltet und ihren beweglichen Metallständer so gedreht, dass das Licht genau in ihr Gesicht fiel.
Jetzt sah Johnny die Frau zum ersten Mal!
Er sagte nichts, er dachte auch nicht viel, er konzentrierte sich nur auf das Gesicht, das ihm unbekannt war. Er hatte sich zuvor keine Vorstellungen davon gemacht, er wäre auch nicht überrascht gewesen, eine hässliche Fratze zu sehen, doch genau das Gegenteil traf hier zu.
Das Gesicht war perfekt. Es hatte eine wunderbare weiche Haut, die völlig makellos war. Einfach nur glatt. Sogar an der Stirn, über der das rabenschwarze Haar begann, das in der Mitte gescheitelt war und ihr weich wie Seide zu beiden Seiten des Kopfes auf die Schultern fiel.
Das war nicht alles, was Johnny faszinierte, denn in den Adern dieser Person floss asiatisches Blut. Die Augen unter den dunklen
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