1708 - Geheimsache Gender
fragte er. „Was ist das für ein Blödsinn?
Wie wollen die innerhalb von fünfzehn Minuten ein Rettungsfahrzeug herbringen?"
Duabe und ihr Begleiter starrten unbehaglich die reglose, braungekleidete Gestalt auf der Liege an. Der Mini-Medo verrichtete immer noch leise summend seine Arbeit.
Dabei verbesserten sich die körperlichen Werte des Patienten langsam, aber kontinuierlich; ein oder zwei Tage noch, schätzte sie, und er wäre wiederhergestellt.
Und kurz darauf begriffen sieg was NATHAN mit „fünfzehn Minuten", gemeint hatte.
Aus dem blauen Himmel über der Sahara senkte sich ein Schatten. Es war ein 50 Meter durchmessendes Schiff. Duabe erkannte die modernste Bauserie, die im Solsystem derzeit zur Verfügung stand: die am schwersten bewaffnete Version dieser Größe. Die Schiffe kreuzten üblicherweise im Orbit um Terra. Das Schiff näherte sich im Schutz eines aktivierten Paratronschirms.
„Wovor haben die Angst, zum Teufel?" hauchte Bennt Fersten.
Duabe antwortete im selben Tonfall: „Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, es hat mit seinem Geburtsjahr zu tun."
Als sie Timmersson Gender so daliegen sah, mit krampfartig geballten Händen, bekam sie Angst.
„Vielleicht hätten wir ihn besser nicht gerettet", meinte sie.
Sie war sich darüber im klaren, daß sie den Fremden zum letztenmal zu Gesicht bekam.
3.
Durch die Kampfschiffe der Rioma-Flotte schrillte nächtlicher Ortungsalarm.
Fünfzig Kugelraumer waren im Orbit stationiert. Binnen zwei Minuten waren sie kampfbereit, alle Besatzungsmitglieder auf Position.
Die dreißig Schiffe von Riomasch brauchten geringfügig länger; viele Leute trieben sich in den Städten herum, andere sogar in der Wildnis des Planeten. Mit Notbesatzungen hoben die Schiffe im Alarmstart ab. Die restliche Besatzung fand sich, soweit möglich, nach und nach per Transmitter an Bord ein.
„Wo bleibt der Kommandant?" fragten die Leute.
„Was sagt Geo Sheremdoc?"
Von der einen Seite näherte sich ein starker arkonidischer Verband; bestehend aus etwa hundert Kampfschiffen. Und von der anderen Seite kam exakt zur selben Zeit ein gleich starker Verband akonischer Flachkugeln heran.
Zwischen beiden Verbänden gab es keinen Funkverkehr. Weder eine Begrüßung noch die Aufforderung, sich aus der kritischen Zone zu entfernen.
Es gab nicht sehr viele Gegenden, wo sich der arkonidische und der akonische Einflußbereich berührten. Aber ein paar existierten doch, und der Riomasch-Sektor war einer davon.
Offiziell galt der kalte Krieg zwischen Akon und Arkon zwar als beseitigt. Inoffiziell herrschte jedoch gespannte Atmosphäre.
Wenn zwei große galaktische Völker um Haaresbreite einem Krieg entgingen, dann blieben Wunden zurück. Vor allem zwischen selbständigen Teilgebieten, die sich aber an die Großmächte anschlossen. Und bei Riomasch stieß die Arkonidische Föderation Amhaol, ein Zusammenschluß aus zwei Dutzend Sonnensystemen, auf einige akonische Handelsstützpunkte, die seit einigen Jahren verstärkt kolonisiert wurden. Die Flotte der Liga Freier Terraner schob sich direkt zwischen die Parteien. Es war ein dutzendfach geprobtes Manö - ver. Geo Sheremdocs Leute waren bestens vorbereitet.
„Wo ist Sheremdoc?"
„Wir warten selbst auf ihn."
„Unternehmt nichts ohne seinen Befehl."
Die LFT-Flotte fächerte sternförmig aus. Kein einziges der Schiffe aktivierte seinen Schutzschirm, weil man bereits das als feindliche Handlung hätte deuten können.
Zuerst bremsten die Akonen, dann die Amhaol-Arkoniden.
Um Mitternacht des 30. Dezember 1216 NGZ standen sich zwei starke Flotten mit unverhohlen feindlicher Absicht gegenüber.
Und in der Mitte hielt ein vergleichsweise unterlegener Verband der Liga Freier Terraner die Stellung. Ohne die LFT-Schiffe wäre es bereits zum Schußwechsel gekommen.
*
Der glatzköpfige, durchtrainierte Mann, der aus dem Transmitterbogen stieg, war Geo Sheremdoc. Sein Gesicht war verkniffen und wirkte stur, das Kinn ragte als Zeichen großer Willensstärke hervor.
Er, war der Prototyp des Asketen, der für nichts als seine Arbeit lebte. Geo Sheremdocs Arbeitstag hatte 48 Stunden - das jedenfalls behaupteten Leute, die ihm freundlich gesinnt waren. Es gab nicht allzu viele davon.
Die überwiegende Mehrzahl attestierte ihm einen „menschlichen Schaden" unbekannter Natur, ließ es aber an Respekt niemals fehlen.
Unter seiner natürlichen Autorität duckten sich die Leute im Transmitterzentrum. Im Ernstfall
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