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1708 - Geheimsache Gender

Titel: 1708 - Geheimsache Gender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm hinterher. „Überleg dir bitte nur eines: Hättest du wirklich die Hände in den Schoß gelegt? Zugesehen, wie sie sich töten?"
     
    *
     
    Am 31. Dezember 1216 NGZ wurde die Erste Terranerin unsanft aus dem Schlaf gerissen. Es war früher Nachmittag. Sie hatte 30 oder 40 Stunden damit zugebracht, die Zeitzonen der Erde zu bereisen. Überall hatte sie Reden gehalten, auf das neue Jahr angestoßen und eine heile Zukunft prophezeit. Teilweise waren die Reden galaxisweit verbreitet worden. Knochenarbeit.
    Und nun diese Störung. Es war ein Alarm.
    Sie richtete sich halb auf, mit Schlaf in den Augen, und tastete blind nach dem Sensorfeld des Interkoms.
    „Misonan spricht", sagte sie knapp und ausgesprochen mißgelaunt.
    „Was gibt es?"
    „Hier NATHAN", antwortete eine weiche, künstliche Stimme. „Ich bedaure die Störung. Doch ich muß darauf bestehen, daß du dich unverzüglich auf Luna im STALHOF einfindest."
    „Das klingt wie ein Befehl", brachte sie ärgerlich heraus. „Ich habe zwei Stunden geschlafen. Viel zuwenig, als daß ich mir von einer Syntronik Vorschriften machen ließe."
    „Es wäre von höchster Bedeutung", mahnte NATHAN.
    „Wie hoch?"
    „Oberste Kategorie. Ich muß mich weigern, über diese Funkverbindung Details bekanntzugeben."
    „Also gut. Ich komme."
    Koka Szari Misonan war eine nicht mehr ganz junge, aber zweifellos attraktive Frau. Im Augenblick kam sie sich jedoch wie 150 Jahre vor.
    Sie ächzte mit jeder Bewegung, während sie ihre Kleider überzog.
    Das Gesicht wusch sie mit kalten Wasser, gegen die Müdigkeit trank sie hochdosierte Elektrolyte. An diesem Nachmittag half das Wundermittel wenig.
    Koka Szari Misonan programmierte ihren Haus-Transmitter auf den Kernbereich der Großsyntronik NATHAN. In menschenleeren Hallen kam sie heraus. Kaum jemand hatte Zutritt zum Allerheiligsten.
    NATHAN führte sie zur nächsten Schaltzentrale. Auf dem Weg durchleuchteten Zehntausende von Sensoren jeden Kubikzentimeter.
    Wäre sie nicht die echte Koka Szari gewesen, sondern eine Klon-Kopie oder hätte sie in unklarer Absicht Waffen mitgeführt, die Großsyntronik hätte sie binnen eines Augenblicks entlarvt.
    „Ich grüße dich", sagte NATHAN. „Bitte nimm Platz."
    In der Mitte des Raums stabilisierte sich ein Sessel aus Formenergie.
    Ringsum erwachten Holoprojektoren zum Leben. Szenen aus dem gesamten Solsystem: pulsierender Verkehr zwischen den gläsernen Türmen von Terrania, hochorganisierter Transport auf den Raumhäfen des Mars, die schwebenden Kliniken von Mimas, robotische Großexperimente auf Titan.
    „Worum geht es?"
    Sie fuhr sich mit einer Hand über beide Augen. Koka Szari Misonan nahm im Sessel Platz.
    Sämtliche Holoprojektoren blendeten im selben Augenblick um. Sie erkannte Ausschnitte einer Wüste bei Tag, eine kleine Ortschaft, Häuser, dazwischen sich träge bewegende Menschen. Und da war ein Gleiter, eine große Polizeiversion.
    „Vor etwa einer halben Stunde", so erläuterte NATHAN, „erhielt ich eine Anfrage aus Meesam-Gyst, einer kleinen Siedlung mitten in der terranischen Wüste Sahara, Kontinent Afrika. Mir wurde mitgeteilt, man habe einen fremden Mann ohne ID-Karte sterbend aufgefunden. Der Mann wurde inzwischen gerettet. Mit der Identifikation gab es jedoch Probleme."
    „Und deswegen weckst du mich?" stöhnte die Erste Terranerin fassungslos. „Wegen eines Kerls ohne Ausweis? Du mußt einen Schaden haben, NATHAN."
    „Nein. Der Fremde ist, Zeugenaussagen zufolge, ohne Gleiter und ohne Ausrüstung in Meesam-Gyst aufgetaucht. Niemand hat ihn kommen sehen."
    In diesem Moment erwachte erstmals ein wenig Interesse in ihr.
    „Das ist allerdings seltsam", murmelte die Erste Terranerin. „In der Wüste? Er wird seinen Gleiter irgendwo versteckt haben. Vielleicht hatte er einen Deflektor. Oder er hat sich in der Nähe absetzen lassen und den Rest der Strecke zu Fuß zurückgelegt."
    „Das wäre möglich", bestätigte die Stimme der Mondsyntronik. „Ich lasse derzeit die Umgebung von Meesam-Gyst mit Feinortern absuchen.
    Der Gleiterverkehr der fraglichen Region wurde ergebnislos analysiert.
    Bis jetzt gibt es keine Spur."
    „Besitzt Meesam-Gyst einen Transmitter?"
    „Nein. Keinen einzigen. Ich habe nach den entsprechenden Emissionen suchen lassen."
    Koka Szari Misonan beugte sich vor, endgültig aufmerksam geworden. Sie fixierte das Archivbild eines hochgewachsenen, von der Sonne verbrannten Mannes, der auf einer Rettungstrage lag. Er machte keinen kräftigen

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