1709 - Der Wächter von Rotsand
einer fremden Atmosphäre, die durch die Instabilität in den Luftraum des Mars eindrangen. Schon einmal hatten sie einen winzigen Hinweis auf einen solchen Vorgang erhalten.
„Wir haben die Spur, Rhoubil." Permanochs Stimme klang nervös.
„Ich weiß jetzt, worum es sich handelt."
Er berichtete seinem Orbiter von der Bedeutung der fünf Koordinaten, die zur Festlegung eines Ereignisses im Hyperraum benötigt wurden. Sie galten für alle Paralleluniversen; jedes von ihnen stellte ein Ereignis dar und besaß somit seinen eigenen Wert, der es von allen anderen unterschied. Die Unterschiedlichkeit dieser Werte machte die Paralleluniversen im Hyperraum ansteuerbar und verlieh ihnen so etwas wie Individualität. Den Wert des eigenen Universums setzte man der Einfachheit halber mit Null an und ordnete den Paralleluniversen entsprechend abweichende Werte auf dem positiven Teil der Skala zu.
„Es gibt jedoch in unserem Universum nicht nur die Plusseite, sondern auch die Minusseite mit all ihren negativen Werten. Unser Universum besteht sozusagen aus beiden Teilen. Wir begreifen jetzt, was das ist, was sich da ereignet. Miß weiter. Ich stelle Überlegungen an, wie wir dem Vorgang begegnen können."
Die Partikel von der Minusseite vermischten sich mit der Atmosphäre Shjemaths und ließen sich nur noch schwer nachweisen.
Gleichzeitig wurde die Anomalie ein wenig schwächer und erzeugte an ihrem Rand die typischen Überlappungen zeitlicher und räumlicher Art, die sie mehrmals und immer stärker beobachtet hatten.
„Die Anomalie verschwindet." Rhoubil nahm hastig weitere Messungen vor und versuchte, neue Informationen zu erhalten.
„Laß das", wehrte der Ritter. „Kümmere dich um das; was entsteht, nicht um das, was vergeht. Hinter Shjemath bildet sich gerade in großer Höhe über der Oberfläche eine neue Zone. Irgend jemand auf der anderen Seite des Universums versucht, diese Vorgänge unter Kontrolle zu bringen. Dort gibt es ein Wesen oder eine Macht, die den Durchbruch auf die Plusseite versucht. Frag mich nicht, ob das möglich ist und welche Gefahren dadurch heraufbeschworen werden. Sie müs - sen gewaltig sein, sonst wären wir nicht hier."
„Ja, gewiß doch." Der Orbiter sammelte all sein technisches Wissen und kam zu dem einzig möglichen Schluß. „Wir müssen es unter allen Umständen verhindern."
„An die Arbeit, Rhoubil. Ich brauche schnellstmöglich eine Zusammenstellung aller Daten für den Dom!"
Der Orbiter beeilte sich und dachte an ihren letzten Besuch auf Khrat. Natürlich meinte Permanoch nicht den Dom direkt. Dort wurden lediglich die Ritter ihrer Bestimmung übergeben; sie enthielten dort die Ritterweihe und das Ritterwissen, bevor man sie den Lehrern und Erziehern zur Ausbildung übergab. Im Dom selbst waren die Bewußtseine der, verstorbenen Ritter integriert. Sie wachten über den Orden und die Gewölbe. Den Funk spruch jedoch würde Permanoch nicht an den Dom, sondern an die Behörden des Planeten in Naghdal durchgeben, und dort würde man alles veranlassen.
Ein paar hundert Atemzüge später befanden sich die Daten in der STORMON. Auf einem seiner Bildschirme beobachtete der Gentlever, wie sich über dem Ritterschiff ein nur für ihn in seinem Beiboot sichtbarer Energiewirbel bildete und hinaus in das Universum eilte. Er verschwand im Hyperraum und würde über viele Sonnenrelais in kürzester Zeit Norgan-Tur erreichen, dort dann Khrat. Die Verwalter und Domwarte wußten, was sie zu tun hatten.
„Rhoubil!" Diesmal erschien Permanoch von Tanxbeech persönlich in der TAUVAN. „Die Phänomene werden stärker und regelmäßiger.
Jetzt beginnt unsere eigentliche Aufgabe."
„Wir nehmen den Kampf auf; wie immer."
„Natürlich tun wir das. Doch zuvor evakuieren wir die Shuwashen.
Wie weit bist du mit den Vorbereitungen gekommen?"
„Die Planungsphase ist abgeschlossen. Es kommen nur zwei Planeten in Frage. Der dritte und der fünfte. Der dritte liegt günstiger innerhalb der Biosphäre dieses Systems und besitzt folglich bessere Voraussetzungen für Leben."
Der Ritter der Tiefe nickte anerkennend.
„Wie immer ist auf dich Verlaß, Rhoubil."
„Ich tue, was ich kann. Der entscheidende Faktor jedoch wird die Kooperationsbereitschaft der Shuwashen sein. Wenn sie fehlt, wird die Evakuierung zu einer Quälerei, und ich frage mich, ob sie dann überhaupt sinnvoll ist."
Die Mandibeln Permanochs krachten gegeneinander, ein Zeichen, daß er nicht derselben Meinung wie sein
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