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1709 - Der Wächter von Rotsand

Titel: 1709 - Der Wächter von Rotsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bademantel und Strümpfe. Apathisch saß er in einem Sessel und starrte vor sich auf den Boden.
    Nichts hatte sich seit der ersten Untersuchung auf Mimas verändert.
    Die Taschen des merkwürdigen Anzugs, den Gender trug, ließen sich nicht öffnen. Der Geist des Mannes verfügte über eine starke Konditionierung, die dieser nicht zu durchbrechen vermochte. Was Gender jedoch wußte, war, daß er etwas von Bedeutung in seinen Taschen trug und es für eine bestimmte Situation benötigte.
    Dann, wenn er sich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort befand.
    Wann und wo das war, wußte er nicht zu sagen.
    Boris Siankow hatte sich längst über alle Vorgänge von damals informiert, als die Erde im Mahlstrom der Sterne durch den Schlund gegangen war und ES die zwanzig Millarden Bewußtseine der Terraner in sich aufgenommen und deren Körper in einem Hyperraum-Reservoir abgelegt hatte.
    Im Lauf der Zeit hatte sich aber herausgestellt, daß ES sich kurzfristig übernommen hatte. Der Bewußtseinsdruck in der Superintelligenz war so groß geworden, daß es zu spontanen Materialisationen von Menschen kam, meistens ein Körper mit mehreren Bewußtseinen. Konzepte hatte man diese Wesen genannt.
    Was war Gender? Ein Konzept mit zufällig nur einem Bewußtsein oder ein offizieller Gesandter - wie Ernst Ellert?
    Siankow tendierte in seiner Einschätzung zu letzterem. Sheremdocs Anweisung, daß er sich auf Titan um Gender kümmern sollte, statt die Untersuchungen auf dem Mars zu leiten, machte dem Nexialisten den Rücken frei, intensiv und ausschließlich mit dem Terraner aus der Vergangenheit zu arbeiten.
    Siankow tat es seit zwei Tagen. Weitergekommen war er in dieser Zeit nicht. Die mentale Sperre des Mannes ließ sich weder von innen noch von außen durchbrechen.
    Der Nexialist wandte sich wieder den Apparaten zu, mit denen er den Anzug untersuchte. Ohne Zweifel befanden sich Gegenstände in den Taschen, vermutlich eine Mikrotechnik ähnlich jener, die man von den Siganesen kannte. Vielleicht auch etwas anderes. Alle Versuche, die Taschen zu durchleuchten oder den Inhalt zur Resonanz mit bestimmten Schwingungen zu bringen, waren gescheitert.
    Entschlossen verließ Boris Siankow das Labor und machte sich auf den Weg zur Unterkunft. Timmersson Gender schien schon auf ihn zu warten.
    „Du hast meinen Anzug vergessen", begrüßte er ihn vorwurfsvoll.
    „Ich brauche ihn."
    „Du bekommst ihn gleich. Ein Roboter bringt ihn dir. Du willst immer noch zum Mars?"
    „Ich spüre, daß ich dort gebraucht werde."
    „Bist du dir ganz sicher?"
    „Ja. Stelle jetzt keine Fragen, Boris Siankow. Ich kann es dir nicht erklären. Ich weiß nur, daß in mir ein Drang ist, den Mars aufzusuchen."
    „Auf dem Mars ist es zur Zeit gefährlich. Kristallsplitter stürzen aus dem Himmel und schlagen Krater in die Oberfläche."
    „Das stört mich nicht. Bisher ist ja nicht der ganze Planet betroffen, oder?"
    Siankow schüttelte den Kopf. „Ein kleiner Bereich in der Vastitas Borealis. Die eigentliche Gefahr geht jedoch nicht vom Absturz der Kristalle aus, sondern von ihrem unkontrollierten Wachstum."
    „Das muß ich mir unbedingt ansehen."
    Siankow schwieg, dachte nach. Bestand die Möglichkeit, daß Timmersson Gender etwas mit den Kristallen anfangen konnte oder etwas mit ihnen zu tun hatte? Dies zählte zu den Überlegungen, die Geo Sheremdoc bewogen hatten, Gender nach Titan bringen zu lassen.
    „Bringe mich zum Mars. Sofort!"
    „Nein, Timmersson. Wir dürfen das nicht riskieren. Die Sicherheit des Solsystems ist wichtiger."
    In diesem einen Fall stimmte der Nexialist mit dem LFT-Kommissar überein.
    „Nun gut. Ich warte noch ein wenig. Aber der Drang in mir wird immer stärker. Du wirst es nicht leicht haben mit mir und meinem Ansinnen."
    „Ich weiß. Aber noch ist es auszuhalten."
    Boris Siankow lachte, und ein kleines Wunder geschah. Timmersson Gender, der verschlossen und introvertiert wirkende Mann aus der Vergangenheit, lachte mit.
     
    5.
     
    Die Störung baute sich knapp tausend Kilometer über der Oberfläche auf. Wie alle bisher angemessenen Erscheinungen erschien sie übergangslos und ohne Vorwarnung. Aus der Sicht des Orbiters stellte es sich so dar, als werde die STORMON von einer mächtigen Faust gepackt und um gut fünftausend Kilometer zur Seite versetzt, weg von Shjemath.
    Gleichzeitig verzerrten sich die Konturen des Schiffes. Das marmorierte Ei wurde an seinen Polen gestaucht, quoll in der Mitte auseinander und erhielt so die

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