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1709 - Der Wächter von Rotsand

Titel: 1709 - Der Wächter von Rotsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie verpaßt. Da sein Raumboot den Kode eines Schiffes mit höchstem Autorisierungsgrad aufwies, hatte niemand es gewagt, eine Anfrage zu stellen. Keiner war in der Lage, Auskunft über den oder die Insassen des Bootes zu geben.
    Jetzt allerdings, nach einer Stimmanalyse, mußten sie wissen, wer da kam. Er behielt recht.
    „Gender, du hast keine Chance!" vernahm er eine Stimme. Einmal gehört, konnte man sie nicht mehr verwechseln.
    „Niemand hindert mich, auch du nicht, Sheremdoc. Ich lande und lasse mich nicht von meinem Vorhaben abbringen."
    „Was ist das für ein Vorhaben?"
    „Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, daß ich eine bestimmte Stelle dort drunten aufsuchen muß.
    Und jetzt laß mich in Ruhe." Seltsamerweise respektierte der LFT-Kommissar seinen Wunsch, und Timmersson Gender vergaß das Gespräch nach ein paar Augenblicken. Mit brennenden Augen starrte er aus der Kanzel. Immer größer und wuchtiger schob sich die nördliche Polkappe in sein Blickfeld und füllte es bald vollständig aus. Der Antigrav verzögerte das Raumboot weiter und brachte es dann hart an der Eisgrenze hinunter auf fünf Kilometer.
    „Ich habe dich im Visier, Paventyne", murmelte Gender. „Gleich bin ich da."
    „Verdammt, Gender, ändere deinen Kurs. Du landest mitten in der Todeszone!"
    „Spare dir deine Mühe, Sheremdoc. Das ist vergeudeter Atem. Du kannst mir keine Vorschriften machen."
    „Du fliegst in den Tod."
    „Das glaube ich nicht. Mir geht es gut."
    „Dir muß schon speiübel sein. Du fliegst unmittelbar über dem abgesperrten Gelände."
    „Ich fühle mich wohl. Mir ist weder übel noch sonst etwas."
    „Da ist etwas nicht in ...", stieß Sheremdoc hervor, dann war die Leitung tot.
    Timmersson Gender kümmerte sich nicht darum. Er drehte das Boot und brachte die Kanzel auf die Seite. Das riesige Kristallfeld geriet in sein Blickfeld. Bei seinem Anblick ging ein elektrischer Schlag durch seinen Körper.
    „Die richtige Zeit und der richtige Ort!" stieß er hervor. „Endlich bin ich am Ziel."
    Mit ein paar hastigen Bewegungen vergewisserte er sich, daß sich die Taschen seines Anzugs noch immer nicht öffnen ließen. Er ließ das Boot steil nach unten sinken und brachte es knapp zwei Kilometer von dem Kristallfeld entfernt auf den Boden. Das Feld selbst besaß nach seiner Einschätzung inzwischen eine Ausdehnung von zehn Kilometern in der Länge und etwa acht in der Breite.
    Gender stieg aus. Er umrundete das Boot und wandte sich in Richtung des Kristallfeldes. Hoch oben in der Luft tauchte ein Gleiter auf, und jemand versuchte, ihn mit einem Zugstrahl aus der Gefahrenzone zu heben. Gender spürte das Ziehen, als ihn der Strahl zum erstenmal streifte. Er machte einen Satz zur Seite und drohte mit der Faust.
    „Hört auf", vernahm er die Stimme Sheremdocs aus dem Armbandkom. „Wenn er ein normaler Mensch wäre, fiele er längst tot um. Wir können ihn nicht aufhalten, was immer er anstellt. He, Siankow, falls du zuhörst, dann bete zu allen Weltgerichten, daß Gender wirklich so harmlos ist, wie du glaubst."
    „Ich bin ein Mensch, ich habe nichts Böses im Sinn!" schrie Gender und erreichte gleichzeitig das Kristallfeld. Er setzte seinen Fuß darauf und beobachtete mit einer Mischung aus Staunen und Erkennen, wie sich das Material unter seinem Stiefel zu verändern begann. Der Kristall nahm eine stumpfe, hellgraue Färbung an und zerbröckelte zu grobem Granulat - wie aus einer Kunststoffmühle.
    Euphorie erfüllte den Mann ohne Erinnerung, der aus dem Nichts auf Terra erschienen war und sich seither auf der Suche nach seinem Ziel befand. Längst wußte er, daß er sich ge irrt hatte. Es war die Zeit, die er suchte. Und auch der Ort, nämlich ein Planet im Solsystem.
    Trotzdem: Etwas war falsch.
    Zielbewußt begann er durch das Kristallfeld zu stapfen, er zog eine Spur der Zerstörung hinter sich her. Ohne sich zu orientieren, steuerte er auf das Zentrum des Feldes zu, und die Euphorie in ihm wuchs beständig an.
    Am Ziel sein.
    Und plötzlich: den Auftrag erfüllen. Das tun, wozu er ausgesandt worden war.
    Timmersson Gender blieb ruckartig stehen und betrachtete sich, als habe er sich noch nie gesehen.
    „Ich bin Timmersson Gender", murmelte er. „Geboren vor langer Zeit." Seine Beine wurden schwer, und das Atmen bereitete ihm übergangslos Probleme.
    Nein, dachte er. Das kann nicht sein. Es gehört nicht zu meinem Auftrag, so kurz vor dem Ziel einfach aufzugeben. Er spannte seine Muskeln an und

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