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1710 - Im Bann der schönen Keltin

1710 - Im Bann der schönen Keltin

Titel: 1710 - Im Bann der schönen Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier aufgebaut, als ich von den anderen verstoßen wurde. Ich war den Eichenkundigen zu mächtig geworden, und so haben sie mich in der Einsamkeit ausgesetzt. Aber sie haben nicht daran gedacht, dass ich meine Kräfte behalten würde. Sie konnten mich nicht in die Knie zwingen. Ich bin die alte Zauberin geblieben, ich habe mit der Natur einen Pakt geschlossen. Mir gehorcht sie, mein Geist ist mit ihr verbunden. Mit den Pflanzen und auch den Tieren. Beides stellt eine große Macht dar, so groß, dass mich niemand besiegen kann. Ich werde die Zeiten überdauern, denn ich erlebe ständig eine Wiedergeburt, und ich werde weiterhin der Natur meinen Dank abstatten.«
    »Und wie geschieht das?«, schrie ich sie an.
    »Opfer! Ja, ich gebe der Natur Opfer, ich gebe ihnen diejenigen, die sie nicht respektieren. Ich kenne die Wälder, aber ich kenne auch die Tiefen des Meeres. Ich weiß, dass in ihnen nicht nur Fische leben, sondern auch andere Wesen …«
    »Wie Seeschlangen?«
    »Du hast es gesagt. Seeschlangen und Kraken, die wild auf menschliche Nahrung sind.«
    Ich ahnte, dass das Finale bevorstand. Purdy Prentiss und ich waren ihre Feinde, und es gab für sie nur eine Alternative.
    Entweder sie oder wir!
    Und dann rannte sie los. Ich hatte damit nicht gerechnet, und Purdy erging es ebenso.
    »Was ist denn los?«
    Die Antwort gab ihr die Keltin selbst. Sie lief nicht auf das kleine Dorf mit den Spitzdachhäusern zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
    Das war die offene See!
    Die Wellen wurden kurz vor dem Ufer gebrochen. Dennoch rollten sie heran, und Birgitta rannte ihnen entgegen. Sie dachte nicht mehr daran, ihr Schwert einzusetzen. Sie wollte verschwinden, flüchten oder sich unter den Schutz der anderen Macht stellen.
    Das konnte ich nicht zulassen.
    Der Gedanke wehte noch durch meinen Kopf, als ich schon die Verfolgung aufnahm. Purdy Prentiss schrie etwas hinter mir her, was ich ignorierte. Ich hatte mein Ziel und musste die Keltin ausschalten.
    Wer einmal auf tiefem Sand gelaufen ist, der weiß genau, wie wenig Spaß das macht. Man kommt zwar voran, aber man hat auch das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
    So erging es mir. Ich wusste auch nicht, ob ich die Flüchtende noch vor den anrollenden Wellen einholen konnte. In der fahlen Dunkelheit war das nicht so genau zu sehen.
    Ich dachte auch nicht an die Gefahr und an die Zukunft, ich wollte einfach nur sie.
    Die Keltin hatte bereits das Wasser erreicht. Es nässte ihre Hose, der Stoff wurde schwer, was ihr nichts ausmachte, denn sie rannte weiter und hinein in die anrollenden Wellen, die bald höher werden würden und sie leicht wegschwemmen konnten.
    Wenig später erreichten auch mich die ersten Schaumstreifen und sorgten für nasse Füße. Ich erlebte den Widerstand des Wassers, der sich verstärkte, als ich tiefer in die Wellen hineingeriet.
    Birgitta lief noch immer.
    Oder nicht?
    Tatsächlich, sie rannte nicht mehr weiter. Sie war stehen geblieben und drehte sich jetzt um, damit sie mir entgegenschauen konnte. Dabei musste sie sich gegen die von hinten anrollenden, unterschiedlich hohen Wellen stemmen.
    Manche packten ihren Körper in der Mitte, teilten sich und fluteten vorbei, andere wiederum wuchteten gegen ihren Rücken und schäumten daran hoch, sodass die Gischt wie eine Sprühhaube über ihren Kopf hinwegbrandete.
    Ich ging jetzt langsamer und fragte mich, was sie vorhatte. Sie hielt das Schwert schräg vor sich, und all dies wies auf ein Duell zwischen ihr und mir hin.
    Mir war noch immer nicht klar, weshalb sie ins Wasser gerannt war.
    Ich konnte mir nur vorstellen, dass sie sich hier sicherer fühlte, ganz im Gegensatz zu mir. Es war nicht einfach für mich, in dieser Situation eine gute Standfestigkeit zu finden. Wenn ich nach unten schaute, sah ich das Anrollen der Wellen, diese ewige Bewegung, die mich ein wenig schwindeln ließ.
    Zurücklaufen wollte ich nicht. Ich hatte meinen Gegnern noch nie das Feld überlassen.
    Wann kam sie?
    Es sah nicht danach aus, obwohl sie jetzt den Mund aufriss und wild ihre Waffe schwang. Dann lachte sie so laut auf, dass es den Klang der Wellen übertönte, und wenige Augenblicke später sah ich den Grund ihrer Freude.
    Hinter ihr schäumte das Wasser auf, als hätte es aus der Tiefe Druck erhalten.
    Ich sah zuerst wirklich nur Schaum, dann aber baute sich hinter der Keltin etwas anderes auf.
    Wellen türmten sich hoch. Sie schienen in der Bewegung zu erstarren, dabei erinnerten sie mich an eine gläserne

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