1710 - Im Bann der schönen Keltin
sind sie!«
Ich wusste nicht, was Purdy Prentiss damit meinte. Sekunden später hörte und sah ich es. Zuerst erreichten die Schreie meine Ohren, dann tauchten plötzlich drei Gestalten nahe der Keltin auf. Es waren zwei Männer und eine Frau. Ich kannte sie aus dem Versteck. Sie hatten zu Trebane gehört und waren bestimmt über seinen Tod informiert.
Jetzt wollten sie ihn rächen, denn sie hatten sich mit lanzenartigen Gegenständen bewaffnet, die vorn spitz zuliefen. Von drei Seiten näherten sie sich der Keltin, und ich sah, dass die Frau so etwas wie ein rostiges Kurzschwert festhielt, das sie in dem Moment in die Höhe schwang, als sie Birgitta nahe genug gekommen war.
Die ahnte die Gefahr, wurde jedoch von drei Seiten angefallen und wusste nicht, wie sie sich wehren sollte.
Ein Stein traf ihren Kopf. Er sorgte dafür, dass sie schwankte. Dann stieß ihr jemand die Lanzenspitze in den Leib. So heftig, dass die Waffe durch ihren Körper drang.
Sie brach zusammen.
Das war den dreien nicht genug, denn jetzt hatten sie die Chance, alles klarzumachen.
Ich hörte den Schrei der Frau, als ich auf die Gruppe zulief, und ich wusste, dass ich zu spät kommen würde und nichts mehr retten konnte. Das Kurzschwert der Frau schlug den Kopf nicht ab, sie drang von oben her in die Schädeldecke ein.
Birgittas Kopf wurde regelrecht deformiert, dann brach er fast auseinander.
Jetzt hatte ich die Gruppe erreicht, and auch Purdy war an meiner Seite. Sie sprachen uns an, aber wir verstanden die Sprache nicht.
Ich schaute zu Boden.
Die Keltin lag dort, ohne sich zu bewegen. Ihr Schädel war zerstört worden. Es gab nur noch diesen toten Körper, und auch die Seeschlange lebte nicht mehr. Der Bann war gebrochen, dieses Stück Welt in einer tiefen Vergangenheit würde wieder normal werden. Nichts hielt die Magie noch aufrecht, und genau das bekamen auch Purdy und ich zu spüren.
Plötzlich zogen sich die drei Gestalten vor uns zurück. Alles veränderte sich. Wir, die wir aus einer anderen Zeit kamen, wurden wieder in unsere Welt zurückgeholt, weil der Bann der schönen Keltin gebrochen war.
Es trieb uns weg. Wir dachten nicht weiter darüber nach und fassten erst einen klaren Gedanken, als wir uns wieder in einer normalen Umgebung befanden.
Es war Birgitta Quayles Wohnung, in der wir plötzlich standen und uns anschauten …
***
Es verging eine geraume Zeit, bis wir wieder in der Lage waren, miteinander zu sprechen.
Purdy Prentiss rieb über ihre Augen. Ihre Stimme klang fast erstickt, als sie mit einem Satz genau das zusammenfasste, was passiert war.
»Sie wird nie mehr hierher zurückkommen. Birgitta ist das Opfer.« Sie schüttelte den Kopf. »Dabei habe ich so stark gehofft, ihr helfen zu können.«
Ich nahm die Staatsanwältin in die Arme. Auch mir machte der Tod der rothaarigen Anwältin zu schaffen, aber das Leben war eben so.
»Man kann nicht immer gewinnen, Purdy, auch wenn sich das jetzt banal anhört.«
»Ich weiß, John. Nur hasse ich es, wenn normale Menschen dabei ihr Leben verlieren …«
»Das war schon immer so und das wird auch weiterhin so sein. Wir können nur hoffen, dass es uns so schnell nicht erwischt …«
ENDE
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