1710 - Im Bann der schönen Keltin
Wand, die leicht nach vorn gekrümmt war und in ihrem Innern etwas verbarg, das irgendwie gläsern aussah.
Ich ahnte etwas, und das war wirklich kein Grund zur Freude, denn wenig später sah ich es genauer.
Hinter der Keltin war aus den Tiefen der See die riesige Schlange gestiegen, um sich die neuen Opfer zu holen, unter anderem mich …
***
Ich fühlte mich irgendwie hilflos. Möglicherweise war es ein Fehler gewesen, der Keltin zu folgen, doch ein Zurück gab es für mich nicht mehr. Ich musste mich dem Seemonster stellen.
Der Schauer auf meinem Rücken stammte bestimmt nicht nur von der Kälte des Wassers. Es war auch die Angst, die mich erfasst hatte. Aus dieser Entfernung sah die Seeschlange ungeheuer groß aus. Die Keltin wirkte im Vergleich zu ihr wie eine Zwergin. Aber sie hatte ihren Triumph. Sie schrie auf, sie riss sie Arme noch höher und machte sich dann auf den Rückweg.
Auch vom Strand her hörte ich die Schreie. Ich wusste, was sie bedeuteten. Man wollte, dass ich zurückkam und die Flucht vor dem Monster antrat.
Es war auch die einzige Lösung, und ich zögerte keine Sekunde länger. Ich warf mich herum. Ab jetzt gab es nur noch die Flucht. Rennen, so schnell es der Untergrund zuließ, und das mit dem Wissen, dass ich der Schlange kaum entkommen konnte.
Diesmal sah ich den Strand und dahinter die kleine Ansiedlung. Aber ich sah auch die drei Personen, die flüchteten, nur Purdy Prentiss und Trebane waren zurückgeblieben.
Das wollte ich nicht. Ich schrie ihnen zu, ebenfalls zu fliehen. Entweder hörten sie mich nicht oder wollten mich einfach nicht hören. Bei Purdy konnte ich mir das gut vorstellen. Sie hatte sich kaum vom Fleck bewegt und winkte mir mit beiden Armen zu. Wahrscheinlich wollte sie mich anspornen, noch schneller zu laufen.
Ich tat, was ich konnte, schaute mich nicht mehr um und sah deshalb nicht, ob diese Seeschlange schon aufgeholt hatte.
Plötzlich gab es kein Wasser mehr um meine Füße. Ich lief über den nassen Ufersand, ohne dass ich von der Seeschlange verschluckt worden wäre. Dafür wartete Purdy Prentiss auf mich, in deren Arme ich wenig später keuchend stolperte.
Schnell befreite ich mich wieder, konnte auch normal atmen und sah, dass Purdy Prentiss den Kopf schüttelte.
»Egal, was ist, John. Wir müssen weg.«
»Nein, wir werden uns stellen!«
Sie wollte etwas erwidern, ließ es dann, als ich mich wieder umdrehte, weil ich wissen wollte, was mit der Seeschlange und Birgitta Quayle passiert war.
Es gab nur noch Birgitta, mit der wir uns auseinandersetzen mussten. Diese andere Person war tot. Sie hatte ihren Geist lösen können und dem war es gelungen, einen neuen Körper zu übernehmen. Zudem einen, der aussah wie sein vorheriger.
Es stand fest, dass man uns nicht entkommen lassen wollte. Beide bewegten sich durch das Wasser und kamen dem Ufer näher. Die Frau war deutlicher zu sehen, während sich die Schlange mehr über den Grund schlängelte und dafür sorgte, dass sie mit Wasser bedeckt war. Hin und wieder ließ sie ihren Kopf sehen, und dann konnte ich auch einen Blick in das Maul werfen.
»Nein, nein«, hörten wir einen Schrei, »das ist einzig und allein meine Sache! Ich werde mich opfern. Ihr könnt fliehen! Lauft weg! Ihr gehört nicht zu uns, aber ihr müsst leben, das will ich.«
Trebane durfte sich nicht opfern. Ich würde es nicht zulassen, dass er für uns starb.
Ich kam nicht mehr dazu, ihn zu stoppen. Mein Sprung glitt ins Leere. Der ältere Mann rannte los. So viel Kraft hätte ich ihm kaum zugetraut.
Ich wollte ihm nach und merkte schon nach wenigen Sekunden, dass ich es nicht schaffen würde. Der Mann hatte bereits einen zu großen Vorsprung. Er schrie gegen das Rauschen der Wellen an. Was er sagte, verstanden wir nicht, aber er wurde gesehen, und Birgitta zog ihre Konsequenzen.
Aus ihrem Mund löste sich ebenfalls ein Schrei. Zugleich drängte sich die Gestalt der Schlange aus dem Wasser. Sie schlug einen großen Halbbogen und schwebte über den beiden Menschen.
Darum kümmerte sich Trebane nicht. Er sah nur die Frau, und es interessierte ihn auch nicht, ob sie bewaffnet war.
Sie schwang ihr Schwert. Trebane rannte weiter. Er begab sich in Gefahr, das wusste er, und er wollte den Angriff mit der Waffe unterlaufen, was er nicht schaffte, denn seine Gegnerin führte den Stahl sehr geschickt. Sie wich elegant aus und schlug dann zu.
Sie stach nicht. Die Seite der Klinge traf Trebane am Kopf. Er taumelte, seine Arme bewegten
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