1714 - Die Beausoleils
einzudringen versuchte, war da gar nichts mehr.
„Ich bekomme dein Echo", sagte Nadja auf einmal. Im nächsten Augenblick rief sie: „Laß es nicht entschwinden, Mila! Komm, konzentrier dich. Geh mit derselben Methode vor, wie eben zuvor..."
„Ich habe gar nichts anders getan als sonst", sagte Mila. „Nur einfach versucht, das Nichts zu fassen zu kriegen. Es muß an dir liegen, Nadja..."
„Da ist es wieder!" rief Nadja, obwohl Mila mittels ihrer Fähigkeit überhaupt nichts sehen konnte. Nadja fuhr schwer atmend fort: „Ich habe Kontakt. Ich weiß nicht, was du mir da zeigst, Schwester. Ich erkenne keine Struktur. Aber ich spüre einfach, daß da etwas ist."
„Dann mach’s weg!" rief Mila. Sie hatte plötzlich Angst um ihre Schwester. Sie befürchtete, daß sie etwas von der Abruse erhascht hatte, irgendeinen Zipfel dieser unbekannten Wesenheit, das ihr gefährlich werden konnte. „Radiere es aus!"
Nadja atmete schwerer. Mila konnte nur das Rasseln ihres Atems hören. Ihre Augen waren in diesem Moment blind. Nur ihr Geist durchforschte ein Etwas, das eigentlich ein Nichts zu sein schien. Sie konnte nichts sehen.
„Nadja?"
Das heftige Atmen brach ab.
„Da ist nichts", sagte Nadja enttäuscht.
„Die Projektion hat sich aufgelöst!" rief Joseph erleichtert aus. Das Holorama zeigte wieder das All, die Spiegelverbindung zu den anderen Rochenschiffen und zum Gemeinschaftsraum der CADRION war abgebrochen. Und noch immer waren weit und breit keine Schneeflocken zu orten.
Jetzt erst merkte Joseph, daß er seinen Kontursessel verlassen hatte und dicht bei Mila stand. Die Spiegelseherin schien um Jahrzehnte gealtert.
„Alles in Ordnung mit dir, Mila?"
Zuerst schüttelte sie den Kopf, dann nickte sie heftig. Sie beugte sich zu ihrer Schwester hinunter, die zusammengekrümmt dahockte. Als Nadja den Kopf hob, stellte Joseph erschrocken fest, daß sie noch mitgenommener wirkte.
„Ich weiß nicht, ob es mir möglich gewesen wäre, wirklich etwas von der Abruse zu fassen zu kriegen", sagte Nadja mit schwacher Stimme.
„Das, was sich mir darbot, war keine wirkliche Struktur und daher eigentlich nicht faßbar." Sie versuchte ein Lächeln. „Aber vielleicht haben wir durch unser Eingreifen wenigstens die abrusische Projektion vertrieben."
„Ja, das haben wir", sagte Mila, um die Schwester zu trösten.
In Wirklichkeit dachte Mila: Aber über ihre Projektionen werden wir der Abruse wohl kaum näher kommen.
„Das war’s dann wohl", erklang Perry Rhodans Stimme. „Wir gehen mit der nächsten Überlichtetappe tiefer in die Todeszone."
9.
Am neunten Tag waren die drei Rochenschiffe rund 20 Millionen Lichtjahre tief in die Todeszone vorgedrungen. Das mußte man sich erst einmal vergegenwärtigen: Für die Überbrückung einer solchen Entfernung benötigten schnelle Galaktiker-Schiffe gut dreieinhalb Monate.
„Nur jammerschade, daß die Ayindi die Schiffssysteme versiegelt haben und man sie darum nicht nachbauen kann", sagte Joseph kurz vor Ende der letzten Überlichtetappe zu Mila. Er sah sie spitzbübisch an.
„Aber du und deine Schwester, ihr müßtet doch hinter die Siegel blicken und Strukturpläne liefern können. Damit könnte man bestimmt was anfangen."
„So einfach geht das doch nicht", entgegnete Mila verdrossen. „Und überhaupt - solche Intentionen haben wir nicht."
Mila war froh, als Alarm gegeben wurde und sie in die Kommandozentrale flüchten konnte. Manchmal war ihr Joseph zu anstrengend. Sie schätzte ihn als Freund, aber sie fürchtete, daß er etwas zu viel hineininterpretierte. Die Erfahrung, die andere Unsterbliche schon gemacht hatten, nämlich, daß sterbende Partner an ihrer Seite alterten und vergreisten, wollte sie nicht erleben. Selbst wenn Joseph nur flirtete, was durchaus seinem Image entsprochen hätte, so war sie nicht bereit, für eine kurze Affäre seine Evangeline abzugeben.
In der Zentrale angekommen, stellte sich heraus, daß die drei Rochenschiffe einen kleinen Schwarm von Schneeflocken geortet hatten.
Das war der erste Kontakt mit abrusischen Schiffen seit fünf Tagen.
„Sie haben uns noch nicht bemerkt", stellte Reginald Bull fest. „Sie nehmen Kurs auf das System einer hellen Riesensonne mit drei Planeten."
Die Tatsache, daß es sich um kristallisierte Welten handelte, brauchte er nicht extra zu erwähnen, denn andere gab es im Einflußbereich der Abruse offensichtlich nicht. Mila fragte sich immer wieder, was es der Abruse brachte, wenn sie das
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