1716 - Assungas Hexensturm
auf dem kleinen Schild am rechten Kragen gelesen.
»Wenn Sie wollen, Sir.«
»Wie gut kannten Sie Elaine Porter?«
Mit der Frage hatte sie wohl nicht gerechnet, denn wir erhielten zunächst keine Antwort. Aber sie überlegte und gab sich Mühe. »Nein«, sagte sie dann, »ich kannte sie so gut wie gar nicht. Sie arbeitete auch nicht jeden Tag, sondern als Aushilfe.«
»Das hörten wir schon. Aber gibt es denn hier im Geschäft jemanden, der sie besser kannte?«
Rita drückte ein paar Mal mit dem rechten Zeigefinger gegen ihre Nase. Dann gab sie eine Antwort, die in keinem Zusammenhang mit meiner Frage stand. »Sie war eine sehr hübsche Person.«
»Aha.«
Rita hob die Schultern. »Wir haben ja nur wenige Männer hier, aber die haben schon ein Auge riskiert.«
»Gibt es da jemanden, der sie besonders aufs Korn genommen hat?«, fragte ich sofort hinterher.
Rita schoss das Blut in den Kopf. Sie tat sich noch schwer, bis sie eine Antwort gab und von einem Kassierer sprach, der hinter Elaine Porter her gewesen war.
»Und?«
Sie hob die Schultern.
»Hatte er Erfolg?«
»Das weiß ich nicht, Sir. Ich habe ja nicht mit Elaine gesprochen.«
»Und mit dem Kassierer?«
»Nicht über dieses Thema.«
»Aber den Namen können Sie uns sagen.«
»Er heißt Jeff Cole.«
»Und hat er heute Dienst?«
»Ja, an der zweiten Kasse.«
»Danke sehr, Rita.«
Jetzt hatte sie noch eine Frage. »Glauben Sie denn, dass Sie Elaines Mörder finden?«
»Wir glauben es nicht nur, wir wissen es.«
»Das ist ja auch so grauenhaft«, flüsterte sie. »Da wird eine Person in der Nacht angezündet und verbrennt mit Haut und Haaren. Das kann keiner von uns nachvollziehen.«
»Es ist auch schwer«, gab Suko zu.
»Danke, Rita. Dann werden wir uns mal um Jeff Cole kümmern«, sagte ich.
Sie hielt mich fest. »Eine Bitte noch. Sagen Sie nicht, von wem Sie den Tipp haben.«
»Wir werden uns hüten.«
Den Weg zur Kasse zu finden war kein Problem. Schilder mit Richtungspfeilen wiesen darauf hin.
»Hast du eine Meinung, John?«
Ich hob beim Gehen die Schultern. »Das ist nicht einfach zu sagen. Diese Elaine Porter wird sicher keine Freundschaften mit Kollegen gepflegt haben.«
»Als Halbvampirin kein Wunder. Sie muss sich ja in den normalen Zeiten zusammenreißen. Sie kann nicht einfach hingehen, die Leute verletzen und dann ihr Blut trinken.«
Suko blieb plötzlich stehen und stieß sogar einen leisen Fluch aus.
Ich stand auch, musste mich allerdings umdrehen, um Suko anschauen zu können. Ich sah sein etwas blass gewordenes Gesicht und auch den leicht verstörten Ausdruck in seinen Augen.
»Was hast du denn?«
Erst wollte er lachen, aber das brachte er nicht so richtig über die Lippen, sondern nur ein seltsames Geräusch. »Du wirst es kaum glauben, aber ich hatte soeben so etwas wie eine Erscheinung.«
»Und wer ist dir erschienen?«
»Justine Cavallo.«
Der Name haute mich zwar nicht um, ließ mich allerdings doch stocken. »Bist du dir sicher?«
»Jetzt nicht mehr, wenn du mich so fragst. Aber ich hatte den Eindruck.«
»Wo hast du sie denn gesehen?«
Er winkte ab. Dann drehte er sich halb um und wies in die entgegengesetzte Richtung. »Da ist sie entlang gehuscht.«
Auch ich schaute hin. »Du meinst, zwischen den Regalen?«
»Ja.« Suko war leicht perplex. Das kannte ich sonst nicht von ihm. Meine nächste Frage folgte automatisch. »Und kannst du mir sagen, wohin sie gegangen ist?«
»In die Richtung, aus der wir gekommen sind.«
Ich sagte nichts, schaute Suko an, der etwas verlegen die Schultern anhob.
»Ich weiß, was du jetzt denkst, John, dass ich mir etwas einbilde oder spinne, aber ich habe zwischen den Regalen eine Person mit sehr blonden Haaren gesehen.«
»Eine Verkäuferin?«
»Nein, sie war ganz in Schwarz gekleidet.« Er verengte die Augen. »Oder sollen wir das Ganze vergessen?«
Ich sagte erst mal nichts dazu und dachte nach. So abwegig war Sukos Entdeckung nicht. Hier in der Nähe war eine Halbvampirin vernichtet worden, und Justine Cavallo war die Anführerin dieser Gruppe, die nicht Menschen und nicht Vampire waren. War sie wirklich wieder da? Hatte sie es geschafft, Nadine Berger zu entkommen und auf die Erde zurückzukehren? Wenn das der Fall war, würde sie den Tod einer ihrer Halbvampire nicht tatenlos hinnehmen.
»Woran denkst du, John?«
»Das weißt du doch. Ich überlege nur, ob wir sie verfolgen sollen.«
»Ein Phantom, das man nicht sieht?«
»Stimmt auch wieder.«
»Oder
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