1716 - Assungas Hexensturm
haben.« Er trank noch zwei Schlucke und sprach davon, dass er ja nicht wegen des guten Kaffees gekommen sei, sondern dass es um etwas anderes ging.
»Darauf sind wir gespannt«, sagte Suko.
Tim Lee lachte leise und wurde leicht rot. »Ich habe meinen Vater leider mit ins Boot nehmen müssen, um schnell bei Ihnen einen Termin zu bekommen. Er und Ihr Chef, Sir James, kennen sich aus dem Klub.«
»Das haben wir uns schon gedacht«, sagte Suko und setzte eine Frage nach. »Um was geht es denn?«
»Ich will mal sagen, um eine sehr ungewöhnliche Beobachtung, die ich mit meiner Kamera festgehalten habe.« Er nickte und lächelte. »Mein Hobby ist die Fotografie und besonders interessieren mich städtische Motive. Bilder, die in der Nacht entstehen. In Schwarz-Weiß, da spielen dann Licht und Schatten eine besondere Rolle, wenn Sie verstehen.«
Ich nickte. »Das ist klar. Diese Fotografie ist auch für mich etwas Besonderes.«
»Und jetzt wollen Sie uns zeigen, was Sie aufgenommen haben«, stellte Suko fest.
»Genau das.« Tim Lee griff an den Klettverschluss seines Rucksacks und öffnete ihn. Er fasste hinein und hielt mit einem Griff die Digitalkamera in der Hand.
»Was ich gefilmt habe«, erklärte Tim Lee, »hat sich alles auf einem Gelände abgespielt, das zu einem Supermarkt gehört.«
»Sind das Ihre Motive?«, fragte ich.
»Nicht nur, Mister Sinclair. Ich suche mir gern bestimmte Orte aus, die auch bei Dunkelheit etwas zu bieten haben.«
»Gut, dann lassen Sie mal sehen.«
Wir rückten zusammen, um alles mitzubekommen, was der junge Mann aufgenommen hatte. Bevor er den Film startete, gab er zu bedenken, dass eine der Personen, um die es ihm ging, nur recht schwach zu erkennen war.
»Haben Sie dafür eine Erklärung?«, wollte ich wissen.
»Nur eine ungefähre. Aber ich glaube, dass diese Person unbedingt Blut trinken wollte.«
»Ein Vampir?«
Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß eigentlich nichts, aber sehen Sie selbst …«
***
Wir sahen und wir staunten, denn wir konnten nicht nachvollziehen, dass Tim Lee ein leeres Gelände fotografiert hatte, auf dem nur ein Auto stand.
Er hatte ja in Wirklichkeit einen Film gedreht, und mir kam in den Sinn, dass es sehr puristische Aufnahmen waren, bis Tim Lee plötzlich flüsterte: »Achten Sie auf das Garagendach. Dort, wo der Smart steht.«
Das taten wir und entdeckten auf dem Dach einen Schatten.
»Es ist eine Frau«, bemerkte Lee trocken.
Es war gut, dass er das gesagt hatte, denn sie war in der Dunkelheit schlecht zu erkennen. Ganz im Gegensatz zu der Person, die plötzlich im einsamen Licht einer Laterne auftauchte und den Smart ansteuerte. Sie war deutlicher zu erkennen, auch als sie den Schein der Lampe verlassen hatte.
Was wir in den folgenden Minuten zu sehen bekamen, das machte uns sprachlos. Wir sahen, wie die blonde Frau, die durch den Schein der Laterne gegangen war, Blut durch ein Messer verlor, das die Frau vom Dach trinken wollte, es aber ausspie.
Aber dieser Horrorfilm ging noch weiter, denn es erschien eine Gestalt, die in dem folgenden Geschehen die absolute Übersicht hatte.
Und die kannten wir gut genug. Es war Assunga, die Schattenhexe, die wie aus dem Nichts erschienen war und das Geschehen an sich gerissen hatte.
Wir sahen sie noch immer nicht genau, denn sie war und blieb ein Schatten.
»Du weißt Bescheid, John?«, murmelte Suko.
Ich nickte ihm kurz zu. »Sicher. Assunga ist wieder aufgetaucht. Und bei der Blutsaugerin muss es sich um eine Halbvampirin handeln. Deshalb ist sie auch nicht so deutlich zu sehen wie die Hexen.«
»Hexen?«, flüsterte Tom Lee.
»Ja. Hexen und Vampire, sie passen nicht zusammen.«
»Das weiß ich nicht«, murmelte Tim Lee.
Ihm war kein Vorwurf zu machen. Er hatte das Beste getan, was man sich denken konnte. Er hatte uns auf eine Spur gebracht, die wir ab jetzt nicht mehr aus den Augen lassen würden.
Aber das Finale bekamen wir noch präsentiert und wir sahen, wie kalt und grausam die Schattenhexe sein konnte. Das war für uns nicht neu.
Sie tötete die Halbvampirin, und was sie von ihr zurückließ, war nur noch ein verbrannter Rest.
Nach dem Film blieben wir erst mal sitzen und sagten nichts. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Tim Lee leerte seine Kaffeetasse. Als er sie wieder abstellte, schaute er sich um, wobei er eine Frage stellte.
»War es gut, dass ich zu Ihnen gekommen bin?«
Ich gab die Antwort. »Das war absolut richtig.«
»Danke. Die Kamera kann ich
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