1716 - Assungas Hexensturm
Ihnen für eine Weile überlassen.«
»Das ist nett«, sagte ich. »Aber etwas sollten Sie uns noch sagen.«
»Gern.«
»Wo hat das Geschehen stattgefunden?«
»Wie ich schon erwähnte. Auf dem Gelände eines Supermarkts.«
»Und wo genau ist das?«
»Auf der grünen Wiese, wie man so schön sagt. Die Adresse ist kein Problem.«
Er schrieb sie uns auf und schaute dann auf seine Uhr. »Ich muss gehen, auf mich wartet die Schule.«
»Bitte?«, fragte ich.
»Ja, die Fotoschule. Ich studiere Fotografie und möchte keinen Tag versäumen.«
»Dann gehen Sie hin.«
»Eines noch«, sagte Suko, als Tim Lee seine Jacke holen wollte. »Sind Sie bei Ihrer Arbeit gesehen worden?«
Plötzlich glänzten seine Augen. »Nein, das bin ich nicht!« Er tippte gegen seine Stirn. »Ich bin doch nicht blöd und lebensmüde zugleich.«
»Das stimmt allerdings«, sagte Suko.
Dann ließen wir ihn gehen …
***
Glenda Perkins brachte frischen Kaffee. Suko hielt sich an seinem Glas mit Mineralwasser fest. Eine Bemerkung musste unsere Assistentin noch loswerden, nachdem sie die Tasse abgestellt hatte.
»Das war ein Hammer – oder?«
»Hast du alles gehört?«, fragte ich.
»Das ließ sich nicht vermeiden. Ihr habt laut genug gesprochen.«
Ich fasste meine Tasse an, ließ sie aber stehen. »Und? Was ist deine Meinung dazu?«
Glenda brauchte nicht lange, um eine Antwort zu geben. Dabei verzog sie das Gesicht.
»Das sieht mir ganz nach einem Kampf zwischen Halbvampiren und den Hexen aus.«
»Ja, das muss man wohl so sehen.«
»Und damit wäre auch eine gewisse Justine Cavallo wieder im Spiel«, meldete sich Suko. »Wir haben gesehen, wie die Halbvampirin vernichtet wurde, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Justine Cavallo das auf sich sitzen lässt.«
»Aber die blonde Bestie ist doch zusammen mit Nadine Berger nach Avalon verschwunden«, warf Glenda ein.
Suko zuckte mit den Schultern. »Das stimmt schon. Aber wer weiß, was inzwischen geschehen ist. Vielleicht hat Nadine sie auch irgendwo anders hin geschafft, von wo aus sie zur Erde zurückkehren konnte.«
»Wenn das so ist, so steht uns also ein Krieg zwischen den Hexen und den Halbvampiren bevor?«, fragte Glenda.
Suko nickte.
Ich räusperte mich und dachte über Sukos Worte nach. Dabei trank ich meinen Kaffee, der wie immer toll schmeckte.
Wir konnten nicht einfach zuschauen. Das war nicht möglich. Wenn Justine Cavallo tatsächlich wieder auf der Erde war, würde sie es sich nicht gefallen lassen, dass eine ihrer Halbvampirinnen von den Hexen vernichtet worden war. Dann würde sie einen grausamen Krieg anzetteln, denn letztendlich war es so, dass sich Hexen und Vampire hassten. Das allerdings war nichts Neues. Die eine Seite gönnte der anderen nichts. Man ging sich auch aus dem Weg, aber jetzt hatte Assunga selbst eingegriffen.
Wir kannten die Schattenhexe. Sie war sehr mächtig und gefährlich. Mehr als einmal waren wir schon gegen sie angetreten, wobei es zu gewaltigen Kämpfen gekommen war. Mal hatten wir uns als Sieger fühlen können, mal die andere Seite. Letztendlich war es auf ein Unentschieden hinausgelaufen.
Warum die Hexen und die Halbvampirin plötzlich aufeinander getroffen waren, darüber konnten wir nur spekulieren. Wir steckten einfach nicht drin und kamen immer erst dann ins Spiel, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war.
Glenda lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Was wollt ihr tun?«
Ich verzog die Mundwinkel. Suko starrte vor sich hin. Eine Antwort wussten wir nicht.
»Ihr könnt euch auch raushalten oder am Ende diejenigen sein, die die Scherben aufsammeln.«
»Erst mal abwarten«, sagte ich.
»Wie lange denn?«
Ich schaute Glenda an. »Was ist mit dir los? Du bist ja heute so hektisch, als stünde etwas Schreckliches bevor. Noch sind wir nicht involviert.«
»Aber es muss etwas getan werden. Hexen gegen Halbvampire. Assunga gegen Justine Cavallo. Ich weiß nicht.« Dann lachte sie. »Eigentlich könnte man sich darüber ja freuen, wenn sie sich gegenseitig eliminieren. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass dabei auch Menschen zu Schaden kommen könnten.«
»Klar, das ist fast immer so«, sagte ich. »Jedenfalls werden wir die Augen offen halten, mehr können wir im Moment nicht tun.«
Von der anderen Schreibtischseite meldete sich Suko. »Glaubst du, dass es Zufall gewesen ist, dass sich die Hexe und die Halbvampirin auf genau diesem Gelände getroffen haben?«
Ich wiegte den
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