1717 - Inseln der Illusion
DORADO, das Boris Siankow und seine Leute in Angriff genommen hatten, vielleicht völlig unrealistisch und weniger als ein Hoffnungsschimmer.
Sheremdocs größte Sorge galt dem Todesfeld um den kristallisierten Mars, das bis zum aktuellen Datum, dem 4. März 1217, die Höhe von 500.000 Kilometern weit überschritten hatte.
Ständig waren kleine Robotschiffe mit verschiedenen Tieren an Bord unterwegs, um alle Veränderungen an der Reichweite der tödlichen Strahlung festzustellen. Es war völlig egal, ob man Mäuse und Ratten mitführte, oder Mikroben und Batterien und Viren. Meist verwendeten die Forscher künstlich erzeugtes Genplasma. Jede Lebensform unterlag der tödlichen Strahlung.
Das Feld um den Mars wuchs weiter, aber seine Geschwindigkeit unterlag auch jetzt noch unkontrollierbaren Schwankungen - genau wie in der Anfangszeit. Einen Grund dafür konnte man nicht feststellen.
Überhaupt stagnierte die Erforschung des gesetzmäßigen physikalischen Verhaltens der Kristallstrukturen und der Strahlung. Mehr als ein paar Grundgesetze hatten die Wissenschaftler bisher nicht formulieren können.
Es half wenig zu wissen, daß 'sich die Todesstrahlung offenbar mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitete. Innerhalb des Solsystems waren die Entfernungen zu gering, als daß man dieser Erkenntnis eine Bedeutung hätte zumessen können. Das galt auch für das Postulat, daß die Wirkung mit dem Quadrat der Entfernung rapide nachließ.
Es gab jedoch deutliche Hinweise dafür, daß die Geschwindigkeit der Veränderung insgesamt gesehen ständig zunahm. Nicht nur die Reichweite! Es war klar, was das bedeutete. Die Hochrechnungen des Zeitpunkts, an dem Terra erfaßt werden würde, mußten ständig korrigiert werden..
Am 9. April 1218 NGZ würden sich Erde und Mars am nächsten stehen. Die Entfernung betrug dann noch 94 Millionen Kilometer. Es war durchaus im Bereich der realistischen Hochrechnungen, daß zu diesem Zeitpunkt die Todesstrahlung bereits weit über 100 Millionen Kilometer vom Mars aus in den Raum reichte.
Was das bedeutete, konnte sich jeder ausmalen.
Eigentlich hatte Geo Sheremdoc nach dem Alarm vom 1. März damit gerechnet, daß weitere Kristallsplitter auftauchen würden. Womöglich hätte das eine zusätzliche Beschleunigung der Ausbreitung des Todesfeldes bewirkt. Das war jedoch nicht geschehen.
Es war gar nichts passiert. Oder man hatte das, was geschehen war, nicht bemerkt, weil es sich den technischen Überwachungssystemen ausgezeichnet zu entziehen verstand.
Den Unregelmäßigkeiten im 5-D-Gefüge waren zwar weitere Schwankungen gefolgt, die alle kleiner gewesen waren, aber geschehen war ansonsten nichts. Es blieb rätselhaft, was vor vier Tagen wirklich im Umfeld des Mars vorgefallen war.
Nach dem 1. März hatte der LFT-Kommissar bei seinen Einheiten im Gebiet um den Mars die Alarmbereitschaft um eine weitere Stufe erhöht.
Eigentlich war das jedoch überflüssig gewesen. Mehr als gründlich aufpassen und alle möglichen Ortungssysteme ohne Pause einzusetzen, das konnte niemand.
Und selbst wenn neue Kristalle aufgetaucht wären: Was hätte man dagegen tun können?
Absolut nichts!
Sie hatten schon zu der Zeit, als man sich noch auf weiten Teilen der Marsoberfläche unbeeinflußt hatte bewegen können, nichts ausrichten können. Die Todeskristalle reagierten nun einmal nicht auf Traktorstrahlen oder Antigravfelder. Und ein bloßer Beschuß zerstörte sie zwar zu Trümmern, aber das wiederum hatte nur ihre noch schnellere Ausbreitung zur Folge gehabt.
Geo Sheremdocs größtes Sorgenkind war im Moment die lunare Großsyntronik NATHAN.
Es hatte vor fast zwei Wochen damit angefangen. Boris Siankow hatte ihm mitgeteilt, daß NATHAN seine Mitwirkung am Projekt DORADO entweder verweigere oder gar den Bau der Dimensionsmaschine sabotiere.
Das war eine so ungeheuerliche Behauptung gewesen, daß der LFT-Kommissar sie zunächst gar nicht glauben konnte.
Natürlich hatte er umgehend eine entsprechende Überprüfung eingeleitet. Er hatte auf Luna alle wichtigen Wissenschaftler, die für NATHAN verantwortlich waren, zusammengetrommelt und eine Überprüfung verlangt.
Dabei hatte es ein paar Probleme gegeben.
NATHAN hatte gegen diese Prüfung protestiert. Natürlich hatte die Großsyntronik sehr schnell von den Befehlen des LFT-Kommissars erfahren und sich empört über die Verdächtigungen geäußert.
Die biologische Komponente, das Zentralplasma der Posbis in der Konzentrationskuppel, verlieh NATHAN
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