1719 - Die Totenliste
heftig.
Falls Uleboe über weitere Beobachtungsmöglichkeiten verfügte und wußte, was sie jetzt vorhatte, war ihr Leben keinen halben Galax mehr wert.
10.
PARACELSUS, 22. Mai 1217 NGZ Nuka Kullino ließ den anderen ausreden. Dann nickte er ernst.
„Ich bin einverstanden, Arnim", sagte er. „Ich bin mit zehn meiner Männer und den Hanse-Spezialisten dabei. Es sieht wirklich so aus, als bliebe uns keine andere Wahl mehr."
„Es hat nie eine andere Wahl gegeben", versetzte Possag. „Auch wenn du es mir nicht abnimmst - selbst ich habe gehofft, die Sache noch friedlich regeln zu können."
Kullino war überrascht.
Hatte er den Plophoser falsch eingeschätzt, lernte er jetzt eine neue Seite an ihm kennen?
Tatsache war, daß Arnim Possag ruhiger wirkte, eiskalt statt überhitzt.
Er schien die Chancen für einen Erfolg genau kalkuliert zu haben, und überhaupt seine Gefühle keine Macht mehr über seinen Verstand ausüben zu lassen.
Kullino durfte sich damit jetzt nicht beschäftigen. Arnim Possag hatte sich - auf seine Weise, polternd und über zehn Umwege - für sein überstürztes Verhalten im Gom-Tor entschuldigt. Er wußte, daß sie ihre jetzige Situation ihm verdankten, ihm und der jungen Terranerin, deren Motive rätselhaft waren.
Nuka Kullino glaubte nicht daran, daß sie ein falsches Spiel trieb. Er hatte ihre Blicke gesehen und glaubte, sie richtig zu deuten.
Dara Sheenbar wollte den Somern auf die Schliche kommen, und das ging, wie sie wohl glaubte, nun nur noch, indem sie die Kollaborateurin spielte. Daß sie sich bisher nicht gemeldet hatte, war begreiflich. Die Hanse-Sprecherin kannte die Risiken eines Funkspruchs, und Uleboe gab ihr keine Gelegenheit, „offiziell" zu den Galaktikern zu sprechen.
Auf jeden Fall schwebte sie in Lebensgefahr. Kullino hoffte, Arnim Possag davon überzeugt zu haben, daß die Spezialistin im Interesse der Galaktiker agierte. So wie ihm der Plophoser seinerseits deutlich gemacht hatte, daß es keine Alternative mehr zur Erstürmung des Gom-Tors durch ein kleines Kommando gab.
Eine letzte, massive Drohung hatte Uleboe einfach ignoriert. Er war viel zu gerissen, um sich bluffen zu lassen. Uleboe wußte genau, daß die Galaktiker es nicht wagen würden, das Transmittertor zu beschießen und dabei unweigerlich schwer zu beschädigen. Kein einfacher Schiffskommandant konnte eine derart schwerwiegende Entscheidung treffen. Das Tor war für die Galaktiker zu wichtig, von den Folgeproblemen im Verhältnis zwischen den Mächtigkeitsballungen einmal ganz schweigen.
Außerdem würden sie mit 5-D-Energien spielen und konnten das Risiko von Hyperentladungen nicht abschätzen. Auch der Beschuß eines der Hypertrops verbot sich.
„Wann also?" fragte Kullino den Kommandanten der ANSON ARGYRIS.
„In einer Stunde, schlage ich vor. Ich werde ebenfalls zehn Männer mitnehmen."
„Einverstanden", stimmte der Ertruser zu. „Die Hangarschleuse?"
Sie saßen jeweils in ihrer Zentrale und hatten beide eine Computergrafik des Transmittertores vor sich, die auf allen bisher bekannten Daten und ihren Beobachtungen im Gom-Tor basierte. Ein Schleusentor, dicht neben einem der angedockten Schiffe, war farbig markiert.
„Ja", sagte Possag. „Wir verlassen unsere Schiffe in SERUNS, mit aktivierten Deflektoren, und zwar auf der Seite, die den Somern abgewandt ist. Einen kurzen Schub aus den Gravo-Paks brauchen wir, um uns auf das Tor hin zu beschleunigen. Danach schalten wir alle Systeme bis auf das Lebensnotwendige und die Deflektorfelder ab. Eine Energieortung ist kaum zu erwarten, da wir uns zwischen unseren Schiffen und dem Tor bewegen werden, wie an einer Schnur."
„Ich verstehe", sagte Kullino. „Wir nähern uns quasi im Ortungsschatten der PARACELSUS und ARGYRIS."
„Genau. Wichtig ist, daß uns die Pikosyns der SERUNS den Antriebsschub genau richtig dosieren - Stärke und Richtung. Wir werden am Hangartor >landen< und uns mit Sprengladungen Zugang verschaffen.
Der Rest ist dann eher ein Kinderspiel."
„Ein Kinderspiel", sagte Kullino trocken. „Aha."
„Im Vergleich zu dem anderen", schränkte der Plophoser ein. „Es muß alles schnell gehen. Die Somer erwarten sicher etwas in dieser Art von uns, deshalb müssen wir alles geben, um sie dennoch zu überraschen."
„Hoffentlich sprechen wir nicht gerade das Todesurteil über Dara Sheenbar", sagte Nuka Kullino langsam.
„Wenn sie noch eine von uns ist, wird sie wissen, was sie zu tun hat", entgegnete Possag
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