Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hart.
     
    *
     
    Eine halbe Stunde nach dieser Besprechung (und eine halbe vor dem Beginn des Kommandounternehmens) erschien ein Text auf allen Bildschirmen der PARACELSUS und ANSON ARGYRIS: „Ihr habt die Warnung mißachtet. Es wird also Krieg geben - es sei denn, ihr besinnt euch noch einmal. Sonst gnade euch Gott.
    Kommando Harold Nyman."
    Nur Sekunden, nachdem die Schrift wieder verblaßt war, meldete sich Arnim Possag und fragte den Kommandanten des Medoschiffes, der sich mit seinen Begleitern schon in einem Schleusenraum befand: „Ihr habt es auch gesehen, oder? Wer ist es, Nuka? Wer ist oder wer sind die Verrückten?"
    Der Ertruser zuckte mit den mächtigen Schultern.
    „Ich tappe völlig im dunkeln, Arnim", gestand er. „Ich hatte zuletzt einen Verdacht, aber der ist jetzt wohl nicht mehr haltbar."
    „Die Hanse-Spezialistin?"
    Kullino nickte.
    „Es wäre eine mögliche Erklärung für ihr Verhalten gewesen, aber sie kann uns vom Gom-Tor aus nichts schicken, nicht einmal einen Aktivierungsimpuls für ein heimlich gespeichertes Syntronprogramm."
    Possags Blick verriet ihm, daß der Plophoser nicht überzeugt war.
    Und er wußte auch, was er dachte. Ein einziger Helfer am richtigen Platz genügte.
    „Wir sehen uns am Gom-Tor", sagte Arnim Possag. „In genau...
    fünfundzwanzig Minuten und dreizehn Sekunden."
     
    11.
     
    Luna, 22. Mai 1217 NGZ „NATHAN hat sein Tempo gesteigert", verkündete Aaron Sebastian dem LFT-Kommissar an diesem Tag. „Zunächst um fünfzehn Prozent, dann nochmals um zehn. Jetzt arbeitet er seit sechs Stunden mit konstanter Geschwindigkeit an der Totenliste."
    „Und was bedeutet das?" wollte Geo Sheremdoc wissen.
    Sebastian lachte hilflos. Er saß unruhig am Besprechungstisch, seine Finger spielten nervös mit einem Schreibstift.
    „Ich weiß es nicht", antwortete er. „Ich weiß nur, daß er bei diesem Tempo in fünf Tagen mit der Liste fertig sein wird - falls du recht hast."
    Recht damit, dachte Sheremdoc, daß NATHAN mit seiner Fleißarbeit genau dann aufhören würde, wenn seine Liste zwanzig Milliarden Namen umfaßte.
    „Und zwar die Namen jener zwanzig Milliarden Menschen, deren Bewußtseine ES im Jahre 3581 alter Zeit in sich aufgenommen hat..."
    „Wie bitte?" fragte Aaron Sebastian.
    Sheremdoc winkte ab.
    „Ich habe nur laut gedacht. Aber daran kann ja inzwischen kein Zweifel mehr bestehen."
    Es waren weitere Namen aus der NATHAN-Liste in alten Verzeichnissen „wiedergefunden" worden, zuerst ein Dutzend, dann Hunderte, Tausende. Die Mondsyntronik reihte hinter verschlossenen Türen alle diejenigen auf, die ES vor 1223 Jahren, unmittelbar vor dem Sturz der Erde durch den Schlund, seiner eigenen Mentalsubstanz zugefügt hatte - der bislang größte Eingriff der Superintelligenz in die Geschicke der Menschheit. Später war ein Teil von ihnen als sogenannte Konzepte wiederaufgetaucht.
    ES hatte die zwanzig Milliarden Terraner vor Tod oder Unterdrückung gerettet, aber das war nicht nur uneigennützig geschehen. Die Superintelligenz hatte die „Stärkung" durch die menschlichen Bewußtseinsinhalte in einer kritischen Situation dringend benötigt.
    „Der siebenundzwanzigste Mai also", sagte Geo Sheremdoc. Seine Backenmuskeln zuckten. Seine Hände lagen groß und schwer auf der Tischplatte, wie angeklebt. „Das ist der Tag, an dem Siankow DORADO zum zweitenmal testen will - diesmal mit den Hyperfunktionen."
    „Es wird uns alle vernichten", flüsterte Sebastian.
    Sheremdoc ging nicht darauf ein. Er haßte die Schwarzmalerei, was das Projekt anging. Auch ihm war nicht wohl in seiner Haut, wenn er an die möglichen Katastrophen dachte, aber es mußte sein. Die solare Menschheit brauchte DORADO. Es war ein Spiel mit dem Feuer, allerdings ein unverzichtbares.
    „In fünf Tagen", sagte der LFT-Kommissar, „wird die Erde ihre größte Entfernung vom Mars erreicht haben. Danach wird sie ihm mit jedem Tag wieder näher kommen, immer schneller. Sie läuft ihm gewissermaßen auf ihrer Bahn um Sol nach."
    Das war für Sebastian natürlich nichts Neues. Sheremdoc erwähnte es nur, um das Gespräch wieder zu versachlichen.
    „Das Todesfeld des Mars", fügte er noch hinzu, „wird sich am Siebenundzwanzigsten auf beachtliche achtzehn Millionen Kilometer ausgeweitet haben. Kein Lebewesen darf dem nunmehr kristallisierten Planeten näher kommen. Boris Siankows Team und die Siganesen werden jedoch einen größeren Sicherheitsabstand einhalten, von wo aus sie DORADO mit

Weitere Kostenlose Bücher