1730 - Das Schlangengrab
Silberkugel.
Durch den Aufprall war sie etwas aus der Richtung geraten, was sie allerdings schnell wieder ausglich und sich erneut auf mich konzentrierte…
***
Wie konnte ich sie stoppen?
Mit einer Kugel war das nicht möglich gewesen. Auf mein Kreuz konnte ich sowieso verzichten. Was sich hier in diesem Museum anbahnte, das sah mir stark nach einer Niederlage aus, denn im Moment fiel mir nichts ein.
Die goldene Schlange bewegte sich vor. Angetrieben von der Kraft der alten Göttin Kali, wollte sie mein Gesicht erreichen, um mich mit ihren Zähnen zu erwischen. Ein Biss von ihrer Seite würde dafür sorgen, dass mein Gesicht einen goldenen Schimmer erhielt.
Ich suchte nach einem Ausweg. Irgendeine Deckung zu finden würde mir hier nicht gelingen, und deshalb gab es für mich nur eines.
Ich dachte an Flucht!
Denn wenn ich den Raum verließ, hatte ich die Schlange wenigstens von Mandra Korab abgelenkt, der allmählich in seinen normalen Zustand zurückkehrte und dabei war, sich aufzurichten.
Es gab nur einen Fluchtweg. Und das war der durch die Tür, auf die ich zuhuschte, allerdings hatte ich dabei den Kopf gedreht, sodass ich meine Verfolgerin im Auge behalten konnte.
Sie gab nicht auf.
Sie wollte mich, und sie war jetzt schneller geworden, als wollte sie ein Entkommen aus diesem Raum verhindern.
Die Tür war nicht mehr weit entfernt. Ich war bereits sicher, es schaffen zu können. Nur noch zwei, drei Schritte musste ich laufen.
Es kam alles anders.
Nicht ich riss die Tür auf, sondern eine andere Person von außen her. Zuerst glaubte ich an eine Täuschung oder Einbildung, aber das war es nicht.
»Aus dem Weg, John!«, schrie Suko und jagte an mir vorbei in das Zimmer hinein…
***
Der Inspektor wusste genau, was er tun musste. Er war nicht nur so schnell wie möglich gefahren, er hatte auch das Ziel ohne große Sucherei gefunden.
Und er hatte durch den offenen Türspalt erleben müssen, dass es weder Mandra Korab noch mir gelungen war, die goldene Schlange zu stoppen.
Eine Möglichkeit war noch offen. Und das war die Dämonenpeitsche, die Suko bei sich trug. Das Ausfahren war eine Sache von Sekunden, und jetzt hatte er freie Bahn.
Mit einem langen Sprung hatte er die Schwelle hinter sich gelassen und flog förmlich in den Raum hinein und dabei auf die goldene Schlange zu, die merkte, dass etwas nicht stimmte und ihre Bewegungen unterbrach, sodass sie sich auf die neue Situation einstellen konnte.
Die Zeit ließ ihr Suko noch, im Lauf schwang er seinen Arm hoch und schlug von der Seite her auf die Schlange ein. Er wollte einen möglichst großen Teil des Körpers treffen.
Und er schaffte es.
Die drei Riemen der mächtigen Dämonenpeitsche wickelten sich um den Körper, der noch immer in der Luft schwebte und keinen Halt mehr hatte. Diesmal war er nicht stark genug. Er fing sich in den Riemen der Peitsche und Suko drehte sich dabei um die eigene Achse, bevor er die Peitsche in eine Gegenbewegung brachte.
So löste sich die Schlange.
Nein, das war nicht richtig. Die Macht der Peitsche hatte das Tier praktisch in drei Teile zerschnitten, und die flogen in verschiedene Richtungen. Goldene Schlangenteile, die auf dem Boden landeten und dort unter heftigem Zischen ihre goldene Farbe verloren und sich in schwarzgraue Stücke verwandelten, die Suko mit drei Tritten zertrat, sodass nur noch Matsch von ihnen übrig blieb…
***
Etwa zehn Minuten später.
Mandra Korab stand wieder auf den Beinen, sagte aber nichts. Ebenso stumm blieb ich. Mein Blick war auf den Professor gerichtet, wechselte dann aber hinüber zu dem Schlangengrab, das es nicht mehr gab. Nach der Vernichtung der Schlange war auch das Grab zusammengeschmolzen. Die Figuren vergingen, die ansonsten durch die Kraft der Göttin gehalten worden waren. Die gab es jetzt nicht mehr.
Ich hatte Mandra Korab noch nie so durcheinander erlebt. Er wusste gar nicht, wohin er schauen sollte, und konnte nur immer wieder die Schultern heben.
Dem Professor ging es ebenso, aber das alles war nicht tragisch, wir hatten gewonnen und überlebt.
Unser indischer Freund fand dann die richtigen Worte. »Die Bäume der Menschen wachsen eben nicht in den Himmel. So muss man das sehen und Lehren daraus ziehen.«
Wir widersprachen nicht. Ich wies noch darauf hin, dass im Transporter zwei Menschen lagen, von denen ich annahm, dass sie nicht gestorben waren.
Ansonsten konnten wir uns über einen Sieg freuen, was bei Mandra nicht so recht ankam. Er dachte
Weitere Kostenlose Bücher