1730 - Das Schlangengrab
legte den Kopf in den Nacken.
Der Adler drehte sich in die Höhe. Sein Flug war von den schrillen Schreien begleitet, und er traf auch keine Anstalten mehr, einen erneuten Angriff zu starten.
Doch es gab noch einen zweiten Vogel, der es seinem Artgenossen nachmachen wollte. Er stürzte sich aus der Höhe dem Ziel entgegen, was der Mann genau mitbekam.
Auch jetzt blieb er stehen und legte nur den Kopf zurück. Die Augen des Mannes hatten sich verändert. Nicht farblich, in ihnen stand ein Ausdruck, der einem Befehl glich, dem sich auch der Adler nicht entziehen konnte. Er verzichtete auf eine Attacke und jagte vor dem einsamen Mann wieder in die Höhe.
Der Kletterer entspannte sich. Er lächelte. Er konnte sich auf seine Kraft verlassen, denn er war ein besonderer Mensch mit besonderen Fähigkeiten.
Er war Mandra Korab!
***
Die Konzentration aus Mandras Gesicht verschwand. Es sah wieder normal aus. Das Nicken bewies, dass er mit sich und seiner Aktion zufrieden war. Von jetzt an konnte er davon ausgehen, dass er keinen weiteren Angriff aus der Luft mehr erleben würde. Er hatte da seine Zeichen gesetzt.
Er hätte den beiden Tieren auch niemals einen Vorwurf gemacht, denn er war in ihr Gebiet eingedrungen, was er nicht hätte tun sollen. Die Adler hatten ihn zu Recht angegriffen, wussten aber jetzt Bescheid, und Mandra Korab war sich sicher, seinen Weg fortsetzen zu können, ohne eine Störung zu erleben.
Das Ziel lag vor ihm, war aber noch nicht sichtbar. Die kompakte Wand ragte vor ihm hoch, doch beim Näherkommen sah er, dass sie nicht so glatt war, wie es von Weitem den Anschein gehabt hatte. Es gab Lücken, die man schon als Eingänge bezeichnen konnte.
Er hatte sich lange genug mit diesem Trip beschäftigt. Seine Vorbereitungen waren langwierig gewesen, und er war sich sicher, dass er alles richtig erkundet hatte.
Seinem Gesicht war die Anstrengung nicht anzusehen. Seine Züge hatten sich wieder entspannt, und beinahe leichtfüßig ging er über den unebenen Felsboden hinweg, ohne auch nur einmal zu stolpern.
Die Wand rückte näher. Er sah die Einschnitte deutlicher. Das Gestein zeigte eine graue Farbe, war aber nie scharfkantig oder rissig, denn Regen und Wind hatten es im Laufe der Jahrtausende glatt gewaschen.
Mandra musste die Höhle finden. Ihr Inhalt musste vernichtet werden. Er war gefährlich, er war tödlich und konnte in den Händen der Falschen großes Unheil bringen, und das wollte der Inder vermeiden.
Weit über ihm kreisten die beiden Adler. Sie würden nicht mehr angreifen. Sein Blick hatte sie gebannt, denn nun würden sie auf seiner Seite stehen und so etwas wie Wachtposten sein.
Mandra Korab erreichte die Felswand. Das Gestein hatte die Hitze gespeichert und gab sie jetzt ab. Mandra Korab ließ sich Zeit. Er schaute sich die Wand genau an. Er sah die Risse, die Spalten, die Einkerbungen und hatte den Eindruck, in seinem Kopf eine Karte zu sehen, die ihm letztendlich den Weg weisen würde.
Er stand einige Minuten starr. Nichts bewegte sich in seinem Gesicht, bis plötzlich ein schwaches Lächeln die Lippen in die Breite zog. Mandra Korab hatte gefunden, was er gesucht hatte. Er wusste jetzt genau, wohin er gehen musste.
Bevor er sich in Bewegung setzte, holte er aus seinem Rucksack eine Taschenlampe hervor. Sie war lichtstark und lag gut in seiner Hand.
Noch einmal zählte er die Spalten ab, dann wusste er Bescheid und setzte sich in Bewegung. Rechts von ihm gab es einen Riss im Felsen. Er war so breit, dass sich ein Mensch hindurchzwängen konnte. Mandra musste zwar etwas schräg gehen, aber er schaffte es und bewegte sich zwischen den hohen Wänden vorwärts.
Der Weg führte leicht bergab. Das störte Mandra Korab nicht, denn er hatte damit gerechnet.
Er hatte sich auf den letzten Metern an die klare Luft gewöhnt. Das war jetzt vorbei. Zwischen den Felsen war es stickig. Zudem hatte das Gestein die Hitze gespeichert, sodass er sich wie in einer Sauna vorkam.
Mandra folgte dem Weg, der plötzlich aussah, als wäre er zu Ende. Das war er nicht. Es hatte sich nur von der linken Seite ein Stück Felswand nach vorn geschoben, die der Inder umgehen musste.
Dann war alles klar, und aus Mandras Mund drang ein zufriedener Laut.
Das Ziel lag vor ihm. Er sah das Loch im Gestein. Es war der Zugang in eine andere Welt. Es war die Höhle, in die er hinein musste, um das Rätsel zu lösen.
Am Eingang blieb er stehen. Mandra Korab wusste, dass er in der Höhle erwartet wurde. Ein
Weitere Kostenlose Bücher