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1730 - Der Verbündete

Titel: 1730 - Der Verbündete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kilometerweit durch das gesamte Schiff zogen, auf verschiedenen Ebenen. Tausende von verlassenen Unterkünften, aufgrund des Zwecks der Reise, der Flucht, nur klein und vermutlich bescheiden gehalten, um soviel wie möglich Gerätschaften, Erinnerungen, Nahrungsmittel oder Pflanzen von der alten Heimat mitzunehmen.
    Einrichtungen wurden nicht mehr gefunden, weder technischer noch sonstiger Art.
    Dennoch wollten die Galaktiker nichts unversucht lassen. Sie verteilten sich über das ganze Schiff und durchstöberten es systematisch.
    Piior war diesmal selbst anwesend, schloß sich aber keiner Gruppe an, sondern durchsuchte allein das Schiff. Er war schon so oft hiergewesen, daß er es nicht mehr zählen konnte. Niemals zuvor war er auf den Gedanken gekommen, daß sich hier wichtige Sachen befinden könnten. Er hatte die Daten, die er Alaska übergeben hatte, als das gesamte Wissen betrachtet, das sich außerhalb der Horchtürme befand.
    Er nutzte die Fähigkeit, die Materie seines Körpers aufzugeben, und streifte durch das Schiff. Entfernungen der Zeit spielten in diesem Zustand keine Rolle mehr. Dennoch bewegte er sich mit Absicht sehr langsam.
    Ihm kam es so vor, als entdeckte er das Schiff zum erstenmal, als hätte er es noch nie zuvor... gesehen. Seltsam, dieses Wort. Die Quesch waren schon seit Millionen von Jahren augenlos, aber dennoch sahen sie, auf eine gewisse Weise. Sie konnten ins All hinaushorchen, und sie konnten die Umwelt ertasten, sobald sie ihren Körper aufgelöst hatten.
    Piior konnte die Galaktiker genau beschreiben. Er hatte bis auf den Grund der Seele des Mannes mit der Maske hinabgeblickt.
    Er hatte sich für weise gehalten bis zu jenem Moment. Dann hatte er einsehen müssen, daß er genauso schwach und fehlbar war wie alle anderen Barrayd, die hingebungsvoll Uttiek anbeteten und sonst nichts wußten von dem da draußen. Doch er hatte rasch dazugelernt, und seither hatte er nicht mehr aufgehört zu lernen.
    Er nahm alles gierig in sich auf, dachte darüber nach und versuchte, eine Strategie zu entwickeln. Es ging jetzt um das Überleben des ganzen Volkes - und um die Wiedergutmachung eines Fehlers. Er leugnete den Augenblick der Schwäche vor sich selbst nicht, dazu war er nicht fähig.
    Piior mußte es wiedergutmachen.
     
    *
     
    Die Zellaktivatorträger hatten kleine Gruppen gebildet und verständigten sich über Funk. Anfangs unterhielten sie sich häufig, berichteten von dem, was sie sahen, machten kleine Scherze über die Dunkelheit und das, was dahinter sein mochte.
    Schließlich verstummten auch diese Unterhaltungen. Das Suchen wurde ermüdend, anstrengend und nervenbelastend. Verstohlen fragte sich so mancher, ob das Ganze überhaupt einen Sinn hatte. Hier war nichts mehr zu entdecken. Der Speicher, aus dem Alaska die Daten beim erstenmal übermittelt bekommen hatte, war der letzte archaische Rest einer lange vergangenen Zeit.
    Alaska Saedelaere, Gucky und die Vandemar-Schwestern hatten eine Gruppe gebildet und sich einen Sektor im Heckbereich des Schiffs ausgesucht. Da sich die Gänge hier vielfach verzweigten, hatten sie sich getrennt, zunächst zu Zweiergruppen, dann blieb jeder allein.
    Nadja und Mila hatten dabei den Vorteil, daß sie mental miteinander verbunden waren. Der Nachteil war, daß sie sich nur auf eine gewisse Distanz voneinander entfernen konnten - nicht mehr als 900 Meter, eine lächerliche Entfernung gemessen an den Dimensionen dieses Schiffs.
    „Mila, du meldest dich sofort, wenn du Probleme bekommst", mahnte Nadja.
    „Aber ja", lächelte Mila. „Geh endlich los, was soll hier schon passieren?"
    „Man kann nie wissen", orakelte Nadja, dann mußte sie selbst lachen.
    „Du weißt ja, wie ich bin: übervorsichtig."
    „Bevormundend", korrigierte ihre Schwester.
    „Kleine Rache", stichelte Nadja.
    Sie trennten sich in einer Kammer, von der aus mehrere Gänge in andere Bereiche des Schiffs führten. Möglicherweise war dies eine der Überwachungszentralen gewesen, doch der Raum war leer wie alle anderen. Die Verkleidungen waren abgerissen, eventuelle Monitoren aus den Halterungen entfernt.
    Wie ein Grab, dachte Nadja, unwillkürlich schauderte es sie ein wenig, als sie immer tiefer in den Gang hineinging. Oder wie das ausgehöhlte Innere eines Lebewesens, durch das Schmarotzer streifen, auf der Suche nach einem Rest Nahrung.
    Irgendwie erinnerte der Gang tatsächlich an ein Lebewesen aus Stahl: Die gekrümmten Verstrebungen hätten Knochenverstärkungen,

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