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1737 - Das Corrax-Rätsel

Titel: 1737 - Das Corrax-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zitternd an die Decke starrte, als gebe es uns überhaupt nicht: „Ismegh, Kaghoul; Ismegh, Kaghoul."
    Und dann: „Neues Leben... nicht möglich...!"
    Dao-Lin-H’ay hatte bei ihm gestanden. Jetzt drehte sie sich zu uns um.
    „Ich habe es wahrgenommen", sagte sie. „Ich versuchte, mich gegen die gräßlichen Gedankenausstrahlungen der wilden Corrax abzuschirmen, aber es gelang mir nicht ganz." Sie atmete tief ein. „Sie haben ein Dorf auf der Insel, und dort steht eine Gottheit. Und sie haben dort eine Gefangene, die sie ihr opfern wollen."
    „Ismegh?" fragte Tek.
    Sie nickte.
    „Möglicherweise ist sie es."
    In mir begann es zu ticken.
    Der Corrax hier - Kaghoul hieß er wohl - würde uns sicher nicht alles verraten, was er wußte. Aber wenn wir nun ein Druckmittel gegen ihn besäßen und benutzten...
    „Vergiß das besser!" fuhr mich die Kartanin an, die nur meine Miene zu deuten brachte.
     
    *
     
    „Frag ihn", forderte ich sie auf, „ob er etwas von den Unterseestädten weiß."
    Ich sah auf meine Uhr. Bald sollten wir uns an Bord der CAJUN einfinden.
    Ich wollte keinen Streit mit Dao und überlegte, wie wir vorgehen konnten, ohne den Corrax unter Druck zu setzen. Da kam mir Tek unerwartet zu Hilfe.
    Der Smiler gab Dao ein Zeichen, daß sie sich bitte zurückhalten sollte, und hockte sich vor die Medoliege.
    „Hör mir bitte zu", sagte er leise, aber eindringlich zu Kaghoul. „Du kannst uns jetzt sehen. Natürlich weißt du nicht, wer wir sind, aber mach dir deswegen keine Sorgen. Wenn du willst, sind wir deine Freunde. Bitte schau mich an."
    Der Corrax stöhnte. Sein Körper zuckte. Er bewegte die Arme und Beine, Hände und Füße, und jetzt schien er erst zu begreifen, daß er nicht gelähmt war, sondern mit seinen Gliedmaßen wieder tun konnte, was er wollte.
    „Wir haben dich gefunden und geheilt", sagte Tekener. „Für uns war das selbstverständlich, wir wollen dafür keinen Dank. Du wirst bald völlig gesund sein, und wenn du uns dann einige Fragen beantworten könntest, wären wir ganz froh..."
    Jetzt endlich sah Kaghoul ihn richtig an.
    Der Blick der kleinen Fischaugen war schwer zu deuten. Eine Mischung aus Verwunderung, Unglauben, Neugier, großer Erleichterung - aber keine Angst.
    „Verstehst du mich?" fragte Tek.
    Der Corrax schloß die Augen kurz, dann blickte er wieder Tek an, dann Dao und mich. Immer wieder bewegte er die Gliedmaßen.
    „Ich... verstehe euch", sagte er. „Ich... sollte froh sein, daß ich lebe und mich wieder bewegen kann. Aber..."
    „Könntest du wieder glücklich sein, wenn du Ismegh wiedersehen würdest?"
    Jetzt wurden die Augen größer. Der Karpfenmund öffnete sich, der ganze Leib des Amphibienabkömmlings begann zu zittern.
    „Ismegh!" rief er. „Sie ist tot!"
    „Vielleicht nicht." Ronald schüttelte den Kopf. „Du hast vorhin von Kannibalen gesprochen. Wir wissen, daß diese Wilden eine Gefangene haben und bald opfern wollen. Könnte es Ismegh sein?"
    Du weißt, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, meldete sich mein Extrasinn. Es können Dutzende von Corrax-Weibchen an die Insel gespült worden und in ihre Hände gefallen sein.
    Warum mußte dieses Hirnanhängsel einem immer die Illusionen rauben!
    Aber der Corrax war wie elektrisiert.
    Er mußte sich viel besser erholt haben, als wir alle gedacht hatten. So gut wie tot hatten wir ihn zwischen den Korallenklippen gefunden - und jetzt lebte er auf, als hätte er nur einen unbedeutenden Unfall gehabt.
    Und was mich verblüffte: Er stellte keine Fragen danach, wer wir waren und woher wir kamen.
    Seine anderen Sorgen mußten also so groß sein, daß er sich wahrscheinlich erst später zu wundern beginnen würde.
    „Ismegh!" rief er, schon wieder kräftig bei Stimme. „Sie bei... den Wilden? Lieber soll sie tot sein! Ich kann..."
    „Die Kannibalen haben eine Gefangene", sagte Tek geradeheraus.
    „Vielleicht deine Ismegh, vielleicht eine andere von euch. Wenn wir sie befreien - könntest du uns dann auch helfen?"
    „Ismegh!" rief Kaghoul wieder. Seine Augen wurden von einem Sekret überzogen und glitzerten feucht. „Nein, es kann und darf nicht sein! Seit vielen Jahren hat es nicht mehr..." Er zuckte. „Aber wenn es nun doch sein sollte? Die auf dem Grund haben vielleicht..."
    „Der Grund?" fragte ich schnell. „Was ist der Grund, Kaghoul?"
    „Dort, wo die anderen leben, die uns immer versorgt haben", sagte der Corrax schnell, ohne mich anzusehen. Er war in seine eigenen Gedanken verstrickt,

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