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1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein wenig später an. Komm mal näher, Kleiner."
    Pi-Poul gehorchte.
    „Mickriges Bürschchen", stellte Ting-Garon kopfwackelnd fest. „Dein Vater hat dich also hergeschickt, nicht wahr?"
    „Ja. Ich soll Thean werden."
    „Nicht nur das. Der Zyklus ist vollendet. An dir liegt es, Hoher Thean zu werden und als Weiser über die Damurial zu wachen. Die höchsten Politiker werden sich Rat bei dir holen."
    „Das verstehe ich alles nicht...", flüsterte Pi-Poul.
    Er hatte bereits mehrmals verstohlen gegähnt und konnte kaum mehr die Augen offenhalten.
    „Du bist müde, kleiner Pi-Poul. Geh in die Kammer rechts neben mir, dort findest du eine gemütliche Schwebematte und etwas zu essen. Ruh dich aus, mein Schüler! Morgen können wir weitersprechen."
     
    *
     
    Pi-Poul war so müde, daß er nichts mehr essen wollte. Er kletterte auf die Schwebematte und war sofort eingeschlafen. Das sanfte Wiegen, das sich automatisch auf sein Körpergewicht einstellte, trug ihn rasch fort in angenehme, leichte Träume.
    Als er aufwachte, war ihm ganz schlecht vor Hunger. Gierig fiel er über das bereitgestellte Essen her.
    Danach machte er sich an die Erkundung der Kammern des Turms. Es waren zweckmäßige Einrichtungen: zum Schlafen, zur Körperpflege, zum Studieren, für Körperübungen, zum Entspannen. Den sechsten Raum konnte er nicht betreten, da er verschlossen war.
    Ting-Garon, sein Lehrer, war stets auf irgendeiner Projektionswand anwesend. Niemals aber körperlich. Pi-Poul mußte die nächsten Jahre völlig allein mit einem Computerprogramm verbringen. Kontakt zur Außenwelt erhielt er nur durch Funkübertragungen oder Aufzeichnungen, um das Verhalten anderer zu studieren.
    Manchmal wurden im Entspannungsraum die dunklen Luken hochgefahren und der Blick auf die Welt freigegeben.
    In solchen Momenten kam es vor, daß Pi-Poul still weinte. Aus Trauer über die verlorene Kindheit und über die Einsamkeit. Er hatte, wie die meisten Kinder, das veränderte Leben schnell akzeptiert, aber manchmal empfand er doch Kummer und Heimweh.
    Ting-Garon zeigte sich stets geduldig, als wahrer Freund, der Pi-Poul rasch trösten konnte. Der Junge hatte vorher nie einen solchen Freund gehabt, dadurch konnte er diese Art Gefangenschaft leichter bewältigen.
    Aber er verstand nicht, weshalb ausgerechnet er der Erwählte sein sollte. Er hatte inzwischen genug über Quidor von Tanxtuunra, den Erlöser, gehört, um sicher zu sein, daß er keinen solchen Irrtum begehen konnte.
    Pi-Poul fühlte sich keineswegs auserwählt oder als etwas Besonderes, ganz im Gegenteil.
    „Immer nur Zweifel, kleiner Dummkopf!" stöhnte Ting-Garon. „Warum kannst du eine Tatsache nicht einmal als gegeben anerkennen?"
    „Weil du mir selbst beigebracht hast, daß erst alle Seiten beleuchtet und hinterfragt werden müssen", antwortete Pi-Poul.
    „Schon recht", lachte die Projektion des Raunach. „Paß auf, Kleiner: Die Geschichte der Raunach reicht weit über zwei Millionen Jahre zurück.
    Sie waren die Beherrscher einer Kleingalaxis, die sich der Tanxtuunra anschlössen und unter Quidors Führung an dem tausendjährigen Krieg gegen den Feind teilnahmen. Die Kriegsschiffe der Raunach besaßen bereits damals eine so hervorragende Technik, daß sie als einzige dem Feind direkten Widerstand leisten konnten.
    Dadurch erwarben sich die Raunach den Namen und den legendären Ruhm der Alten Krieger. Ihnen selbst jedoch tat der Krieg nicht gut. Das Reich zerfiel, die meisten Planeten wurden verlassen. Wer konnte, zog sich auf die raunachische Ursprungswelt Gronich zurück, tief unter die Meere. Es gab angeblich sogar Kriege unter den Raunach, stell dir das vor! Die Raunach gingen in sich selbst und überdachten ihre Position in der großen Völkerallianz. Um zu überleben, mußten sie sich auf sich selbst besinnen, auf ihre ursprüngliche Aufgabe, und dies mit ihrem Schwur verbinden. So kehrten sie nach und nach wieder ins All zurück und leisteten Entwicklungshilfe bei sich heranbildenden Intelligenzen. Dies taten sie bis vor wenigen tausend Jahren.
    Ein Beispiel hierfür sind die Gish-Vatachh, die vor etwa dreitausend Jahren von ihnen zusammengeführt und dadurch zu einem wichtigen Machtpotential für die Verteidigung der Tabuplaneten wurden.
    Doch dies war nicht die einzige Verpflichtung, welche die Raunach eingingen. Die ältesten Adelsgeschlechter wurden dazu erwählt, in regelmäßigen Zeitzyklen künftige Theans heranzubilden, die der Damurial zur Verfügung stehen

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