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1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gegeben.
    Neben ihm saß, ein wenig verkrampft, Prenak Thean. Er war der jüngste der drei; ein ziemlicher Heißsporn. Da er nicht einmal die Standardgröße von einem Meter achtundvierzig erreichte, mußte er den körperlichen Mangel durch forsches Auftreten und Handeln wettmachen.
    „Ich sage, Holgon hat recht", gab er dem fetten Yllaxer recht. „Inzwischen ist eine Menge Zeit ohne ein Lebenszeichen vergangen. Pi-Poul wäre längst zurückgekehrt, sonst hätten wir von seiner Gefangenschaft erfahren. Also kann er nur tot sein."
    „Die Ayindi machen - soweit wir wissen - keine Gefangene", pflichtete Darimus bei.
    Der Thean spielte lässig mit seiner Richtschnur.
    „Sie werden dir vorhalten, daß du den Alten dazu gedrängt hast", meinte Holgon nachdenklich. „Sie werden fragen, weshalb du, als der Große Sprecher und sein Stellvertreter, nicht selbst diesen Angriff geflogen bist."
    „Darüber haben wir doch schon hundertmal gesprochen", versetzte Darimus, und ein wehleidiger Ton schwang in seiner Stimme mit.
    Manchmal wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. „Pi-Poul ist der Hohe Thean und hat selbst diese Entscheidung getroffen. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht. Das Wort eines Hohen Thean darf niemals angezweifelt oder diskutiert werden, das wißt ihr selbst."
    „Du legst die Texte so aus, wie es dir paßt!" rief Prenak.
    „Und wennschon", sagte Darimus; seine behandschuhten Fingerspitzen des unteren Armpaars zitterten erheitert. „Nicht umsonst bin ich der Große Sprecher. Aber nun erklärt mir, weshalb ihr so ein Aufhebens um Pi-Poul macht! Er ist alt, und er ist ein Knitterzwerg."
    Prenak zuckte leicht zusammen. Auch er hatte sich diese Belustigung schon gefallen lassen müssen. Daß die oft so betitelten Raunach noch einen Kopf kleiner waren als er, war ihm dabei nur ein sehr schwacher Trost.
    Darimus hatte in diesem Zusammenhang keine Ironie ihm gegenüber gezeigt, dennoch war er empfindlich, aber er ließ es sich nicht weiter anmerken, als der Große Sprecher weiterfuhr: „Die Raunach müssen in ihre Schranken gewiesen werden, das ist der Wunsch vieler! Wenn Pi-Poul tot ist, kann uns das nur recht sein, dann kehrt endlich wieder die gewohnte Ruhe in die Damurial ein."
    „Ja, mit dir an der Spitze", brummte Holgon.
    „Ganz genau. Ich bin schließlich sein Stellvertreter. Darüber hinaus bin ich der einzige, der würdig ist, um Pi-Pouls Platz einzunehmen. Ich bin Daragirs Erbe und werde das Volk der Yllaxer zu altem Ruhm führen.
    Oder zweifelt einer von euch daran?"
    „Keiner", sagte Holgon schnell.
    Er hatte sich zur Pflicht gemacht, seinen Kollegen zu beraten und ihn vor möglichen Gefahren zu warnen, auch wenn er dabei oftmals als Schwarzseher und ewiger Neinsager angegriffen wurde. Er wollte die Zukunft des yllaxischen Volkes nicht aufs Spiel setzen, trotz Darimus.
    „Aber jeder der Gerichtsbarkeit weiß, daß du nach der Stellung des Hohen Thean strebst. Pi-Pouls Freunde könnten seinen Tod zum jetzigen Zeitpunkt als geschickten Angriff gegen dich nutzen, um deine Position zu schwächen."
    „Sollen sie zweifeln", meinte Darimus gelangweilt. „Hoher Thean werde ich, und sonst keiner." Er zählte in einem leisen Singsang mehrere Knotensprüche ab; die beiden anderen zogen es vor zu schweigen.
    Sie hatten die leise Drohung verstanden. Es gab durchaus Zeiten, zu denen Darimus ihrer Kritik gegenüber offen war. Dies war jedoch kein solcher Zeitpunkt.
    „Wir warten noch ein paar Tage ab", sagte der Große Sprecher.
    „Wenn wir bis dahin nichts von Pi-Poul gehört haben, werden wir eine gewaltige Offensive gegen die Ayindi-Schiffe starten. Ich werde mich in vorderster Front befinden."
    Er blickte Holgon an, doch dieser schwieg. Er wußte genau, daß Darimus es sehr genau verstand, sich an der vordersten Front und zugleich außerhalb jeglicher Gefahr zu befinden.
    „Danach wird das Geschwätz von Pi-Pouls Freunden schnell verstummen, ihr werdet sehen."
    Er setzte sich leicht auf, und das fast orangefarbene Leuchten seines Auges füllte den ganzen Helm aus.
    Siegesgewiß sagte er: „Ihr werdet sehen, meine Freunde, alles entwickelt sich so, wie ich es geplant habe!"
     
     
     
    1.
     
    Dantach, vor über hundert Jahren Sie nannten ihn den Weisen. Er selbst nannte sich den Zweifler.
    Er hatte schon von frühester Jugend an gezweifelt: an seiner Berufung, an seinen Fähigkeiten. Selbst die Weisheit des großen Quidor von Tanxtuunra hatte er in Frage gestellt.
    Deshalb in Frage

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