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1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erlaubt."
    „Aber es ist so dunkel..."
    „Wenn du reinen Herzens bist, wird dir nichts geschehen, und du wirst den rechten Weg finden."
    Pi-Poul wußte nicht, was man tun mußte, um ein reines Herz zu haben.
    Aber die Männer sahen so unerbittlich aus, daß er es nicht wagte, weitere Fragen zu stellen.
    Zögernd umfaßte seine kleine Hand das Geländer, und er ging die ersten zwei Stufen. Dann sah er sich wieder um. Die beiden Männer hatten den Turm gerade verlassen, und die Tür schloß sich.
    Klapp. Dunkelheit umfing ihn.
     
    *
     
    Kein Fenster mit einem Lichteinfall, das ihm wenigstens ein paar Stufen den Weg weisen konnte.
    Pi-Poul wußte nicht, wieviel achthundertsiebenundneunzig Stufen bedeuteten. So weit konnte er nicht zählen. Alles, was er bei dem durch die Tür hereinfallenden dämmrigen Licht hatte erkennen können, war die Aufteilung der Stiegen in sechs Abschnitte zu jeweils sechs Stufen.
    Die magische Zahl. Davon hatte er schon gehört, denn die Gerechtigkeit wurde von sechs Prinzipien geleitet. Den Prinzipien, die einer der Männer aufgezählt hatte. Jeder kleine Raunach wurde damit konfrontiert, sobald er alt genug war, um Fragen zu stellen.
    Dann war dies vielleicht ein magischer Turm, so etwas wie ein Spiel, das er schon mit seinen Schwestern gespielt hatte. Zur Belohnung, wenn alle „Gefahren" erfolgreich bestanden waren, winkte dann ein santurianischer Sattelhopser oder ein nigelischer Klingqin. Verlor man, gab es eine Strafe, meist eine leichte energetische Entladung auf einen Finger, die durch den ganzen Körper kribbelte.
    Ja, bestimmt. So etwas mußte das sein, so etwas Ähnliches hatten sie schon einmal gespielt.
    Aber es half trotzdem nichts, auch wenn er die Wahrheit erkannt hatte: Er mußte die Stufen hinauf, sonst kam er aus dem Spiel nie mehr heraus.
    Und was hatten die Männer gesagt? Das mußte er vor Sonnenaufgang schaffen? Aber er konnte die Zeit nirgends ablesen, und er trug auch keinen Zeitmesser bei sich!
    Also mußte er sich beeilen. Wenn er nur gewußt hätte, wieviel diese Stufenzahl bedeutete. Dann hätte er ungefähr abschätzen können, wie lange er brauchte...
    Pi-Poul atmete tief durch und ging dann die ersten Stufen hinauf.
    Er konnte gut gehen, zumindest besser als seine Schwestern. Er ignorierte die Dunkelheit, klammerte sich abwechselnd mit den Händen am Geländer fest, und kletterte, halb zog er sich die Stufen hinauf. Die Abstände waren sehr groß, bestimmt nicht für ein fünfjähriges Kind gedacht.
    Als er das erste Mal eine Pause machen mußte, hatte er gerade zwölf Ecken geschafft. Das war schon sehr viel, und er war sicher, daß es nun nicht mehr weit bis oben sein konnte.
    Trotzdem war es ein dummes Spiel, mit dieser Dunkelheit um ihn herum. Es machte überhaupt keinen Spaß.
    „Ich will aufhören!" plärrte er in die Dunkelheit.
    Aber es war sinnlos. Solche Spiele wurden nie abgebrochen, nur weil einer keine Lust mehr hatte.
    Er war schon sehr müde, und sein Magen knurrte erbärmlich. Seit dem Morgen hatte er nichts mehr zu essen bekommen. Er sehnte sich nach seiner Schwebematte und einen dampfenden Teller voller Süßspeisen.
    „Dangi", schluchzte er. Wenn wenigstens seine Mutter hier wäre, sie könnte das Spiel einfach beenden und ihn in die Matte bringen. Es war doch schon spät.
    Vor sich hin quengelnd und jammernd setzte er den Aufstieg fort.
    Er ging jetzt bedeutend langsamer, kam aber besser voran. Er machte häufigere, kürzere Pausen. Trotzdem blieb die Dunkelheit um ihn herum, ohne den geringsten Lichtschimmer. Vor Wut, Hunger und Müdigkeit begann er laut zu plärren und zu schreien, trat gegen das Geländer oder trommelte mit den Fäusten dagegen.
    Ihm antwortete ein schriller Pfiff, der von oben herab kam.
    Pi-Poul verstummte sofort und legte den Kopf in den Nacken, aber natürlich konnte er nichts sehen.
    Eine Täuschung. Nur eine Täuschung...
    Ein zweiter Pfiff belehrte ihn eines Besseren. Sein Herz klopfte so wild, daß er den dritten Pfiff beinahe überhörte.
    Eine Ecke! Gab es hier irgendwo eine Ecke, die Schutz im Rücken bot?
    Er stürmte den nächsten Absatz hinauf, löste sich vom Geländer und kroch auf allen vieren in die Dunkelheit hinein, von der letzten Stufe über den Boden. Der Turm mußte ein Ende haben, das hatte er von außen gesehen.
    Die Mauern begrenzten ihn ebenfalls.
    Und er hatte es unten gesehen: Es konnte nicht viel Abstand zwischen Treppe und Mauer liegen.
    Aber wenn er schon höher gekommen war, als er

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